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Dieses Thema hat 7 Antworten
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 BOOTE UND ZUBEHÖR
Kanuotter Offline




Beiträge: 551

21.03.2010 15:50
Persönliche Schutzausrüstung - Warum? Antworten

Hallo Paddler,

hatte am Freitag Abend ein "erfrischendes" Erlebnis. Hier ein kleines Outing. Hat mich mal wieder angeregt, über mein "wann und wieviel" von persönlicher Schutzausrüstung und dem Üben damit nachzudenken.

Freitag Nachmittag, die Sonne scheint, Vogelrufe grenzen laut ihr Revier ab. Und endlich der Geruch von Frühling in der Luft. Vor 6 Tagen war noch Eis auf dem See.

Gegen 17:00 Uhr bin ich am Clubhaus und trage den Canadier zum Steg. Draußen auf dem See ziehen 3 Kajak ihre Runden. Zieh ich mich um? Für 20 Minuten paddeln den ganzen Stress mit den Klamotten und der muffigen Umkleide? Ich schlüpfe in den Long John, ein paar Dehnübungen und etwas warm laufen, Schwimmweste über und rauf aufs Wasser. Nach 5 Minuten ist mir so warm, dass die Jacke runter muss. Ich knote sie hinten fest. Das letzte Kajak geht raus.

Zum Schluss schnell noch ein paar Spielereien mit Kurven-Übungen und Ankanten. Warum ich plötzlich im Wasser liege? Keine Ahnung - aber Riesen Schreck. Das Boot liegt richtig und hat wenig Wasser abbekommen. Ohne Nachdenken versuche ich mich sofort hinein zu ziehen. Den Impuls hätte ich sein lassen sollen. Das klappt bei dem Boot so nicht. Hätte ich wissen sollen, denn das habe ich schon zwei mal im Sommer ausrobiert! Jetzt lass ich es sein. Die Arme werden kalt, scheiß T-Shirt, der Kopf denkt jetzt wieder, Adrenalin hilf und "hält warm".

Jacke anziehen? Dauert zu lange. Paddel ins Boot und den Canadier schiebend den Weg zum nächsten Ufer. Geschätzte 150 Meter(edit: gefühlte 150 Meter ist präziser, waren vmtl. 75 Meter). Geht nicht gut, geht ziemlich langsam, habe ich aber schon geübt. Bin froh um die Rettungsweste. Alle Kraft kann in den den Vortrieb gesteckt werden. Nach 2/3 der Strecke sinkt die Kraft in den (nackten) Armen merklich durch die Kälte. Ich bekomme Land unter die Füße. Boot kurz umgedreht, leer gemacht. Jacke an. Neopren Handschuhe an. Sofort wird es wieder warm, ich paddel zurück zum Clubhaus.

Wurfsack? Liegt in der Sporttasche am Ufer. Hätte mir geholfen, wenn er als Zugleine am Boot befestigt gewesen wäre. Schlaufe zum Widereinstieg, was ich im Sommer geübt habe? Ist auch nicht fest am Boot installiert. Beides mache ich bei Touren sonst vorher dran. Aber doch nicht für 20 Minuten...

Lebensbedrohlich war es nicht, auch in Jeans hätte ich es wohl ohne Boot bis zum Ufer geschafft. Aber nächstes mal habe ich eine Festinstallation am Boot. Und wenn es wärmer wird, übe ich den ganzen Scheiß nochmal. Inklusive hoher- und flacher Paddelstütze. Und nicht nur mal etwas. Sondern so, dass es instinktiv sitzt.

Nachdenkliche Grüße
Norbert


MrDick Offline




Beiträge: 1.345

21.03.2010 16:13
#2 RE: Persönliche Schutzausrüstung - Warum? Antworten

Hallo Norbert!
Danke für Deinen Erfahrungsbericht. Zum Glück ist es ja nochmal gut gegangen.
Wir waren heute auf dem See und habe wiedermal einige Paddler komplett ohne Schutz-Ausrüstung gesehen. T-Shirt und Hose, keine Weste - und das bei 5,5 Grad Wassertemparatur und einigermaßen böigem Wind. Es ist jedes Frühjahr das gleiche Bild und man kann es garnicht oft genug ansprechen. Eigentlich wäre es ja nicht nötig, das man sich zum potenziellen Verlierer der Evolution macht. Deshalb von mir nochmal der allfrühjährliche Link zum Coldwaterbootcamp: http://www.coldwaterbootcamp.com/

Paddle safe!
Liebe Grüße, Sebastian

--Canoes sind wie Hufeisen; die offene Seite gehört nach oben damit das Glück nicht rausfällt.
-
...der will nur spielen!
Für alle die am Bodensee spielen wollen: http://www.freestylecanoeing.org


Andreas Schürmann ( gelöscht )
Beiträge:

21.03.2010 18:30
#3 RE: Persönliche Schutzausrüstung - Warum? Antworten

Hallo Norbert
Danke für den ehrlichen Bericht, es bleibt der Ansporn zum üben, üben, üben.

Wir sind Freitag auch mit minimal Ausrüstung gefahren, ein Festmacher (Schleppleine) war aber dran. Ich hab mich dann beim Kurs deutlich näher als sonst zum Ufer orientiert.

