Absaufen auf der Warnow

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05.05.2010 19:13
avatar  Kontiki
#26 RE: Absaufen auf der Warnow
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Hallo,
im aktuellen DKV Kanusport-Heft (Mai 2010) gibt es eine Unfallstatistik über Kanuunfälle im Jahr 2009.
Alle 4 dort aufgeführten Todesfälle in Kombination mit kaltem Wasser (1x im April, 2x im Mai und 1x im Nov.); keiner davon im Canoe, sondern jeweils in Kajaks. Insgesamt wurden 22 Unfälle dem DKV gemeldet, davon 1x C1, 1x C10, 3x C3.
Auch wenn ich nicht weiß, ob alle Unfälle auch dem DKV gemeldet worden sind, legen diese Zahlen den Schluss nahe, dass Kanusport keine "gefährliche" Sportart ist.
Ich habe mal im Internet geschaut (ohne die Zahlen nachprüfen zu können):
Radfahrer (alle Zahlen 2008) 400-500 getötete, 79.000 Unfälle
Tote durch Flugzeugunfälle 23 (D), 799 (weltweit)
Todesfälle bei Reitunfällen 31 (D), 1054 (weltweit)
Gleitschirmspringen 6 (D), 89 (weltweit)
Schwimmen 523 (D)
tödliche Unfälle bei Motorradfahrern 656 (D)
Jeder Unfall bringt unermessliches Leid mit sich; trotzdem halte ich eine gesetzlich vorgeschriebene Schwimmwestenpflicht für nicht sinnvoll, denn ich halte es für außerordentlich wichtig, dass das eigenverantwortliche Handeln angestrebt (und gelernt) werden muss. Der Staat kann dies mit einer gut gemeinten Fürsorgepflicht nicht leisten.
Vorschriften gibt es bereits mehr als genug.
Viele Grüße
Erich


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05.05.2010 20:53
avatar  sputnik
#27 RE: Absaufen auf der Warnow
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Warum brauchen wir eigentlich immer einen Schuldigen?

- den Kanuverleiher, der jedem, der es möchte ein Kanu leiht
- den Netzbereiber, der nicht alle Funklöcher stopft
- den Bootshersteller, dessen Kanus untergehen

etc. etc.

Können wir denn gar nichts mehr selber verantworten? Beim
Autofahren haben wir Bremsassistent, Regensensor, Lichtsensor,
Klimaautomatik, Navi mit intelligenter Stauumfahrung. Beim
Fotografieren brauchen wir Gesichtserkennung, Motivautomatik,
Motivklingel , Blinzel- und Lächelmodus.

Die Leute sind freiwillig mit ihrer Oma Kanu gefahren. Sie mussten
es nicht aus einer Not heraus machen. Es war ihre eigene Entscheidung.
Also braucht man dem Vermieter auch keinen Vorwurf machen.

Man könnte diesen ständig latenten Ruf nach Kanuführerschein und
Schwimmwestenpflicht auch als Marketingstrategie der Kursanbieter
und Schwimmwestenverkäufer sehen. Denn wenn plötzlich Kurs und
Schwimmweste Pflicht werden, rollt der Rubel.

Stefan


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06.05.2010 09:24
#28 RE: Absaufen auf der Warnow
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Hi Stefan!

Mir ist am liebsten, wir brauchen keinen Schuldigen, weil nichts passiert ist!
Was wir tun können? Vorbild sein! Wenn`s gefährlich wird, auch einmal den Mund auftun.

Viele, die bei mir zum ersten mal im Kanu sind, zB. beim "Schnupperpaddeln", erzählen, wo sie raften waren, wie sie das nur knapp unbeschadet überstanden haben - Heldensagen eben.
Ca. zu diesem Zeitpunkt haben wir flußaufwärts paddelnd den Punkt erreicht, wo es nicht weitergeht, der Strömung wegen. Meine Aufforderung auszusteigen und das Kanu ein Stückchen zu ziehen, erntet meist ungläubiges Staunen. Der Held mag keine nassen Turnschuhe. Diese einfach auszuziehen ist durchaus eine Option, der Bach hat runde Steine und keine Glasscherben. Jetzt hat der Held kalte Füße, ist keiner mehr, spürt die Temperatur, spürt den Druck der Strömung, bekommt eine Vorstellung wie tief das Wasser hinter dem nächsten Stein sein kann. -Ooops, die Hose ist naß geworden -das spielt aber plötzlich keine Rolle mehr, denn er ist angekommen: am Bach, vielleicht dem Traum seiner Kindheit nahe.

