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Dieses Thema hat 15 Antworten
und wurde 2.325 mal aufgerufen
 ALLGEMEINES CANADIERFORUM
markuskrüger Offline




Beiträge: 1.699

15.01.2024 09:43
Sicherheit am und auf dem Wasser Antworten

Dieser Thread ist für jegliche Meldungen und Diskussionen zum Thema 'Sicherheit am und auf dem Wasser' gedacht.
Das können z.B. aktuelle Meldungen über Unfälle oder Gefahren sein, neue Erkenntnisse zu Rettungsmitteln oder ähnliches.

Das ist nicht als 'nur noch hier' gemeint, sondern als Thread, den man gerne benutzen kann, aber nicht muss!

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Mut ist oft Mangel an Einsicht,
während Feigheit nicht selten auf guten Informationen beruht...


docook Offline




Beiträge: 1.313

15.01.2024 15:51
#2 RE: Sicherheit am und auf dem Wasser Antworten

Moin,
Sicherheit am Wasser:
Kaltes Wasser- einschätzen, reagieren, Fehler
Ich mache hier mal den Anfang und beginne gleich mit einer kleinen Missgeschick Geschichte (vor vielen Jahrzehnten).
Die erste, teure M-lite fällt am Verein ins Wasser, am Anleger. Es ist Februar/März. Das Ufer bzw. Anleger, ca. 60 cm hoch, da drunter grobe Steinpackung und geschätzte Wassertiefe 1,2 m. Alleine am Verein. Bewusste Überlegung ins kalte Wasser zu gehen und nach der wertigen Taschenlampe zu tasten. Nach einigem zögern, ja, ein Versuch ist es wert. Also Kleidung reduzieren und langsam in das kalte Wasser. Mehrfache Versuche bleiben prompt erfolglos. Nun schnell aus dem Wasser, kein Problem, wie ich dachte. Mit den Händen auf dem Anleger hochdrücken, mit dem Rippenbogen abstützen, Knie nachziehen-draußen! Schon beim ersten Versuch hatte ich nicht die übliche Kraft in den Armen, wie ich heute weiß, weil der Blutkreislauf und damit die Kraft zuerst in den Extremitäten träger wird um lebenswichtige Bereiche noch genügend zu versorgen. Ok, zweiter Versuch -misslang eben so. Nun kommt langsam Angst auf… Überall sind die Anleger gleich hoch, zur Treppe schwimmen -zu weit. Jemand in Rufweite-nein! Noch ein Versuch. Mit der Aktivierung von mehr/letzter Kraft-da Angst- kam ich zur Anlegerkante hoch, gerettet und erkannt: Das war knapp!
Die Taschenlampe liegt dort immer noch.
Lehre: Unterschätze niemals die Wirkung von kaltem Wasser!
(und manchmal ist etwas „Altersweisheit“ doch auch sinnvoll!)
Viele Grüße
docook

10. Holzkanadiertreffen 21.6. – 23.6.2024 DAS ORIGINAL in Ritterhude. Infos siehe hier im Forum im eigenen thread.


von Marius, Donaumike und Rob
Kimaca Offline




Beiträge: 81

16.01.2024 07:55
#3 RE: Sicherheit am und auf dem Wasser Antworten

Ich würde es begrüßen wenn es als "nur noch hier" gedacht wäre.
Würde den Lesespaß anderer Threads extrem verbessern.

Ex: Oldtown Disco 158, Wenonah Solo+, Wenonah Rendezvouz,
Akt: Oldtown Charles River RX, Oldtown Northern Lights, Wenonah Solo+


