So früh im Jahr an der Treene ist es herrlich. Der Vatertag beschert uns zwei kühle Sonnentage und hinabtreibendes Dosenbier aus unzähligen gekenterten Kanadiern. Aber er vertreibt leider auch die Eisvögel im Oberlauf. Wir ziehen vorbei an halbnackten Menschen, die betrunken auf den Wiesen ringkämpfen oder aufgereiht ihre blank gezogenen Hintern fotografieren. Schwärmende Eintagsfliegen landen oft auf dem Wasser, lassen sich etwas treiben und erheben sich überraschend leicht wieder heraus. Wir finden eine kleine Kolonie nestbauender Uferschwalben an einem Steilufer und in Treia, wo wir direkt an der rauschenden Sohle zelten, Mehlschwalben, die aus einer feuchten Kuhle Lehm zu den Hauswänden tragen. Bei so viel Wasser flutscht unser Faltrusse wie ein Zäpfchen durch alle drei Staustufen. Die Strömung bringt uns ordentlich in Fahrt, die Treenedeiche schützen noch vor dem Wind. Bauern saugen mit riesigen, sehr lauten und schnellen Jaguar-Heumaschinen, das gemähte Wiesengras ein und spucken es auf parallel dahin rasende Anhänger. Dahinter picken die Störche eifrig das daraus flüchtende Kleingetier auf und nicht weniger eifrig nach konkurrierenden Mantelmöven. Im letzten Abschnitt vor Schwabstedt, wo die Treene jetzt nach Westen abdreht, sind die Wasserflächen breit und wellig, die Strömung ist verschwunden und wir nun abschnittsweise dem Wind und den Wellen ganz ausgeliefert. Wasser weht von unseren Doppelpaddeln ins Boot, die Sonne verschwindet hinter den Wolken und es wird unangenehm schattig. Zäh klebt das Ufer am Boot, das GPS zeigt 2 bis 3 Kilometer pro Stunde an. Zuvor konnten wir uns noch mit einem Bootsrennen gegen drei Alukanadier bei Laune halten, jetzt – kalt, nass, auf der Stelle tretend – droht sie zu sinken. Aber die Landschaft ist nach wie vor phantastisch. Schafe und Kiebitze haben die glotzenden Rinder abgelöst, See- und Teichrosenblätter bedecken die Bereiche vor dem Schilf, in den Flussboden gerammte Pfähle halten Fischernetze, das Trek-Trek-Trek der Rohrsänger ertönt, Rohrweihen gaukeln über dem Schilf und stürzen sich dann hinein und Störche kreisen über allem. Gegen Abend erreichen wir unseren Lieblingscampingplatz in Schwabstedt an der wunderbaren großen Treeneschleife, wo uns Jürgen und einige weitere Camper und Kinder gleich herzlich begrüßen. Nach Essen, Spielen und Baden liegen wir bald müde in den Schlafsäcken und hören, wie der starke Wind ganz oben in den großen Weiden rauscht. Er verhindert auch, dass wir am nächsten Morgen weiter nach Friedrichstadt paddeln. Jürgen ermöglicht uns netterweise dennoch unser traditionelles Tourabschlusseis auf dem Marktplatz von Friedrichstadt, indem er uns kurzerhand mit seinem Auto dorthin kutschiert. Ich erfahre eine Menge von ihm über Wanderfahrten mit dem Kanadier auf dem Meer.