Nicht wenige sind inzwischen öfter mit mir unterwegs, einige auch selbstständig, .. gerne borge ich Ihnen ein Kanu.

Szenenwechsel: AOC-Treffen Gail, WW1.
Alles erfahrene Paddler, oder?
Gerhard Grimm führt die Gruppe, ich bin nur der Lotse zum Start. Nach kurzer Unterhaltung haben wir beide Zweifel, ob wirklich alle "alte Hasen" sind.
Was folgt: Top Vorbereitung ( Helm und Auftriebskörper ), und eine komplette, sehr anschauliche und Einweisung. Natürlich schwitzen alle bei Sonne und im Neo oder Trockenanzug, aber: "Wir kleiden uns passend für die Wassertemperatur, nicht die Lufttemperatur!" ist die einleuchtende Erklärung. Die Gail ist gut eingeschenkt, auf ins WW1!
Als ich die Gruppe drei Stunden später am Ausstieg treffe, sehe ich sofort: da muß etwas gestimmt haben, Smylies sind traurig im Vergleich mit diesen Gesichtern!

Haftungsfragen werden in Zukunft eine immer größere Rolle spielen! Viele Anbieter, die das nicht ernst nehmen, werden das spätestens im Schadensfall begreifen.
Daß der Bootsführer ( in der Regel der, der hinten im Kanu sitzt ) die Verantwortung für weitere Personen im Kanu trägt, ist gesetzlich festgesetzt aber kaum bewußt! Der erfahrendste Paddler in einer Gruppe, gilt als verantwortlich für diese! Das betrifft nicht nur die "Kommerziellen" sondern auch den, der zur Nachmittagstour einläd! Mit einem Sachverständigendarüber darüberzu diskutieren, ganz ohne Schadensfall, hat mich da ziemlich sensibilisiert.

Stefan, grundsätzlich gebe ich Dir recht, ich mag keine Regelungswut und bin sehr für selbstverantwortliches Handeln.

Nur: Viele Einsteiger haben null Bezug zum Wasser, viele alte Hasen nehmen Gefahren nicht mehr ernst, weil nie was passiert ist.
Die brauchen Vorbilder, denn was Stuntmen im TV zeigen, wo Rafts mit ausgebildeten Guides fahren, oder der Bericht über den Ironman sind bestens geeignet zu suggerieren, daß eh alles easy läuft. Schwimmender Bierkasten inclusive! Eine Serie "Stuntmen sprechen mit Spitzenstortlern in der Rehabklinik" ist nicht populär.

Einsteiger müssen erst ermächtigt werden Gefahren zu sehen, ihre Sinne einzusetzen und ihnen zu vertrauen, erst dann ist Kanufahren das (fast) schönste überhaupt.

Trockene Grüße,

Ps. Über die Verwendung von Schwimmwesten mag ich nicht mehr diskutieren, GGG zB weiß wovon ich spreche.

Wolfgang Hölbling

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06.05.2010 15:00
#29 RE: Absaufen auf der Warnow
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Zitat
Können wir denn gar nichts mehr selber verantworten? Beim
Autofahren haben wir Bremsassistent, Regensensor, Lichtsensor,
Klimaautomatik, Navi mit intelligenter Stauumfahrung.


Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass uns häufig das Ziel und der Weg dorthin durcheinander geraten. ABS und Bremsassistent KÖNNEN bei GLEICHER Fahrweise zu weniger Unfällen führen. Fakt ist allerdings, dass viele ihre Fahrweise an durch diese Hilfsmittel neu gesetzten Grenzen anpassen und das Risiko wiederum genau das gleiche ist, wie vorher. Der reale 'Sicherheitsgewinn' ist also Augenwischerei.

Das Wissen, auf automatisch agierende Hilfsmittel, Dienste u.ä. zugreifen zu können, führt direkt zum Abgeben von Verantwortung.
Im Notfall kommt ja der Rettungsdienst, anschließend verklagen wir Hersteller/Veranstalter oder sonst wen, der die Verantwortung für unsere Fehler übenehmen soll - Im Absoluten Notfall sind wir ja auch noch versichert. Und wenn gar nix mehr geht, wird wenigstens noch die Lebensversicherung an die Hinterbliebenen ausbezahlt...

