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Dieses Thema hat 5 Antworten
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 BOOTE UND ZUBEHÖR
olfrygt Offline



Beiträge: 2

09.03.2014 19:40
Reparieren oder nicht - und wenn ja, wie? Antworten

Guten Abend,

ich habe mir vor kurzem ein gebrauchtes GFK-Kevlar-Kanu zugelegt und wollte es vor der Saison noch etwas aufmöbeln.

Am Rumpf habe ich einige Mängel entdeckt und Frage mich nun, ob ich diese versorgen muss oder nicht.





Falls ja stellt sich mir die Frage des "wie"?

Ich habe jede Menge Anleitungen zum beseitigen von Löchern und Rissen gefunden, aber hier kann ich ja schlecht Spachtelmasse auftragen und dann überkleben.

Und mit GFK-Matten würde ich (so denke ich) keine glatte Fläche mehr hinbekommen.

Vlt. hat ja einer von euch nen Tipp für den blutigen Anfänger ;-)

Danke schon mal

Fabian


docook Offline




Beiträge: 1.307

10.03.2014 11:48
#2 RE: Reparieren oder nicht - und wenn ja, wie? Antworten

Moin Fabian,
ich würd`s wie folgt machen:
Sofern die Schäden bis auf das GFK Gewebe gehen oder weniger tief sind würde ich die Stellen mit Epoxydharz auffüllen (vorher evtl. reinigen und entfetten). Den Canadier so legen, das die Schadstelle(n) waagerecht zugängig sind. Epoxydharz/Härter mit einer Topfzeit von vielleicht 30-60 Minuten anrühren. Die schadhaften Stellen möglichst plan ausfüllen/austupfen. Dafür ist es wichtig der aufgebrachten Menge Epoxyid etwas Zeit zu lassen sich an den Rändern nahtlos an zu fügen. Flach von der Seite geguckt darf aber auch kein „Epoxydberg“ zu sehen sein. Für eine glatte Oberfläche die Stellen nun mit Klarsichtklebeband überkleben und dabei eine plane Oberfläche erzeugen. Das Klebeband muss zuerst am intakten GFK kleben damit das flüssige Epoxy nicht nach dort „auswandern“ kann. Nach der kompletten Aushärtung das Klebeband wieder entfernen.
Viele Grüße
docook


Haubentaucher Offline



Beiträge: 382

10.03.2014 12:21
#3 RE: Reparieren oder nicht - und wenn ja, wie? Antworten

Hallo Fabian,

warum kann man "hier kann ich ja schlecht Spachtelmasse auftragen und dann überkleben"? Es gibt transparenten Reparatur-Gelcoat. – Funktioniert prima. Alternativ klaren Top-Coat oder, optisch nicht mehr ganz so toll, ein Polyester-Reparaturharz.
Klarlack, am besten DD-Lack funktioniert auch prima: canadierforum.de ... Aufarbeiten-Bell-Magic-Gelcoat Überkleben – höchstens mit einem Kratzschutz.

Epoxid ist UV-empfindlich und wird ohne weiteren Schutz erst gelb, dann gelb-braun und bröselig. Der Prozess hängt von der UV-Belastung ab und kann sich im günstigsten Fall über viele Jahre hinziehen. Epoxid nehme ich nur zum Kleben.

VG
Chris


olfrygt Offline



Beiträge: 2

11.03.2014 09:58
#4 RE: Reparieren oder nicht - und wenn ja, wie? Antworten

Vielen Dank erst einmal!

Mal ne ganz dumme Frage... woran merke ich, dass das GFK-Gewebe beschädigt ist?
Die Struktur scheint durch aber es fühlt sich noch glatt an. Ist es dann beschädigt oder nicht?


MrDick Offline




Beiträge: 1.344

11.03.2014 10:39
#5 RE: Reparieren oder nicht - und wenn ja, wie? Antworten

Hallo Fabian!
Relevante Beschädigungen erkennst z.B. am Weißbruch (sieht in etwa so aus wie die weißen stellen die beim knicken von ABS oder anderen Hartkunststoffen entstehen bevor sie brechen). Das sind Gewebestellen wo die Fasern entweder beschädigt (gerissen) sind oder sich aus der Harzmatrix gelöst haben. Auch wenn das Laminat sich bei Druck weich anfühlt sollte man mit einer Faserverstärkung hinterbauen bzw. Aufbessern.

Den Fotos nach zu urteilen ist das bei Deinem Boot vermutlich nicht der Fall. Ich würde es entweder, wie unten beschrieben machen, mit einem Epoxidharz-Clearcoat (mit Thixotropiermittel eingedicktes EP-Harz tut auch, ist halt nicht klar) und mit Folie abdecken. Danach nass schleifen, wenn es glatt werden soll.

