Sonntag, es ist kurz vor Acht, Ich drehe mich nochmal um. Der Schlafsack ist schön warm. Ich höre die ersten Geräusche aus den Nachbarzelten. Meine halbgeöffnete Tasche steht am Fußende. Die Sachen von gestern Abend liegen als Haufen obendrauf. Die Schlafenszeit war ein Kompromiss zwischen „ich koste den Moment bis zum letzten aus“ und „morgen ist Rückfahrt, knapp 500km“.
Ob Rieke schon paddeln war? Sie ist meistens die Erste auf dem Wasser. Vielleicht war ja wieder Nebel und dann noch die Morgensonne. Wenn die noch dazu kommt dann gibt es wieder ein schönes Motiv. Wie gestern Nacht, als der Frost kam und die Eiskristalle die Böden der Boote mit einer glitzernden Schicht überzog - immer wieder schön. Wenn ich das auf Arbeit erzähle, die zeigen mir, wie jedes Jahr, einen Vogel.
So, nun raus aus der wärmenden Hülle. Sachen an und schauen wer schon wach ist. Die letzten Stunden genießen, bevor es wieder nach Hause geht. Vom Zelt gegenüber kommt schon ein Lächeln und die Hand wird zum Gruß gehoben.
Das dreckige Geschirr von gestern Abend ist schon weg, oh Mann, das wollte ich doch machen … ok, dann koche ich Wasser für Kaffee und räume den Tisch für´s Frühstück leer. Frische Brötchen sind schon da, ich bin gespannt, ob sie auf dem Land- oder dem Wasserweg gekommen sind.
Donnerstag. Ich bin später angekommen als geplant. Boot abladen, Zelt aufbauen und dann die Runde drehen. Erst zwischen Zelten und Wohnwagen, dann auf dem Teichmann-Teich. Zum Träumen 1A. Dolle Adresse.
Schade, dass der Feiertag auf den Samstag gefallen ist. Es ist einfach zu kurz. Eigentlich ist es immer zu kurz: für die vielen Freunde, die neuen Gesichter, für die Geschichten des letzten Jahres, zum Staunen, wie groß die Kleinen geworden sind. Weißt du noch …
Ich merke schon, wie das Kribbeln wieder einsetzt. Das kommt immer, immer am Ende, immer dann, wenn es schön war.
Der Kaffee ist alle, das Geschirr bereit zum Abwasch, die Ersten drehen schon die Abschiedsrunde. Ein Glück, das Gros meiner Sachen ist schon in der Tasche. Nur noch das Zelt und das ganze kleine Geraffel. Boot nicht vergessen! Beim Aufstehen melden sich meine Oberschenkel, Aahh, dieses Ziehen: der Freestylemuskel, er lebt noch.
Nun bin ich an der Reihe, die Abschiedsrunde zu drehen.
Das war das diesjährige Kringelfieber. Für mich. Wie es hätte sein sollen. Momentan ist vieles anders. Das Gesellige ist momentan nicht ratsam. Hej, für Paddler gibt es härtere Schicksale. Aber irgendwann muß man wieder an Land und das Feuer mit jemanden teilen. Ich hoffe, dass es euch allen gut geht, das ihr den Mut nicht verliert und wir uns bald wiedersehen.
André (der schon Holz sammelt)