Viele Extremsportarten haben ihren Reiz ja gerade darin, dass dieses Sicherheitsnetz fehlt. Darin, dass nur der Sportler selbst verantwortlich ist. Wer als ungesicherter Kletterer 100m tief abstürzt, ist tot. Punkt. Man kann selbst aktiv entscheiden, welche und wie viele solcher Hilfen man in Anspruch nehmen will. Das ist letztendlich eine Frage der Lebenseinstellung. Wer 'Deine Lebensenergie ist verbraucht, willst Du den Level noch mal versuchen?' gewohnt ist, wird ein durch Ertrinken gesetztes 'Game over' vielleicht etwas überraschter zur Kenntnis nehmen.

Markus


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06.05.2010 15:46
avatar  MrDick
#30 RE: Absaufen auf der Warnow
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Zu dem Thema fällt mir folgender Film ein: https://www.youtube.com/watch?v=dBxcxGzzWfc
Die Aussage des kleinen Paddlers, das wenn er trotz Schwimmweste untergehen sollte der Hersteller Strafe zahlen müsse, und er deshalb keine Angst habe, hat mich mal echt fertig gemacht. Ich dacht mir nur, der wird mal ein guter Anwalt .

-
Wie der Dalai Lama immer sagt: "So sehe ich das!"
-
...der will nur spielen!
Für alle die am Bodensee spielen wollen: http://www.freestylecanoeing.org


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06.05.2010 23:22
avatar  sputnik
#31 RE: Absaufen auf der Warnow
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Zitat von Wolfgang Hölbling

Haftungsfragen werden in Zukunft eine immer größere Rolle spielen! Viele Anbieter, die das nicht ernst nehmen, werden das spätestens im Schadensfall begreifen.
Daß der Bootsführer ( in der Regel der, der hinten im Kanu sitzt ) die Verantwortung für weitere Personen im Kanu trägt, ist gesetzlich festgesetzt aber kaum bewußt! Der erfahrendste Paddler in einer Gruppe, gilt als verantwortlich für diese! Das betrifft nicht nur die "Kommerziellen" sondern auch den, der zur Nachmittagstour einläd! Mit einem Sachverständigendarüber darüberzu diskutieren, ganz ohne Schadensfall, hat mich da ziemlich sensibilisiert.



Diesen Sachverhalt kannte ich nicht. Das ist sehr interessant. Beim Paddeln kam ich kaum in die Situation,
der Erfahrendste der Gruppe zu sein, jedoch beim Bergsteigen habe ich schon etliche Touren für Bekannte
ausgearbeitet und bin sie mit ihnen gegangen. Es waren aber keine geführten Touren im eigentlichen Sinn,
sondern Jeder (nach meiner Ansicht) auf eigene Verantwortung. Diese mir neue Auslegung der Verantwortung
werde ich mir merken.


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07.05.2010 08:30
avatar  welle ( gelöscht )
#32 RE: Absaufen auf der Warnow
we
welle ( gelöscht )

moin
bei z. B. vom GOC ausgeschriebenen Touren oder bei mir auf dem Wintertipilager
steht ausdrücklich: kein Reiseveranstalter, auf eigenes Risiko oder eigene Gefahr...etc.

sollte die Haftung wie von Wolfgang geschildert quasi "automatisch" auf den
Erfahrenen übergehen, organisiere ich keine Kurse und Meetings mehr, zu Mal
sich in unserem Lande immer mehr eine Vollkaskomentalität ausbreitet, nach der
Devise "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass"

Und Wolfgang: auf dem AOC Treffen habe ich mir einen Schnupfen geholt, die
Arztrechnung kommt
Gruß aus der Nordheide
Albert


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07.05.2010 09:06 (zuletzt bearbeitet: 07.05.2010 10:11)
avatar  MrDick
#33 RE: Absaufen auf der Warnow
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Hallo Albert!
Der Erfahrenste in der Gruppe ist immer der Verantwortliche, auch wenn Du nur mit Freunden unterwegs bist. Du kannst als Veranstalter auf die möglichen Gefahren explizit hinweisen und Dir einen Haftungsausschluss unterschreiben lassen. Allerdings gillt das nur bis zur groben Fahrlässigkeit. Die Haftung dafür kann man nicht ausschließen. Das Beste ist, wenn man a) dafür sorgt, das nix passiert, und b) einen Plan für den Fall hat, das etwas passiert. Selbst wenn etwas schief geht, sind Deine Chancen vor Gericht bedeutend besser wenn Du nachweisen kannst, dass Du Dich mit den Risiken beschäftigt hast und dir überlegt hast wie damit umzugehen ist. Da zählt dann auch oft was allgemein anerkannte Praxis ist. Wenn Du dich daran hältst, ist die grobe Fahrlässigkeit schon so gut wie ausgeschlossen. Also immer schön auf dem Laufenden bleiben. Das macht aber trotzdem die Leute nicht wieder ganz. Daher finde ich: Vorbeugen ist besser als Heulen .

