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 CANOE REVIEWS
Thomas Offline



Beiträge: 82

23.02.2007 13:52
Bell Alaskan Antworten

Bell Alaskan, Tripping Canoe

1.Vorbemerkungen:
Das Boot wurde an sechs Tagen auf unterschiedlichen Gewässern getestet um einen möglichst umfassenden Eindruck zu gewinnen. An drei Tagen fuhren meine Tochter Mirjam und ich das Boot auf Ostfrieslands Gewässern bei unterschiedlichen Wetterverhältnissen im Januar 2007 (Flachwasser). Anfang Februar wurde der Alaskan gefahren auf der Ems (Telgte-Gimbte) bei leichtem Hochwasser, auf der oberen Lippe ab Sande bei einem Pegel von 170 und auf dem Eltinger Mühlbach.

2. Technische Daten:
Länge: 516cm
Breite: 93cm
Höhe:54cm; 35,5 cm; 51cm
Material: Royalex mit Kunststoffsüllrand, Joch und Gewebesitzen
Gewicht: ca. 38kg
Form: leichter Rundboden mit deutlich ausfallendem Bugsteven (wie beim Rendevouz). Beide Steven mit Flare, im Mittelschiff leichter Tumbelhome, zum Süllrand gerade.

3. Optischer Eindruck + Verhalten an Land:
Die Verarbeitung ist sauber, das Testboot hatte in Folge eines Transportschadens einen leicht eingedellten Süllrand, was sich aber nicht weiter auswirkte.
Das Boot ist gut proportioniert und sieht einfach gut aus. Der Übergang Unterwasserschiff – Überwasserschiff ist harmonisch und leicht verrundet. Durch die Verwendung von Holz anstelle von Aluwinkeln bei der Sitzaufhängung wird der Süllrand und damit die ganze Bootsschale zusätzlich versteift.
Die Form selbst zeigte sich recht verwindungssteif und der Boden wabbelte nur ganz wenig.
Der Sitzkomfort ist vorne und hinten für große und kleine PaddlerInnen gut. (Bei einem eigenen Boot kann man entsprechend genau ausfitten, mir z.B. war der hintere Sitz eindeutig zu tief.)
Das Boot lässt sich mit dem Joch alleine gut tragen, zu zweit macht das Auf- und Abladen keine Schwierigkeiten.