Donaumike Offline




Beiträge: 1.345

16.01.2024 19:46
#4 RE: Sicherheit am und auf dem Wasser Antworten

Ahoi Leute.
Sicherheit auf dem Wasser.
Ich habe gerade einen Tourenbericht von mir von vor zehn Jahren durchgelesen, da hatte ich dieses Missgeschick überhaupt nicht erwähnt.
Es geht um meinen alten Trockenanzug, den ich Bergauf Richtung Donaudurchbruch (so heißt auch der Tourenbericht falls jemand nachlesen möchte) angelegt hatte.
Es war Januar, kalt, Winter und alleine unterwegs.
Jedenfalls ist mir zum Ende der Tour aufgefallen, dass ich den Reißverschluss (Rücken) vom Trockenanzug nicht verschlossen hatte, war quasi komplett offen.
Ich war nicht dick darunter angezogen und habe durch die Anstrengung auch keine Kälte empfunden.
Dieses hätte tötlich enden können.
Ich war schwer beeindruckt wo ich diese Fahrlässigkeit entdeckte, normalerweise bin ich sehr genau, so kann man sich täuschen. Ich möchte auch keinen Trockenanzug mehr wo der Reißverschluss am Rücken ist.
Seit Jahren habe ich keinen Trocki mehr, dafür Benzingemisch an Bord ✌

Grüße von der Donau Mike


Rob Offline




Beiträge: 434

17.01.2024 09:18
#5 RE: Sicherheit am und auf dem Wasser Antworten

Das war mutig von dir, Mike.
Im Januar hat die Donau, zumindest aktuell um die 3 Grad Wassertemperatur. Nicht lustig bei einer Kenterung. Kannst du dich noch an den Pegel damals erinnern ? Ich fahre aktuell nicht alleine rauf. Immer in Begleitung, falls etwas passieren sollte.
Gruß ebenfalls von der Donau, bzw. nicht weit weg davon 😉
Rob


von Donaumike
Mattes71 Offline



Beiträge: 417

17.01.2024 18:04
#6 RE: Sicherheit am und auf dem Wasser Antworten

Wir haben mal eine Hochwassertour auf der Ourthe vorzeitig beendet. Das Wasser zog schon weit vor den Wehren auf selbige zu. Mit dem Wasserstand konnten wir allerdings beim Start nicht rechnen. Dann war das die einzige Alternative. Kann man aber nicht vorher wissen.


von Donaumike
Donaumike Offline




Beiträge: 1.345

17.01.2024 19:18
#7 RE: Sicherheit am und auf dem Wasser Antworten

Hallo Rob.
Pegeltechnisch habe ich leider keine Aufzeichnungen gefunden, im Fahrtenbuch habe ich die Tour auch nicht notiert.
Vielleicht kannst Du von den Bildern etwas ableiten. Ich denke eher flach.
Hier der Bericht.

Bergauf Richtung Donaudurchbruch

An einem Stein- Wellenabweiser, Buhne... (mir fällt der Fachbegriff nicht ein) bin ich nicht vorbeigekommen, mein Catch war damals noch nicht ausgereift.

Zu zweit hat man als Backup das Vier Augen Prinzip, zum Beispiel den Trocki zu prüfen oder die Ausrüstung usw.
In diesem Fall wäre mein Mangel des geöffneten Reißverschluss sicher aufgefallen.


Grüße von der Donau oder nicht weit weg davon Mike 😉


von Rob
Rob Offline




Beiträge: 434

17.01.2024 19:31
#8 RE: Sicherheit am und auf dem Wasser Antworten

Ja, Mike, sieht nach normalen Wasserstand aus, sonst wäre mehr Strömung. Die Buhnen zu queren ist nicht schwer, wenn man sie richtig anfährt.
Komm doch mal runter nach KEH, dann paddeln wir zusammen rauf.
Gruß, Rob


von Donaumike
bollock Offline




Beiträge: 55

24.01.2024 10:47
#9 RE: Sicherheit am und auf dem Wasser Antworten

Vorab, Missgeschicke und Fehler, sei es bewusst oder unbemerkt, macht Jeder und das ist m.E. nach auch nicht zu vermeiden.
Wer sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigt und gewillt ist auf sich aufzupassen, wird schon einiges umsetzen was Sicherheit fördert.
Aber wo fängt man an, wo hört man auf.

Ich habe mal vor Jahren als Mitarbeiter der Jugendhilfe einen Kurs angefragt beim DKV, wie ich da am besten als Gruppenleiter agiere. Am Telefon sagte mir die Dame direkt, dass das erste sein sollte - zu dem Zeitpunkt war ich schon der Meinung gut Canadier fahren zu können, was sich als nicht richtig erwiesen hat über die Jahre - einen Kurs "Retten und Bergen" zu absolvieren.