Liebe Grüße, Sebastian


P.S: Ich hab mal das angehängt was wir derzeit so verwenden. Allerdings müssten wir es auch wieder konsequenter ausfüllen lassen.

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07.05.2010 10:38
#34 RE: Absaufen auf der Warnow
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Zitat
(...) sollte die Haftung wie von Wolfgang geschildert quasi "automatisch" auf den
Erfahrenen übergehen, organisiere ich keine Kurse und Meetings mehr (...)


Das wäre sehr schade!

Hier wird wahrscheinlich auch nach der Art der 'Freizeitaktivität' unterschieden. Bei einer Hochalpinen Bergbesteigung dürfte die Risiko- und die Könnensspannbreite anders gelagert sein als beispielsweise bei einem Dutch-Oven-Treffen. bei letzterem sollte man davon ausgehen können, dass sich eigentlich keiner so dämlich anstellen können dürfte, dass er sich ernsthafte Verletzungen zuziehen könnte. Beim Schreiben kommt mir gerade der fragende Gedanke, ob das wirklich so ist... (?)

Ein 'Freistellungsformular', auf dem jeder Teilnehmer unterschreibt, dass er bestimmte Dinge zur Kenntnis genommen hat, ist vielleicht gar nicht so falsch zur Absicherung. Da sollte ein einmal erstelltes Standardformular reichen. Allerdings könnte man auch den Umkehrschluß ziehen: 'Wer sich ein Freistellungsformular unterschreiben läßt, ist dadurch automatisch auch Veranstalter im haftungsrechtlichen Sinn'. Ich frage mich gerade, bei welcher Aktivität das albern und bei welcher notwendig wäre...


Mit mehr Fragen als Antworten,
Markus


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07.05.2010 10:46
#35 RE: Absaufen auf der Warnow
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Auf der Rückseite meiner Tastatur ist ein Hinweis, dass 'einige Experten der Meinung sind, dass die Benutzung eines jeglichen Keyboards ernsthafte Schäden an Händen, Handgelenken, Armen, Schultern und Rücken verursachen kann'.

Ich bin gewarnt!


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07.05.2010 10:56
avatar  MrDick
#36 RE: Absaufen auf der Warnow
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Zitat
Auf der Rückseite meiner Tastatur ist ein Hinweis, dass 'einige Experten der Meinung sind, dass die Benutzung eines jeglichen Keyboards ernsthafte Schäden an Händen, Handgelenken, Armen, Schultern und Rücken verursachen kann'.



Das ist auch so. Bei der Maus noch schlimmer. Frag mal einen Grafiker oder Mediengestalter. Nennt sich RSI-Syndrom - nicht schön.
Allerdings kommen viele dieser Hinweise aus den USA. Dort ist das noch etwas wichtiger, da die Amis ein anderes Rechtssystem haben als wir.

Grüße, Sebastian

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07.05.2010 11:27 (zuletzt bearbeitet: 07.05.2010 11:35)
avatar  docook
#37 RE: Absaufen auf der Warnow
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Moin Markus,
zur Verletzungsgefahr bei DO Treffen. Selbt habe ich mich immer wieder gut verbrannt, obwohl ich doch wissen sollte - es ist heiß! Ich möchte garnicht darüber nach denken wie schnell man laut der voran gegangenene Zeilen in Probleme kommen kann. Meist sind auch noch Kinder dabei.

Eigentlich mache ich doch etwas um entspannt ungd gerne Wissen weiter zu geben. Und dann bin ich gleich der Erfahrenere (mitnichten)?
Obiges Thema und das bevorstehende Holzkanadiertreffen ....
...und jetzt unterschreibt erst einmal jeder folgenden Text? Oder wie soll man reagieren?
Nachdenklich
docook


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07.05.2010 11:45
#38 RE: Absaufen auf der Warnow
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Wenn die Welt (gesellschaftlich) nicht so total verweichlicht wäre, würden erwachsene Menschen für ihr Handeln selber Verantwortung tragen!!!

