Liebe Paddler,
Nachdem ich gerade unter "Biete" (https://www.canadierforum.de/t2647f14-Nov...erior-blau.html) gefragt wurde, wie der Unterschied zwischen einem Falt- und einem Festcanadier ist, hier kurz unsere sehr subjektive Erfahrung;
Wir selbst fahren seit Mai 2009 ein Pakcanoe 160, haben aber auch schon den Ally 15,5 unseres Freundes gefahren. Unser erstes Kanu ist der Nova Craft Superior 16.
Zuerst einmal: alle Boote sind ähnlich lang. Die Breite ist in etwa vergleichbar. Alle Boote wiegen zwischen 22 und 25 kg. Ally und Pakcanoe haben annähernd einen Rundboden - allerdings bilden die Längsspannten Längsrippen im Wasser, der Bóden wölbt sich immer leicht in das Bootsinnere auf. Der Superior hat einen V-Boden.
Dadurch erklärt sich auf dem Wasser der Unterchied bei den Fahreigenschaften zwischen dem Superior und dem Pakcanoe/Ally: Der Superior ist schnell und hat einen sehr guten Geradeauslauf. Pakcanoe/Ally ähneln von den Fahreigenschaften eher einem Prospector.
Zum Aufbauzeiten/Transport:
* Der Superior benötigt natürlich keine Aufbauzeit. Runter vom Auto und rauf auf den Bach ist die Devise!
* Das Pakcanoe hat man realistisch allein in 25 min aufgebaut. Zu zweit geht es schneller. Wichtig ist, man benötigt zum Aufbau kein Werkzeug. Die Spannung auf die Aussenhülle (starke LKW-Plane) wird durch je drei Luftschläuche erzeugt. Der Transportsack ist in etwa 95 cm hoch und hat einen Durchmesser von 50 cm.
* Der Ally benötigt zum Aufbau ein Werkzeug (Gummihammer). Die Spannung der Aussenhaut (auch hier eine starke LKW-Plane) wird allein durch die Spannten hervorgerufen. Der Aufbau ist dadurch anstrengender und dauert länger als beim Pakcanoe. Und unserer Erfahrung nach sind 2 Personen beim Aufbau sehr hilfreich. Der Ally wir dohne Packsack geliefert. Dieser muss extra gekauft werden. Im Packsack hat der Ally ähnliche Maße wie das Pakcanoe.
Aus unserer Erfahrung (Wiesent und Pegnitz): Ally und Pakcanoe im Sack passen inkl. 4 Personen und Equipment in einen Audi A4 oder vergleichbar. Die Boote lassen sich auch relativ problemlos mit der Bahn transportieren.
Auf dem Wasser/Fluss:
* Der Superior muss bei sehr engen Kurven mit Kraft gepaddelt werden. WW I - also zum Beispiel die Isar - sind kein großes Problem. Manchmal fehlt allerdings durch den spitzen Bug (fehlendes Volumen) etwas Auftrieb in Schwällen. Das kann mit einer langsamen Einfahrt in den Schwall sehr gut ausgeglichen werden. Das Boot verwindet sich nicht. Auf WW I hat man aber immer noch volle Bootskontrolle.
* Das Pakcanoe verhält sich bei großen Wellen wie ein Zwischending zwischen Schlauchboot und Festboot. Es verwindet sich etwas und gleicht damit Wellen hervorragend aus. Die Spanten rutschen dabei nicht aus der Halterung. Insgesamt vermittelt das Boot ein absolut sicheres Fahrgefühl und 100 % Bootskontrolle.
* Der Ally ist deutlich steifer als das Pakcanoe, aber auch er verwindet sich in Wellen. Wie das Pakcanoe vermittelt der Ally ein Gefühl, als liege ein Brett auf dem Wasser. Man hat 100 % Bootskontrolle => unser Freund fährt teilweise stehend (!), um vor Schwällen besser die Fahrtroute zu "scouten".
Stehendes Wasser/Windanfälligkeit:
* Der Superior ist kaum windanfällig (starker Wind/Sturm ausgeschlossen) und sehr spurtreu. Dabei ist er sehr schnell zu paddeln. Macht auf Seen und Zahmwasser einfach nur Spaß!
* Pakcanoe und Ally sind windanfälliger und werden bei starkem Wind gerne "verblasen". Beide sind nicht ausgeprägt spurtreu (vergleichbar einem Prospector). Dadurch auch etwas langsamer. Aber wir wollen ja schließlich keine Rennen fahren. 
Empfindlichkeit der Bootshülle/Gestänge:
* Die Hülle des Superior besteht aus Royalex Light. Das Mateial ist relativ unempfindlich, aber man holt sich am Unterschiff Kratzer bei Grundberührung. Dellen im Material entstehen, wenn der Schaumkern beim "Anschlagen" an ein einem Stein/Baum gestaucht wird. Aber wir haben ja unsere Boote nicht für das Museum gekauft, sondern zum Paddeln.
* Ally und Pakcanoe holen sich kaum Kratzer bei Grundberührung, reagieren aber sehr empfindlich auf spitze Gegenstände. Solange im Bach runde Kiesel sind, ist hier kein Problem zu erwarten. Anders sieht es aus, bei scharfkantigem Gestein, da heißt es aufpassen. Beim hartem "Anschlagen" an ein Hindernis kann allerdings das Gestänge verbiegen. Beim Pakcanoe schützen aber die Luftschläuche sehr gut die seitlichen Gestänge. Die Schaummatte am Boden des Allys und des Pakcanoes schützen die Bodengestänge nicht zu 100 % vor Verbiegen.
* Das Gestänge des Ally's (6 Jahre alt) färbt ab. Nach dem Zusammenbau hat man schwarze Hände! Ob die aktuellen Ally's nicht färbende Gestänge haben, kann ich nicht sagen. Das Pakcanoe benutzt eloxierte Stangen, die dadurch etwas härter sind und nicht abfärben.
So, das war also der "kurze" Bericht.
Interessant wäre auch, wenn ein Fahrer eines Rando von Nautiraid seine Erfahrungen vor allem auf flotteren Bächen schildern könnte.
Andreas