Hier hat es bei mir sofort geklingelt.

Ich habe - aber leider erst später - das wirklich einmal gezeigt bekommen und gelernt. Gerade weil ich öfters auch alleine unterwegs war, war mir das wichtig, ein gekentertes Kanu wieder fahrfertig zu machen und wieder rein zu kommen.
Später in Schweden war ich mal mit der Familie auf einem Campingplatz mit Kanu Station. Ich hab dann die "Einführungsschulungen" der Gruppen in der Bucht beobachtet und musste so oft den Kopf schütteln... Wie man manche Menschen tatsächlich guten Gewissens in einem Canadier über die großen Seen lassen kann ist mir immer noch ein Rätsel.

Als Erstes würde ich mal mit dem Standardspruch aufhören, Kanu fahren sei eine der sichersten Sportarten. Natürlich passiert oft nichts. Statistisch ist es wohl wahr.
Aber wie häufig Glück damit zu tun hat, will keiner wissen.

Irgendwo stand hier "Kein Alkohol im Boot" und auch "Sicherheitskleidung tragen".
Wenn man dann regelmäßig Menschen begegnet, die ohne Schwimmwesten mit Dosenbier in der Hand im Boot sitzen, hat man auch keine Fragen mehr.

Ich hab immer Bier im Canadier gehabt. Aber getrunken hab ich es erst wenn das Lagerfeuer brannte und das Zelt aufgebaut war.

Als ich 18 oder 19 war, machte ich meine erste Tour. Auf der Diemel und dann ein bisschen Weser. Mit Freunden zu Pfingsten. Angezogen mit einer Motorrad Wachsjacke und Lederhose und Springerstiefeln, das Boot voller Bauchfleisch und Bier fühlten wir uns frei und unbesiegbar. Als ich über Bord ging war die Dieml an der Stelle zum Glück keine 120cm tief...

Mit Abstand verstehe ich erst, was ich damals für ein Trottel war.

Jahre später, meine Frau und ich, die beiden Kids 3 & 5 Jahre alt, sind wir von Lennartsfors den Foxen hoch, als das Wetter anzog und die Wellen höher wurden. Wir haben dann eine Insel angesteuert und da aus Sicherheitsgründen lieber drei Nächte Campiert, anstatt unsere Route zu verfolgen. Unabhängig davon, dass die drei Tage tatsächlich die schönsten des ganzen Urlaubs waren, würde ich das heute wieder so machen. Ich hab auch da den Kopf geschüttelt, wenn die Strategen durch die Wellen kämpften. Man muss nicht alles machen, was man glaubt zu können.

Und hier liegt für mich der Schlüssel des Ganzen. Technik, Ausrüstung. Alles schön und gut. Aber die Sicherheit ist neben dem ganzen Equipment auch ein Gefühl. Und da sollte man sich selbst gegenüber ehrlich sein. Und übersteigerter Ehrgeiz ist Fehl am PLatze.
Und gerade wenn es um ungeübte Gelegenheitsfahrer geht, haben in meinen Augen die Kanuverleiher eine riesige Verantwortung, dieses Bewusstsein zu transportieren.

Allerdings glaube ich ebenso, dass es ein Kampf gegen Windmühlen ist. Denn in meiner Lebenserfahrung ist eins besonders hängen geblieben. Mit Vernunft hat man es im Leben eher seltener zu tun...

Abschließend aber noch mal zurück zum Thema Kurs Retten und Bergen.
Ich kann so was wirklich empfehlen. ABER man muss sich bewusst sein, dass es dann trotzdem ein Unterschied ist auf einem See in einer Bucht zu üben, oder ob man mitten auf dem See mit einmal Probleme bekommt. Man sollte sich eben nie zu sicher fühlen...

In dem Sinne!


gleiter Offline




Beiträge: 482

25.01.2024 01:23
#10 RE: Sicherheit am und auf dem Wasser Antworten

Sehr interessant und informativ, Danke schön.

