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Frank_Moerke Offline




Beiträge: 1.588

27.10.2005 13:18
Bell NORTHWOODS > Tourenboot > von Peter Bergmann Antworten
Im Herbst 2001 hatte ich Gelegenheit, auf einer einwöchigen Tour in Schweden den größten Tourencanadier der Firma Bell auszuprobieren, den Northwoods:

Man sieht dem Boot auf den ersten Blick an, wofür es gebaut wurde: schnelles Vorankommen auf Seen und ruhigen Flüssen. Bei 566cm Länge und 90cm Breite denkt man gleich an den alten Paddlerspruch "Länge läuft".

Ein Eindruck, der sich vollauf bestätigte. Doch nicht nur auf spiegelglattem Wasser, auch bei Wellengang spurt der Northwoods beeindruckend nach vorn. Durch den leicht eingezogenen Süllrand im Mittelbereich bleiben die meisten Wellen, wo sie hingehören: außenbords. Lediglich bei kurzen, dicht aufeinanderfolgenden Wellen zeigte die Länge ihren Nachteil, der Bug schnitt in das anrollende Wasser und mein Frontmann Georg bekam nasse Knie.

Eine Verbindung zwischen zwei Seen mit recht flotter Strömung und etlichen Steinhindernissen gab uns die Möglichkeit, das Boot auch unter Fließbedingungen zu testen. Es machte dabei eine bessere Figur, als ich es erwartet hatte. Allerdings mußte man schon deutlich Fahrt herausnehmen, um den tückischen glatten Steinen rechtzeitig auszuweichen, hat der Kahn erst mal richtig Geschwindigkeit, will er nur noch geradeaus.

Natürlich haben wir abends das Boot auch mal ohne Gepäck probiert, sowohl Tandem als auch Solo. Unser Mitpaddler Dieter brachte es auf den Punkt: "Der geht ja ab wie Schmitts Katze". Ich kenne Schmitts Katze nicht, aber sie muß höllisch schnell sein. Jetzt überraschte das Boot auch mit einer Wendigkeit, die ich ihm nicht zugretraut hätte. Schon ein bißchen Kanten reduzierte den Wendekreis drastisch.

Der Northwoods ist der größte Canadier von Bell und hat eine Zuladung von 540kg bei 15cm Freibord. Sicher haben wir diese enorme Kapazität bei weitem nicht ausgenutzt, doch so um 350kg hatten wir auch auf der Waage. Anfang Oktober muß man auch in Schwedens Süden mit allen möglichen Wetterbedingungen rechnen, der Bedarf an Packvolumen ist entsprechend. Um die Zuladung vergleichbar zu machen, eignen sich die rot-weißen Packtonnen mit 41cm Durchmesser, die es in den Höhen 64, 52 und 42cm gibt. Der Mittelteil nimmt locker drei große und zwei mittlere Fässer auf (oder entsprechende Packsäcke, die sich noch besser den Rundungen anpassen). Zwischen den Tonnen lassen sich jede Menge Kleinteile unterbringen (wenn man solche Packerei mag) und der Platz in Bug und Heck reicht für Zelt, Daypack oder ähnliches.

Fazit: das Raumangebot ist üppig, auch ein paar Bierdosen dürfen noch mit.

Unser Testboot war aus KevCrystal, einem speziellen Kevlar Laminat, das bei geringstem Materialeinsatz eine höchstmögliche Steifigkeit bietet. Ganze 22,6kg bei einem 18,6 ft langem Canadier sprechen für sich. Die Verarbeitung ist edel, sowohl bei Bootskörper als auch beim Holzsüllrand. Etwas schwach fand ich für meine 115kg die Sitzaufhängung und vor allem die nur eingeklebten Sitzgeflechte. Bei einer langen Seentour will man nicht nur knien, sondern zwischendurch auch mal die Beine strecken, und da hätte ich mir solide schnurgeflochtene Sitze a la Nova Craft gewünscht.

Wer auf Seen mit Gepäck unterwegs sein will, kann sich kaum einen besseren Canadier aussuchen, uns jedenfalls hat die Woche im Northwoods rundum Spaß gemacht.

Peter Bergmann


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