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 TOURENBERICHTE
Kanuotter Offline




Beiträge: 551

27.08.2008 21:45
Schwarzbach von Pirmasens bis Contwig Antworten
Abenteuer Weidenstraße – Schwarzbach von Pirmasens-Bibermühle bis Contwig

Wohin im Süd-Westen, wenn alle anderen Bäche trocken gelaufen sind und Saar, Mosel oder Rhein keine Alternative sind? Wir gehen an solchen Tagen dann gerne auf den Schwarzbach. Anfänger und Verleiher muss man hier nicht erwarten. Der Bach ist bis Zweibrücken in weiten Strecken nicht breiter als 5-7 Meter und des öfteren von tief hängenden Weiden und Erlen garniert: Riesenslalom für Kanufahrer. Spinnen, Schnecken und Blätter sind Blinde Passagiere, die ungefragt mitgenommen werden.

11:15 Uhr - Wir heben am Park&Ride-Parkplatz gegenüber dem Freibad Bibermühle das Kanu vom Dach. Von den zwei Einstiegsmöglichkeiten nehmen wir den hinteren, der ist weiter weg vom Schwall der verfallenen Mühle. Zum Einpaddeln noch 200 Meter gegen die Strömung, dann zurück und rein ins Vergnügen. Bis zur Autobahnbrücke geht es unter Weiden und Erlen hindurch. Das Tal ist eng und hoch. Zwei Landwirtschaftsbrücken werden duckend unterquert. Noch 40 cm mehr Wasser und es würde hier spannend eng. Am Ufer grüßt der Herbst mit der üppig rosa Blütenpracht des Blut-Weiderich. Unter der hoch aufragenden Autobahnbrücke der A 62 beschimpft uns eine Scharr aufgeregter Martinsgänse. Schimpft nur, 3 Monate noch....

Nach einigen Windungen, Baum Unter- und Umfahrungen beginnt Taleischweiler-Fröschen. Der Ort begrüßt uns zunächst mit Kompost- und Hintergartenromantik. Dann paddeln wir entlang der „Dorfpromenade“. Heute feiern die Angler ihr Fischerfest. Blasmusik und ausgelassene Stimmung schallt aus der Festhalle. Eine grün-gelb gestrichene Brücke gibt Hinweise, wer im Ort die meiste Gewerbesteuer zahlt. Etwas weiter ziehen wir an den großen grün-gelben Gebäuden von RENO vorbei. Beim Brücke streichen muss wohl noch etwas Farbe übrig geblieben sein - oder war es umgekehrt? Uns treibt es weiter in die Wiesen. Ein Fischreiher fühlt sich gestört und steigt träge auf. Vereinzelt springen Wasseramseln oder Bachstelzen am Ufer. Der Bach wird beständig breiter, das Tal auch. Die Hänge rücken ab vom Fluss. Wiesen- und Auwaldböschungen wechseln ab. Immer wieder stellt sich die Frage, wie es da vorne weiter geht: Slalom, Bachbiegung oder Verblockung? Irgend wann ist es dann auch eine Verblockung, gleich im Doppelpack. Die Strömung ist hier ruhig, kommt gut unter dem Baum durch, so dass wir mit dem Canadier quer anlegen können und die Kinder rausklettern. Wir heben den Canadier drüber, die Kinder klettern vom Baum in den Canadier und auf den nächsten Baum, wir hinter her und überhebenden den zweiten Baum. Hier kann man sogar ans Ufer. Das ist aber nicht überall so. An einigen steilen Brombeer- und Brennnesselböschungen hieße eine Verblockung zurück paddeln oder drüber heben (können?). In Dellbrück dann ein kleiner Schwall im Ort. Ein Schäferhund springt wütend neben dem Ufer her. Die Show, die er abzieht ist recht beeindruckend, zumal der Bach nicht so breit ist. Hoffentlich springt er nicht ins Boot.

Rischweiler kommt in Sicht. Über dem breiten Tal kreist ein Segelflieger. Kurz hinter der Dorfbrücke legen wir rechts am Holzsteg vor dem Mühlenwehr an und machen Picknick am Spielplatz. Das schöne Wetter hat Spaziergänger und Radfahrer raus gelockt, die an uns vorbei fahren. Die Leute aus dem Dorf grüßen freundlich. Nach dem Essen noch 5 Hände voll Laub, diverse Spinnen und eine Flusskrebs-Schere aus dem Boot fischen, dann umtragen wir das Wehr. Heute ist der Wasserstand so hoch, dass wir direkt hinter dem Steilwehr einsteigen können. Sonst hieße es den Radweg 300 Meter entlang bis zum Ende des Mühlkanals. Im Mühlkanal finden wir noch ein Kickboard vom letzten Hochwasser, überlassen nach Sichtung der Lage die Reparatur aber den Forellen. Beim Mühlenrücklauf wird die Strömung so flott, dass wir mit den Radfahrern, die uns hier begleiten fast mithalten können. Ein Eisvogel begleitet uns für kurze Zeit. Der Fluss hat sich tief in das Talsediment eingegraben, Sicht in die Wiesen gibt es selten. Nur durch Zufall sehe ich für einen kurzen Moment Köpfe von Wildgänsen, die nahe der Böschung grasen. Wir unterbrechen das Paddeln, legen leise an. Die Kinder krabbeln die steile Böschung hoch, ignorieren die Brennnesseln, spitzen über den Rad und verharren Minuten lang in Staunen. Später schwimmen die 5 Canadagänse weit vor uns auf einem breiteren Teil des Baches, steigen in unsere Richtung auf und überfliegen uns in kurzer Höhe. Das sind Bilder, die lange im Gedächtnis bleiben.