Wir haben mal zu Himmelfahrt am Faaker See den Kurs "Nass geworden - was nun?" mit gemacht. In Kürze: Du bringst Dein Canoe bewußt zum Kentern (was gar nicht so einfach ist - aber wenn's dann kippt kannst Du nicht mal "schei..." denken geschweige sagen, so schnell geht das!) und dann war eben die Übung das Canoe wieder wasserfrei zu bekommen - in diesem Falle T-Bergung. Und dann auch noch wieder ins Canoe kommen. Mit Helfercanoe dabei eine leichte Übung, mit ohne Unterstützung eine nette Herausforderung.

War alles in absolut fachkundiger Betreuung und so weit wie möglich im sicheren Umfeld, ich betone das explizit!

Capistrano Flip war leider nicht im Programm - das würde ich auch noch gerne im geschützten Rahmen und unter kundiger Anleitung erlernen.

In diesem Jahr war's schon recht warm, das Wasser im Uferbereich sehr badefreundlich. Draussen dann doch deutlich kühler. Und zu merken wie schwer es plötzlich wird den eigenen Körper hoch zu wuchten und erst im zweiten oder dritten Anlauf wieder zurück ins Canoe zu kommen war dann schon ein wenig nachdenklich stimmend. Plus in Folge gar nicht so wenige blaue Flecken.

Fazit: Wassertemperatur ist in der Tat nicht zu unterschätzen und so ein "Schleuderkurs" Gold wert.

Gruß aus dem Wein/4, André.


von Donaumike
wupperboot Offline



Beiträge: 314

25.01.2024 22:43
#11 RE: Sicherheit am und auf dem Wasser Antworten

Ich bin mittlerweile mehr im Seekajak als im Solocanoe unterwegs, aber bei beiden Booten finde ich kontrolliertes Aussteigen und Selbst- bzw. Gemeinschaftliche Rettung immer wichtiger.

Mag am hohen Alter (nicht waise sondern tatterig) liegen, aber gerade bei den jetzigen Temperaturen möchte ich minimal lange im Wasser sein und maximal schnell im Boot.

Leider habe ich im Canoe noch keine Solorettung wirklich erfolgreich hinbekommen, aber mit der Hilfe von Harriet Götze geht es fast wie von selbst/mit Hilfe eines anderen Bootes ganz gut.

Mit Schlinge und anderen Hilfsmitteln (wie Paddelfloat beim Kajak) ist es mir alleine nie gelungen auf dem Wasser ins Boot zu kommen. ... an die Rolle will ich erst gar nicht denken.

Abgesehen davon finde ich so Dinge wie Erste-Hilfe-Pack, Aludecke, Wasserdichtes und schwimmfähiges Telefon, ein Helm für den Fall der Fälle sowie Abschlepp- und Wurfsack wichtig, auch wenn ich keineswegs in WWirgendwas unterwegs bin.

Seitdem ich mich mit dem Thema Inklusionspaddeln beschäftige und ein Freund ein Hirnschädeltrauma erleiden musste, sehe ich da einiges kritischer... .


von Donaumike
Marius Offline




Beiträge: 178

26.01.2024 07:51
#12 RE: Sicherheit am und auf dem Wasser Antworten

Zitat von bollock im Beitrag #9
Aber die Sicherheit ist neben dem ganzen Equipment auch ein Gefühl.


"Sicherheit ist die Philosophie der Gefahren-/Unfallvermeidung" ...ganz frei nach Doug McKown aus seinem sehr guten Buch "Canoeing Safety & Rescue"

Mir erscheint es so, dass das Thema Retten & Bergen immer sehr schnell sehr groß geschrieben wird, wo zu Sicherheit aber jede Menge andere Aspekte schon vorher gehören. Ich vergleiche das immer mit einem Autoführerschein: da lernt man auch nicht den ganzen Tag, wie man einen Airbag nutzt oder Opfer aus Autos freisägt. Übertragen aufs Paddeln: lasst uns zusehen, dass Leute Gefahren kennen, dann erkennen, wenn es soweit ist und dann noch dank gedanklicher Klarheit und paddlerischer Fähigkeiten diese Gefahren vermeiden können. Und danach ist Retten & Bergen dann immer noch wichtig und sollte auch geübt werden. :-)

