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 TOURENBERICHTE
EifelBiber Offline




Beiträge: 72

25.08.2009 14:08
Zu Gast beim SOC, Dreitagefahrt Ill, 7.8.-9.8.09 Antworten

Manchmal zieht es mich zu neuen Ufern. Ein neues Boot, der Morningstar, ein neu eingebautes Knie-Brett, das rief nach einer ausgedehnteren Probefahrt. Beim SOC wurde eine Rhein-Auenfahrt angekündigt, die Etappen waren mit zweimal 14 km und dann am Sonntag noch mal 10 km eher moderat und in den Rheinauen war nicht unbedingt Wildwasser zu erwarten, also das Richtige um ein neues Boot etwas besser kennezulernen.
Nachdem noch einige Probleme behoben waren- der TÜV vom Landy war etwas abgelaufen -,habe ich mich dann kurzfristig am Montag morgen auf dem Anmeldefomular der SOC-Seite angemeldet.
Ich hatte bis zur Abreise am Donnerstag keine Bestätigung, bin aber dann trotzdem nach etwas hektischem Einpacken Donnerstag gegen 14:00 losgefahren. Mein Navi ließ auch nach einem hard reset wieder eine Zieleingabe zu, da der Campingplatz mit Adresse und sogar in google earth beschrieben war, sah ich kein unlösbares Problem. Da sich aber nun mein Navi hartnäckig weigerte,auch nur einen Satelliten zu finden, wurde die Fahrt mit der Karte "Hauptverkehrsstraßen Deutschland ADAC 1997" besonders in Saarbrücken und Strasbourg doch etwas schwierig und es war gegen 20:00 als ich den Camping-Platz in Schoenau endlich erreichte.
Das war geschafft. Die Madame, blonder Pferdeschwanz und Raubtiertop, öffnete die Schranke und meinte, die anderen mit den Booten seien weiter hinten, immer den Uferweg lang, ich sei ja auf der Liste und es wäre alles klar. Nein ich war nicht auf der Liste. Ich schrieb meine Angaben darunter und fuhr wie angegeben über den Uferweg. Lauter abgeteilte Heckenparzellen mit Wohnwagen, beschützt von Zwergenhorden, lachenden Pilzen, Maja Bienen u.ä.
wieter hinten die Heckenparzellen aber nun auch mit Tipis und Booten. Ich hielt, fragte mich nach Armin Gauch, dem Organisator der Ausfahrt durch, um mich vorzustellen.
Der hatte von meinem Erscheinen keine Ahnung, da er schon seit Montag auf dem Campingplatz war und somit meine Anmeldung nicht mehr erhalten hatte.
Ich sagte, ich sei Mitglied im GOC, und diese Fahrt habe so schön gepaßt, und deshalb der Versuch. - Ja es würde schon gehen, ich sollte erst mal Zelt aufbauen.
Der Platz war recht voll, eine echte Parzelle nicht mehr frei, aber ein Zwickel, am Ende der Reihe, mit Wasserstelle, bot Platz für Tipi und Landy.
Noch beim Aufbauen kam der Armin mit einem Exemplar der Fahrtunterlagen: 9 Seiten, davon
5 Seiten farbige Karten. Die Punkte Ausrüstung,Verpflegung,Bootstransporte, Bemerkungen,
Programm mit Fahrtstrecken und Zeiten, Anfahrtsbeschreibungen aller Ein- und Aussatzstellen mit GPS Kordinaten, die Teilnehmerliste (15 Adressen, 27 Personen, 17 Boote, 16 Unterkünfte)
- mit mir jeweils + 1-.
Dazu die farbigen Karten mit eingezeichneten Fahrwegen zu den Einsatzstellen, sowie den Routen zum Umsetzen der Autos.
- Einfach perfekt-
Ich war wegen der schwierigen Anfahrt nicht zum Einkaufen gekommen, der Camping-Kiosk hatte um 20:00 geschlossen, so blieb mir nur die Notration, Dosenwurst und Knäckebrot. Bier und Wein hatte ich auch nicht, ich wollte ja keine Eulen nach Athen tragen - so mitten im Elsaß.
so legte ich mich auch bald im Auto schlafen, nachdem ich im Schein der Lampe gesehen hatte, dass das Tipi reichlich von Nacktschnecken bevölkert war- wahrscheinlich wegen der Nähe Wasserstelle.
Am Freitag morgen wurde um 9:30 zum Briefing gerufen. Hier ließen die SOCler erst einmal den Armin hochleben für das 10 jährige Bestehen der SOC Website, die er gestaltet und betreut.