Falkenbusch kommt in Sicht, das Tal wird wieder enger. Die Ortsdurchfahrt wird kurz hinter der Brücke schwallig. Meist haben wir hier kurzen Grundkontakt, heute geht es aber ohne Kratzer recht flott durch. Kurz drauf dann eine Weide, die fast den gesamten Bach blockiert. Nur ganz links ist ein schmales Tor. Also wieder Kopf runter, Arme vor das Gesicht. Die Fahrt ohne Sicht und Paddel dauert zu lange, es drückt es uns mit voller Wucht auf die Wasserbausteine, die hier das Bachbett sichern. Kurz darauf machen wir für die Kinder eine Pause an einem Bachzulauf, erholen uns von dem Schreck und kontrollieren kurz den Bug. Bis Stambach geht es dann in kleinen Schwüngen durch die Wiesen. Eine Verblockung kommt, die wir langsam anpaddeln um die Lage zu sichten. Bei der Abstimmung, wie wir rausgehen kommt es zu Missverständnissen. Wir fluchen und Schwitzen, denn vorn hängt der Bug am Baum. Hinten drückt das Wasser das Boot quer. Anstrengende Sekunden, bis das Boot wieder sicher in der Strömung steht.

In den Au-Wiesen von Stambach noch eine Verblockung. Der Fluss ist so angestaut, dass rechts das Wasser über den Stamm strömt und direkt dahinter 40 cm fällt. Langsames rantasten, trotz der Brennnesseln am steilen Ufer aussteigen und aus der Nähe die Lage klären. Wir können durchpaddeln und kommen dann in die Rückstauzone der Mühle von Contwig. Gruppen von Goldruten bringen eine herbstliche Stimmung an die Ufer. Sie recken ihre gelben Blüten in die Höhe und erinnern an den kommenden Erntedank. Auch hinsichtlich dem Wasserpegel hat sich die Stimmung komplett geändert. Wo sonst der Wasserspiegel fast auf Uferhöhe ist, beinahe ohne Strömung verharrt, können wir heute die violetten Wasserwurzeln der Weiden sehen. Selbst die Wasserbausteine im Grundbett werden sichtbar. Am Ausstieg rechts vor der Mühle (Privatgrundstücke re/li, Ausstieg an den Pappeln rechts 300 m vor der Brücke) paddeln wir deshalb erstmal prompt vorbei. Hier haben wir sonst 1,5 Meter mehr Pegel. Die Mühle hat zur Entlastung das Überlauf-Wehr weit geöffnet. Wir klettern die Wasserbausteine hinauf und binden den Canadier fest. Kurzer Blick auf die Uhr: in 10 Minuten kommt der Zug. Drei bleiben beim Boot, freuen sich auf ein Eis vom örtlichen Italiener und ich düse los für den 16:52 Uhr Regionalzug zurück nach Primasens-Nord.

Seit 4 Jahren paddle ich nun diesen Bach. Heute war alles ähnlich, nur gefühlte „10 cm höher“. Und deshalb in entscheidenden Details anders. Bis letzte Woche hätte ich jedem Anfänger den Schwarzbach empfohlen, heute nicht mehr uneingeschränkt. Canadier haben trotz ihrer Bootslänge auf dem Schwarzbach auch Vorteile, weil man sich in einigen Streckenabschnitten weniger mit dem Paddel in Ästen verhakt und einseitig paddeln kann. Wir kommen mit 5 Metern bisher immer gut durch. Hut oder Kappe sind wegen Baum- und Dornenkontakt wärmstens zu empfehlen. Wegen möglicher Baumhindernisse an steilen Böschungsabschnitten auch rutschfeste Schuhe und Trittsicherheit. Bei Hochwasser oder nach heftigen Regenschauern würde ich den Schwarzbach nicht paddeln (tiefe Landwirtschaftsbrücken bei Fröschen, erhöhtes Risiko bei Verblockungen oder verschlechterter Sicht an dann noch tiefer hängenden Bäumen). Wenn alle anderen Bäche aber trocken gelaufen sind und der Sommer heiß über den Feldern brütet ist es am Schwarzbach herrlich. Kühl, schattig, beschauliche Strömung und wenig Wehre.

Planungshilfe:
Streckenlänge 18 km, je nach Umtragungen ca. 4-5 h, Pegel Contwig - http://www.hochwasser-rlp.de/mosel/karte...p?pegel=CONTWIG - ist wenig hilfreich, da zu konstant. Besser sind die saarländischen Pegel Einöd oder Blies-Castel auf http://www.saarland.de/39268.htm. Hier werden Hochwasserwellen besser sichtbar. Unser Pegel vom Sonntag: Blies-Castel 50 (von 65 stark fallend). Zugbegleitung von Pirmasens-Nord bis Blies-Castel möglich. An Wochenenden meist stündlich.
Angefügte Bilder:
DSCN5659_klein.JPG   DSCN5660_klein.JPG   DSCN5661_klein.JPG  
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