Gruß
Andreas

"Doch es ist mit dem Feuer ähnlich wie mit dem Schwimmen, mag kommen was will, man sollte es beherrschen." :Feuer, Andy Müller


maromaier Offline




Beiträge: 263

21.03.2010 20:42
#4 RE: Persönliche Schutzausrüstung - Warum? Antworten

Auf der einen Seite steht die Ausrüstung, auf der anderen Seite das Verhalten. Vielleicht hättest du die Übungen nicht in so großer Entfernung vom Ufer machen sollen?

Gruß,
Mark.

w w w . k r i n g e l f i e b e r . d e
w w w . f r e e s t y l e c a n o e i n g . n l


Kanuotter Offline




Beiträge: 551

21.03.2010 21:03
#5 RE: Persönliche Schutzausrüstung - Warum? Antworten

Hallo Mark,

bin beim formulieren unpräzise gewesen. Gefühlte 150 Meter ist treffender. Vmtl. waren es ca. 75 m, der See ist hier ca. 200 m breit. Man kann auch sagen, ich hätte bei den Temperaturen nicht paddeln sollen, oder nur mit anderen.... Wenn es passiert ist man schlauer. Mir geht es mit dem Thema gar nicht so sehr um Tips bei der Vermeidung. Sondern um die Sensibilisierung, warum jeder für sich Vorkehrungen treffen sollte und Bequemlichkeiten genau abwägt. Mit Helm, ohne? Was nehme ich mit, tue ich, unterlasse ich? Ist sehr auf die persönliche Situation bezogen.

Das eine ist korrektes oder vorausschauendes Verhalten. Ich habe für mich aber immer wieder feststellen müssen, dass Überraschungen dann kommen, wenn man nicht (mehr) an sie denkt. Um es etwas humorvoll zu formulieren: die letzten 2 Meter vor der Toilette sind die gefährlichsten. Beim Paddeln ist es oft ähnlich. Nur der Druck in der Blase ist nicht da. Im Gegenteil, Entspannung macht sich breit. In Gedanken schon beim Ausstieg, müde von der Tour oder hungrig... . Keine Ahnung, da könnte man viel hinzu fügen. Und plötzlich passiert eine Dummheit. Dafür hat man seine persönliche Schutzausrüstung. Und das wird jeder für sich selber abwägen müssen. Auch ob, oder warum ich Abläufe/Maßnahmen im Falle der Fälle übe.

Grüße Norbert


moose Offline



Beiträge: 1.478

21.03.2010 21:30
#6 RE: Persönliche Schutzausrüstung - Warum? Antworten

wenns wasser kalt ist, ist kentern immer keine gute vorgehensweise fürs alt werden. weil gute persönliche schutzausrüstung (hierda neopren oder besser trockenanzug) für mich einfach nicht akzeptabel ist, weil lebensqualität zu stark einschränkend (bin bisher im canadier nie abgesoffen, früher nur im kajak, was aber von der sportlichen seite eh anders ist), verzichte ich auf diese zwangsjacken. ich hab am mann die schwimmweste, ein messer das alles kann, 4m2 folie fürs dach überdem kopf, paracord und feuer. und ich paddel immer nicht weiter als 20 meter vom ufer, ganz stur, das ist so meine schwimmstrecke bei unter 10° wassertemeperatur.
moose

p.s. üben hilft nix, böses kentern kommt vom chaosprinzip

sterben müssen wir alle mal - auf die qualität kommt es an

´und nicht vergessen - es geht hier ja eigentlich um den o/c


georg.boehner Offline



Beiträge: 423

21.03.2010 21:36
#7 RE: Persönliche Schutzausrüstung - Warum? Antworten

Hallo Norbert,

alles nur Erfahrungswerte (die jeder leider selbst machen muss..)
Ich bin auch Jahre nicht unfreiwillig gewassert. Aber im letzten (Moving Water)- Kurs wurden wir verdonnert, mindestens in Aquashell und mit Helm zu fahren, und siehe da, im nächsten Kehrwasser hatte ich eine delle im neuem Helm und lag im Wasser. Danach habe ich Sicherheitstechnisch aufgerüstet (im Kurs wurde uns auch der Unterschied zwischen einer anglerweste und einer Bergeweste ausführlich erläutert, neben vielen anderen Themen..).


P.S.
Danke an Armin von Canadierkurs.de, für die vielen Erläuterungen. Am Anfang habe ich vieles als übertrieben hingenommen, aber ich vergesse nie den 4 Tag, als ich gesehen habe, was die Stömung auf einen Wanderfluss mit einem Boot machen kann.


Gruss Schorsch


familyr ( gelöscht )
Beiträge:

22.03.2010 21:09
#8 RE: Persönliche Schutzausrüstung - Warum? Antworten

Hallo Norbert,

das Drama auf dem Vierwaldstättersee vom Freitagabend (auch wenns ein Motorboot war) zeigt wie recht du hast. Ein 4 jähriger ohne Schwimmweste ist offenbar über Bord gegangen. Sieht so aus, als ob ihm sein Vater (auch ohne Weste) nachgesprungen ist. Sein Vater hat noch um Hilfe gerufen, was vom Ufer aus bemerkt wurde. Die Wasserpolizei konnte den Kleinen bewusstlos bergen. Leider verstarb er am Samstag im Spital. Vom Vater fehlt nach wie vor jede Spur. Sie suchen jetzt mit einer spezial Unterwasserkamera.


Bernhard

Bin zwar noch kein Paddler, aber mal schauen ob mich das Virus erwischt.... Nun erhöhte Temperatur habe ich schon....:)


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