Danach ging es um die Verteilung von Booten, Autos und Fahrern. Auch das wurde zügigst gelöst: 7 Autos für 14 Boote, dazu 2 Autos für den Transport der Fahrer zur Einsatzstelle.
Ich mußte gestehen, das ich kein "Bootswägeli" hatte,wie unter Ausrüstung "fett" gefordert.
Aber auch das war kein Problem. Der Morningstar kam bei Hans Bieri mit aufs Auto.
Hau ruck, Boot über Kopf, auf die Träger, und " wer fährt, der bindet".
Der Hans ist immerhin 80 Jahre und hat sich im letzten Jahr bei Andre' Riessler einen 15 Fuss
Wood Canvas Gerrish gebaut! (Artikel im SOC-Info 02/2009)
Dann gings zur ersten Etappe von Ostheim bis Selestat, ein abwechslungsreicher Abschnitt des Ill,auch mit teilweise flotter Strömung, aber ohne Schwierigkeiten. Auch ging es durch blumengeschmückte Dörfer mit einem Gartenrestaurant,wo die Kellner mit Weste und Fliege auftrugen. Das veranlaßte uns dann auch kurz danach Rast zu machen. Für den Besuch des
Lokals waren wir einfach nicht korrekt gekleidet. An einer Bach-Einmündung fanden wir einen guten Platz. Es war sehr heiß, ein Teil der Leute ging zu einem schattigen Plätzchen um zu vespern, die anderen gleich oder nach dem Essen in den Fluss um zu schwimmen.
Nach der Ankunft in Selestat wurden die Boote auf die bereitstehenden Autos verladen und es ging zurück zum Campingplatz, nicht ohne vorher in Marckolsheim im Super-U einzukaufen.
Da Hans und ich die hervoragenden Karten in den Trockensäcken und nicht zur Hand hatten, wurde es eine kleine Rundfahrt, was uns bei den schönen Elsaß-Örtchen aber nicht leid tat.
Eigentlich wollten wir ja essen gehen, aber als der Hans vorschlug Wein und Käse an seinem Zelt einzunehmen, sagte ich gerne zu. Ich steuerte auch meinen Wein und Käse bei und nach zwei redlich geteilten Flaschen und einem breiten Themenreigen befand mich der Hans für würdig, mir eines seiner T-Shirts mit SOC - Emblem zu vermachen. Es sass wie angegossen.
Ich glaube er hielt mir auch zugute, das ich mit meinem neuen Boot nicht zu pingelig umging.
Das Boot war noch auf seinem Auto und er fuhr mit dem Finger eine neue lange Riefe an Seite entlang und meinte:"Hier fängt es schon an richtig schön zu werden".
Am nächsten morgen war es bedeckt, aber immer noch sehr warm. Nach dem Frühstück und sehr kurzem Briefing ging es zur zweiten Etappe. Es ging von Rathsamhausen bis Sermersheim.
Ein Drittel der Strecke führte über eine Seitenarm des Ill, ein Auenbach, der sich später wieder mit dem Ill vereinigte. Der Auenbach führte ziemlich wenig Wasser. Der Lauf mäanderte sehr stark, es gab niedrige Baumhindernisse und Brücken.Also Situationen "zum Auftriebskörper küssen".Es gab sehr flache Kiesgerinne, die in die schmale Fahrrinne auf der Prallseite führten, wo dann wieder die Äste der Ufervegetation hineinragten. Also insgesamt sehr kurzweilig. Als Solo Paddler hatte man genug zu tun und die Tandemfahrer hatten Ihr Tun, um die Boote um die engen Windungen zu bekommen. Mittlerweile hatte ein warmer Landregen eingesetzt.Die Wärme, der Regen, die dichte Vegetation mit Baumhindernissen, all das ließ einen an die grüne Hölle denken. Dazu kamen die Schwärme von Bremsen. Von oben bis unten nass, keine Zeit nach den Viechern zu schlagen, geschweige denn ein Insektenmittel aufzutragen; trotz unzähliger Stiche, es war die schönste Paddelstrecke der Tour.
Samstag abend gab es eine gemütliche Runde ums Feuer. Das Feuer brannte natürlich in einem Fibi - Ofen. Tom Bieri, der Sohn von Hans, ist der Entwickler des Fibi, Mit-Inhaber der Kanuschule Versam.
Also das sei so üblich mit dem Feuer und dem Erzählen am Samstagabend im SOC. da kann ich durchaus parallelen zu gemeinsam auftretenden Goc-lern entdecken.