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bollock Offline




Beiträge: 55

26.01.2024 08:02
#13 RE: Sicherheit am und auf dem Wasser Antworten

Tja, ein grundsätzliches Risiko gibt es in unserem Hobby natürlich. Und es ist sicher gut, sich der Situation bewusst zu sein.
Ich würde aber gerne mal den Blick vom Risiko weg wenden und es nicht künstlich noch gefährlicher diskutieren als es tatsächlich ist.
Weiter oben schrieb ich schon mal was über unbedarfte Mitmenschen. Den hier anwesenden ernsthaft am paddeln Interessierten unterstelle ich mal einen anderen Angang an das Thema.
Kaltes Wasser ist tatsächlich ein Faktor. Und genau hier kann ich (natürlich auch noch bedingt) etwas tun. Kein Sonntagspaddler wird im Winter eine Tour auf einem Kleinfluss machen. Jemand der dies möchte, hat mit Sicherheit schon Erfahrungen und sollte in der Lage sein, entsprechendes Material anzuschaffen.
Ich selber habe keinen Trockenanzug. Wenn ich aber tatsächlich im Winter über einen skandinavischen See cruisen wolen würde, hätte ich einen.

Das kann man weiter ausführen, oder auch nicht. Ich kenne mittlerweile mein Können und meine Grenzen. (Gnade des Alters) und weiß auch, was ich brauche.

Einsteigen ins Boot ist tatsächlich nicht mal eben gemacht, aber auch hier bin ich nicht komplett handlungsunfähig.

Es hat auch was mit dem Boot zu tun. In meinen Prospector konnte ich relativ sicher wieder auch alleine ohne Hilfe einsteigen. Sogar von der Seite.
Mein Solo hingegen war so kippelig, das ging nur von der Bugspitze aus und hier war es kompliziert. Im Zweifel auf einem großen See würde ich mir Sorgen machen.
Also fährt man mit seinem Boot wann immer es geht so nahe am Ufer, dass man es realistisch erreichen kann.

Ich musste mehrfach auf großen Seen die Seiten wechseln, das war immer mit Konzentration und Augen auf Wind und Wellen verbunden. Gleichzeitig fühlte ich mich sowohl im Tandem als auch im Solo immer so stabil, dass ich keine größere Angst bekommen habe. Das größte Problem an Bord war immer ich.

Mein Angang an das Thema hat sich schlagartig verändert, als ich einmal richtig gemerkt habe, wie stark Wasser sein kann. Das hat meine Sicht verändert, ICH habe was verändert. Danach wurde alles besser.

Auf der Ems in OWL hatte ich mal vor einen Ausflug mit Frau zu machen, die noch nie gepaddelt ist. Ich hatte ein 550er Schiff, alles andere als wendig.
Eine Sohlschwelle war im Weg gefolgt von mehreren Felsbrocken. Nach ordnungsgemäßem Ausstieg und Begutachtung hatte ich mich dermaßen überschätzt, dass ich mir zugetraut hatte, mit einer unerfahrenen Person da mal eben zwei Schlenker zu machen und drumherummzuschippern.

Pustekuchen. Es ging schon falsch los, ich bekam das Boot nciht mehr auf die "richtige" Seite und am Ende lag es quer vor zwei Felsen.
Wir konnten sicher aussteigen, obwohl die Fließgeschwindigket recht druckvoll hoch war.

Da saßen wir nun und ich (immer noch selbstsicher) bin dann nach Hause, habe meinen 1,5to Greifzug geholt, bin ins Wasser gewartet gegen die Strömung und hab das Boot an den Haken gehangen.
Schön langsam konnte ich das Boot nun Richtung Ufer ziehen. Hierbei kippte es minimal seitlich und nach und nach füllte es sich mit mehr und mehr Wasser, bis es schließlich mit der offenen Seite voll in der Strömung hing, weiterhin aber noch gegen den Felsen gedrückt war. In Zeitlupentempo verformte sich das GFK Boot aus Köln und brach letztendlich in der Mitte durch.