Du könntest Dir aber auch überlegen ob Du nicht gleich ein Aramid-Vlies (Kevlar-Kielschutz / Bugschutz) aufkleben möchtest. Das geht relativ einfach, schnell und dann hast Du erstmal für lange Zeit Ruhe. Das Vlies bekommst meines Wissens z.B. bei Bushpaddler, fertig zugeschnitten.

Dann musst Du nur die Kontur anzeichnen, die Stelle innerhalb der Markierung gut aufrauhen (schleifen) und das, in Epoxidharz getränkte, Vlies auflegen (Ich rolle es zum Tränken auf, presse es aus und streiche nochmal sparsam Harz auf die angeraute Stelle). Anschließend lege ich eine Frischhaltefolie drüber und spanne diese mit Klebeband am Rumpf entlang ab, so dass das Vlies faltenfrei anliegt. Wenn Du schwarz magst und es noch etwas abriebfester haben willst, kannst Du Dein Harz vorher noch mit Graphitpulver mischen. Ist aber nicht unbedingt nötig. Hier führen so einige Wege nach Rom.

Was die UV-Beständigkeit von Epoxidharzen angeht, mach Dir mal keinen Kopf. Die meisten Warnungen hier zu dem Thema basieren nach meinem Eindruck eher auf der Wiedergabe von theoretischem Wissen, als auf echter Erfahrung mit aktuellen EP-Systemen. Und zum Thema DD-Lack (PUR)... klar ist das Zeug super robust, es gibt auch noch andere Lacke die keine Isocyanate enthalten. Vielleicht kommt man damit auch zurecht.

LG, Sebastian

P.S. Du könntest auch mal beim Hersteller fragen ob er nicht ein Reparaturset anbietet. (Wäre dann vermutlich ein Polyester-Gelcoat)

NEU: Infos und News für Canadian-Style- FreeStyle-Interessierte: http://www.freestylecanoeing.org
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Canadierkurse am Bodensee: http://www.canoespirit.de
Canoes aus Naturfaserlaminaten: http://www.lakeconstance.de/


Haubentaucher Offline



Beiträge: 382

11.03.2014 13:22
#6 RE: Reparieren oder nicht - und wenn ja, wie? Antworten

Hallo Sebastian,

ganz so aus der Hüfte bzw. frisch aus dem alten Handbuch kommt das nicht. Kanus liegen meistens trocken und im Schatten. Vieles, was man bei "normalen Booten" nie tun würde, rächt sich bei Kanus nie oder spät. Deswegen habe ich auch nicht abgeraten, sondern nur gesagt, es gibt auch anderes.

Surfboards und Boote, die auch unbenutzt draußen im Freien liegen, haben eher Probleme, die nicht nur mir, sondern auch anderen auffallen: soul-surfers.de ... boardbau-harze-uv; yacht.de/service/... (runterscrollen)

Am Mittelmeer hatte ich in den 90ern eine Kaffeetasse mit angeklebtem Henkel. Die stand meistens draußen. Das 5-Minuten-Epoxid von Bison hat nicht mal den Sommer überlebt. Es veränderte sich so, wie beschrieben. Novacats am Steinhuder Meer(!) liegen entweder unter einer Vollpersenning, sind farbig PU-Lackiert oder der Besitzer weiß es noch nicht. DD- bzw. PU-Lackierte Bösch- oder Riva-Boote sehen auch ohne Bootsgarage noch nach Jahrzehten aus wie neu. Ein teures Holzboot mit Epoxid zu beschichten gilt als Sachbeschädigung. Im Wooden-Boats-Forum kursieren Tricks, wie man die Sch[...] mit Föhn und Geschick wieder runter kriegt.
Natürlich kann man entgegenhalten, dass es mit neuen Harzen noch keine alten Erfahrungen gibt - so wie es noch keiner weiß, was der Akku vom I-Phone-5 nach 4 Jahren tut. Du, ich und andere sind auch unsterblich, denn es hat noch keiner das Gegenteil bewiesen.

Bei Epoxid kommen die Gesundheitsrisiken dazu, denen viele Wohnzimmerlaminierer ungenügend begegnen, weil es schwächer riecht als Polyester oder PU. Wenn man das ein paar Mal macht, passiert scheinbar auch nichts. Darin besteht auch ein grundsätzlicher Nachteil von Meinungsforen.

Wegen der Vorsichtsmaßnahmen, der Empfindlichkeit gegen Luftfeuchte beim Verarbeiten, dem eingeschränkten Temperaturbereich, dem extrem allergenen Schleifstaub, der Empfindlichkeit gegen hohe Temperaturen bei Sonne, dem hohen Preis und den erwähnten Nachteilen nehme ich es nur zum Kleben. Da ist es unschlagbar: Hält im gEgensatz zu PU-Schaumleim ohne Pressdruck und ist noch wasserbeständiger als Formalin-Leim.

Grüße
Chris


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