Auch wenn mich hin und wieder jemand fragte, ob ich denn auch etwas verstünde von dem was erzählt würde, so muss ich sagen, das ich einiges über die Wehrstruktur der Schweiz, die Moral der Truppe und die Verteilung von Kurz- und Langwaffen erfahren habe. Allerdings sichere ich als Träger des SOC T-shirts vollste Geheimhaltung zu.
Der Abend ging sehr fiedlich zu Ende. Es war Vollmond, und direkt unter dem Mond stand der Jupiter mit seinen Monden, die in dieser Konstellation zu sehen waren. ( nach Angabe derer, die etwas davon verstanden. Meine Brille gab es nicht her.)
Ganz so friedlich war die Nacht dann allerdings nicht. Die Wohnwagenbesatzungen der Dauercamper machten sich fein und zogen zur angekündigten Disco am Strandpavillon des Baggersees.
Es lief Stampfbeat: oleee' ole'ole'ole' heheeehe hehe u.s.w. bis ca 2:00.
Dann übernahmen weiter entfernte Veranstaltungen die Klangkulisse der Sommernacht wie ein sich entfernendes Gewitter.
Sontags morgen dann Kurz- Briefing. (diente eigentlich nur zur Festlegung der Abfahrtszeit)
Dann ging es zur letzten Tagesetappe von Sermersheim bis Heussern. Die Autobesatzungen blieben gleich; an dieser Stelle noch mal dankeschön an Hans, der mich die ganze Zeit gefahren hat.
Originalton Hans: "In der Schweiz ist 80, hier ist 90. Der Wagen gibt viel mehr her, aber ich muß aufpassen, in meinem Alter nehmen sie gleich das Billet ab."
Die letzte Etappe war wegen der Wehre eher ruhig. Es gab eine Umtragung, man konnte Tiere beobachten. Ich sah einen Eisvogel, den einzigen auf der Tour, es gab Graureiher.
Kilian kam aufgrund des ruhigen Wassers und der grau- und weiss-haarigen Teilnehmer ins sinieren und meinte, man könne so eine Tour ja fast als "Graureiher-Tour" bezeichnen.
Ein Wort, das im Schwyzer Dialekt eine beindruckende Phonetik entfaltet.
Ich habe mir übrigens Mühe gegeben,anhand der Teilnehmerliste die Namen den Gesichtern zuzuordnen. Bei Gauch Armin , zwei Personen, Boot 1 Unterkunft Wohnwagen ging das ja noch.
Auch wenn er ohne Frau gekommen ist.
Aber das der Alois, 2 Personen 1 Boot Unterkunft Zelt allein gekommen ist und seit frühester Jugend auf Wiesi hört, weil sein Vater auch Alois heißt un die Mutter nicht wollte das immer zwei kommen wenn sie "Alois" ruft.....
Wiesi, danke für die CD mit den Bildern, ich melde mich auch noch anders.
Auf der letzten Etappe, beim zweiten Wehr, da gab es eine Rutsche oder Floßgasse. Ich habe mich vornehm zurückgehalten. Aber nachdem der Hans mit seinem Mad River die Rutsche runter gebrackert ist, habe ich mich eingedenk der Worte, das der Morningstar an einigen Stellen schon richtig schön geworden ist, hinterher gestürzt.
Direkt hinter der Rutsche gab es Pause für Mensch und Boot. es wurde geschwommen und gevespert.
Nach dem Aussetzen und der Rückfahrt zum Campingplatz habe ich das Zelt abgebaut. Dann habe ich versucht eine Dusch- Münze aufzubrauchen, dann ging es zum gemeinsamen Abendessen nach Sasbach in ein Gartenlokal. Danach der Abschied. Ich konnte mich fast von allen richtig (mit Namen) verabschieden. Es waren drei sehr schöne Tage mit netten Leuten. Danke an alle die mich so nett aufgenommen haben. Ich habe festgestellt, dass die Stechpaddler ähnlich ticken, oder gleich bekloppt sind, je nach Standpunkt. Nach dieser Erfahrung mußte ich meiner lieben Frau mitteilen, dass der Morningstar wahrscheinlich nicht das letzte Boot ist, dass ich mir angeschafft habe. Danke Hans.
Auf der Rückfahrt hat mein Navi am Montag morgen irgendwo bei Landau in der Pfalz mit einem fröhlichen " kehren Sie bitte um" seine Satelliten wiedergefunden.

Es könnte besser gehen - muss aber nicht.


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