4. Auf dem Wasser:
a) Ostfrieslands Kanäle:
Am 13.01.2007 testeten Mirjam und ich das Boot auf einer Strecke von ca. 13 km zwischen zwei Stürmen bei einer Windstärke von 3-4 in Böen auch 5.
Die Anfangsstabilität war (sehr) gut. Wir fühlten uns sofort wie in ‚Abrahams Schoß’. Nach einer kurzen Gewöhnungsphase probierten wir die Endstabilität. Sie ist richtig gut. Das Boot lässt sich sehr berechenbar kantern und genauso auf der Kante halten. Nicht einmal kam auch nur ein Hauch von Unsicherheit auf.
Die Beschleunigung ist gut, für ein Royalexboot mit dem Einsatzzweck des Alaskan vielleicht sogar sehr gut. Ohne großen Kraftaufwand ließ sich eine Reisegeschwindigkeit von 6 km/h erzielen und auch dabei war es problemlos möglich weiter zu beschleunigen. Der Geradeauslauf ist gut, das Boot ist mit ganz normalen J-Schlängen problemlos geradeaus zu bewegen.
Überraschend gut für ein Bot dieser Länge ist die Wendigkeit, es kann praktisch ‚auf dem Teller’ gedreht werden.
Die Kombination Geradeauslauf – Wenigkeit ist für mich schon fast phänomenal.
Positiv überraschte auch die relative Windunempfindlichkeit des Bootes, was auch auf die moderate Seitenwandhöhe und dem nicht allzu hoch gezogenen Bugsteven zurückzuführen ist. Es war immer gut zu handhaben. Am 298.01.2007 fuhren wir das Boot zum zweiten Mal und fanden alle unsere Eindrücke wieder bestätigt.
Fazit: Obwohl das Boot nicht für diesen Einsatzzweck konstruiert wurde, macht es eine durchaus passable Figur.
b) Fahrt auf der Ems am 01.02.2007:
Bei dem typischen Wetter dieses Winters fuhren wir diese ca. 20km lange Strecke in drei Stunden.
Alle positiven Eigenschaften bestätigten sich auch hier auf dem fließenden Wasser. die auf dieser Strecke auftretenden Strom’schnellen’ nahm das Boot gut. Auch bei den höheren Wellen nahm es keinen Tropfen Wasser. Das gelegentliche Kehrwasserfahren war ein echtes Vergnügen, das Boot reagierte ganz exakt und zuverlässig auf alle Paddelschläge. Gelegentliche Verwirbelungen konnten dem Alaskan nichts anhaben, er lief spurtreu weiter.
Besonders positiv machte sich der Leichtlauf auf dieser Strecke bemerkbar.
Fazit: Vom ersten Augenblick an war klar, dass das Boot hier deutlich mehr in seinem Element war.
c) Fahrt auf der Lippe am 02.02.2007:
Heute testeten Heinz und ich das Boot. Nach einigen Manövern auf dem Lippesee ging es in die Slalomstrecke. Schon jetzt ist klar, das Boot ist in seinem Element. Um es kurz zu machen. Es war ein einziges Vergnügen mit dem Boot Fähren aller Art zu fahren, in Kehrwässer ein- und auszuschlingen und ganz besonders das Surfen war klasse. Bei allem ist der Alaskan sehr berechenbar und reagiert präziese auf jeden Paddelschlag. Der Trockenlauf ist für die Bordwandhöhe gut. Auch hier waren die Beschleunigung und der Leichtlauf beeindruckend. Von aufpilzendem Wasser und Schräg-/Querströmungen ließ sich das Boot nicht beeindrucken.
Fazit: Hier auf der Lippe war das Boot in seinem Element und überzeugte in jeder Beziehung.
d) Fahrt auf dem Eltinger Mühlbach am 03.02.2007:
Der Eltinger Mühlbach ist ein stark mäandrierender und nach Kyrill auch mit Baumhindernissen gespickter flott strömender Kleinfluss.
Auch hier überzeugte der Alaskan. Präzises Steuern, teilweise nur über Kanteinsatz, und gute Wendigkeit sind neben dem Leichtlauf vor allem anzumerken. Es war überraschend, wie leicht sich dieser enge Kleinfußn mit einem 17 Fuß Boot fahren ließ. Es gab kein Driften in den Kurven und das Ansteuern für die Baumunterquerungen gelang immer problemlos.
Der Alaskan war leichter zu handhaben als ein 15,6 Fuß Boot, was wir zum direkten Vergleich auch fuhren.
Fazit: Auch auf einem kleinen, stark gewundenen, flott strömenden und mit Hindernissen versehenen Kleinfluss macht das Boot eine gute Figur.

5. Abschlussbetrachtung:
Das Boot wurde auf allen Gewässertypen – mit Ausnahme von Seen – intensiv probegefahren. Nicht getestet wurde die Solotauglichkeit und Fahrten mit Gepäck.
Wer vor allem Seen und stehende Gewässer fahren möchte, sollte sich nach einem anderen Boot umschauen. Auch die Liebhaber des reinen Playboaten sollten sich nach einem speziellen Boot umsehen.
Für diejenigen, die die eierlegende Wollmilchsau suchen, ist dies Boot allererste Wahl. Das Haupteinsatzgebiet ist das Wandern auf Flüssen mit gelegentlichen Stromschnellen, die z.B. unbeladen befahren oder herunter gespielt werden können, Aber auch Flachwasserstücke lassen das Paddeln nicht zur Qual werden. Es kann nichts perfekt, doch alles (ziemlich) gut. Ich jedenfalls werde schnellstmöglich dieses Boot in meine kleine Flotte aufnehmen.

Thomas Gahlen

Ein herzliches Dankeschön noch an die Mitpaddler – Heinz, Irmi, René und Mirjam - für diese schönen Tage.


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