Das Erste was ich gemacht habe war, einen neuen Canadier zu kaufen und das Zweite, mich zu einem Kurs anzumelden.
Nach 20 Jahren Paddeln war es mir echt peinlich, was ich NICHT wusste.

Mittlerweile weiß ich vieles besser, aber mit dem Bewusstsein, dass ich auf den Stufen der Paddelkünstler maximal im grauen Mittelfeld mitschwimme.
Seitdem bin ich mehrere Male mit absoluten Novizen als Verantwortlicher in Schweden gecruist und habe immer aus distanzierter Perspektive dafür gesorgt, dass wir mögliche Probleme gut bewältigen konnten.

Für uns Geübte hier ist Canadierfahren tatsächlich sicher genug, dass wir uns - kennen wir unsere Grenzen und Möglichkeiten - in keine besondere Gefahr stürzen.
Glaubt an Euch, vertraut Euch. Das ist eines der wichtigsten Ressourcen die ihr/wir habt/haben.


Und @Wupperboot
Inklusionspaddeln. Wow, hört sich sehr geil an. Und ich denke, dass genau das von mir oben geschriebene auf Dich zutrifft. Wenn Du mit jemandem paddelst und die volle Verantwortung für die Sicherheit trägst, wirst Du entsprechend fokussiert den Level so anlegen, dass ihr alle wieder sicher an Land kommt. Alleine dass Du "einiges kritischer" siehst zeigt doch, dass Du das notwendige Bewusstsein hast. Mach weiter, ich finde das toll!


Hydrophil Offline



Beiträge: 337

09.02.2024 15:25
#14 RE: Sicherheit am und auf dem Wasser Antworten

Vor ein paar Jahren bin ich über diesen Artikel gestolpert, dessen Inhalt n.m.M. unbedingt mehr Verbreitung finden sollte - nicht nur unter Eltern oder KanutrainerInnen.
Leider wird "Ertrinken" in Filmen immer völlig falsch dargestellt, so dass die eigentlichen Anzeichen kaum wahrgenommen werden, wenn man nicht dafür sensibilisiert ist.
Ich meine den Artikel auch mal auf dt. gelesen zu haben, finde ihn z.Zt. aber nur auf englisch:

https://slate.com/technology/2013/06/res...-the-water.html

Gute Zeiten am und auf dem Wasser, lG

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von Donaumike und Swampi
Donaumike Offline




Beiträge: 1.345

09.02.2024 19:43
#15 RE: Sicherheit am und auf dem Wasser Antworten

Ahoi, hier wurde auch schon ausführlich darüber berichtet und diskutiert, schon wieder zehn Jahre her.
Meine Wenigkeit hatte damals u.a. neben anderen Forums- Mitgliedern, Bilder und Text zum Thema Sicherheit, Wiedereinstieg aus dem tiefen Wasser.... gepostet und darüber berichtet.
Ich hatte es damals zwar geschafft, bin mir aber nicht sicher, ob es in einer realen Survival Situation auch funktionieren würde, selbst wenn man geübt ist.
Ich fand es damals ganz witzig, weil jemand vom Ufer aus gefragt hatte, ob ich Hilfe brauche....müsste auch im Faden stehen 🙃

Sicherheit beim Paddeln????

Aus meiner Sicht trägt die Theoretische Auseinandersetzung mit diesen Thema nur Früchte, wenn das Wissen im TUN liegt.
Sprich, man sollte sein Kanu und Ausrüstung so viel wie möglich benutzen.


Grüße von der Donau Mike


von Rob und Swampi
Murphy Offline




Beiträge: 299

28.02.2024 21:18
#16 RE: Sicherheit am und auf dem Wasser Antworten

Bericht und ausführlicher TV-Beitrag zum Kajakunfall vom vergangenen Sonntag auf dem Main:

https://www.tvo.de/tragisches-unglueck-a...ausflug-685975/


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