Wo sind wir hingekommen - seufz...


lG Leichtgewicht


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07.05.2010 12:00
avatar  MrDick
#39 RE: Absaufen auf der Warnow
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Ich glaube da muss man schon noch etwas differenzieren:

Das mit dem Erfahrendsten in einer Gruppe gillt natürlich auf dem Wasser, genauso wie in den Bergen, weil angenommen wird, dass dieser am ehesten das Wissen haben muss um eine Gefahr zu erkennen und davor zu warnen. Ein Veranstalter muss natürlich alles dafür tun, um Gefahren die von der Durchführung seiner Veranstaltung ausgehen können auszuschließen, das bedeutet nicht, dass er haftbar ist, wenn einer in's Lagerfeuer springt (solange das Lagerfeuer nicht irgendwie versteckt ist ). Ansonsten handelt er Fahrlässig. Wenn er um eine Gefahr weiss, sie aber ignoriert, handelt er grob Fahlässig. Die grobe Fahrlässigkeit ist ja das was da strafrechtlich meist relevant ist. In etwa so, als wenn du beim Spazierengehen siehst, dass ein Gullideckel offen steht, Du deine Schwiegermutter aber nicht darauf aufmerksam machst, und sie reinplumsen lässt, obwohl du es gesehen hast. Beim Veranstalter ist es noch etwas komplizierter. Da wird ja, weil er es professionell macht, davon ausgegangen, dass er einen Wissensvorsprung gegenüber seinen Kunden hat. Er muss sich deshalb ja auch informieren, und seine Kunden über Risiken informieren, wiel sie das erwarten dürfen.
Die Fragen sind doch immer, hat man es gewusst, hätte man es wissen können, hätte man es verhindern können. Natürlich machen Menschen dabei Fehler - das wird einem ja auch selten übel genommen. Spannend wird es aber, wenn es um die Frage geht, ob Fehler "bewusst" z.B. aus Gewinnstreben, oder unwissentlich gemacht wurden.
Ich bin ja kein Jurist (wollte ich auch nicht), aber ich habe das Gefühl, dass wir hier in D noch recht gut drann sind was die Gesetzeslage angeht. Zum Einen hat jeder Verantwortung für sich selbst, aber auch eine Art Fürsorgepflicht für Andere, im Rahmen seiner Möglichkeiten, und ich finde schon dass wir gegenseitig auf uns Acht geben sollten.
Kompliziert wird es halt immer sobald man etwas gewerblich macht. Das ist aber in anderen Bereichen auch so. Wer mal im HGB nachsieht, was man alles an der Backe hat, sobald man nicht mehr als Verbraucher, sondern als Kaufmann handelt, der wird sich die Augen reiben.
So als Fazit würde ich sagen, es gibt schlechtere Gesetzeslagen als die deutsche im diesem Themen-Bereich.
Wenn man als Veranstalter mit seinen Kunden so umgeht, als wären sie Familienmitglieder, dann sollte eigentlich nicht viel schiefgehen können. Das ist ein Maßstab, der für mich ganz gut funktioniert.

Grüße Sebastian

P.S. disclaimer: ich mag meine Schwiegermutter

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07.05.2010 12:29 (zuletzt bearbeitet: 07.05.2010 12:30)
avatar  docook
#40 RE: Absaufen auf der Warnow
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gelöscht


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07.05.2010 13:24
#41 RE: Absaufen auf der Warnow
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@Sebastian, ich verstehe Deine Argumentation, aber wenn Du als Veranstalter derartige Verantwortung hast, dürftest Du (analog zu Tauchunterricht) mit maximal zwei "Teilnehmern"
paddeln gehen...

Ich finde diese Verantwortungsdiskussion so überflüssig - schau' mal nach Asien/Afrika/Südamerika und erzähl' denen mal was von Veranstalterhaftung, die lachen sich tot...

Das Thema kommt immer wieder bei Unfällen auf - und warum??

Weil sich unfähige Menschen ohne Vorbereitung, ohne Können, ohne Schulung, ohne (eigenes) Verantwortungsbewusstsein und ohne Achtung der eigenen Gesundheit oder der von Mitfahrern
sinnfrei in Gefahr begeben!

Als Retter (nach Unfall) müsste man dem einen oder anderen im Nachhinein noch was hinter die Löffel geben, damit sie so etwas nicht wiederholen....


Das einzige, wo ich Fremdverantwortung sehe, ist Kindern gegenüber, die können die Folgen ihres Handelns nicht abschätzen!

Aber so herzlos es auch klingt, die "Nichtschwimmer-Oma" in dem genannten Szenario hätte eine altersbedingte Lebenserfahrung haben MÜSSEN, nicht an einer derartigen
Unternehmung teilzunehmen - wenn die ertrunken wär' hätte sich MEIN Mitleid in Grenzen gehalten.


Hört auf mit dieser verweichlichten Veranstalterhaftung - DAS sind "Ableger" aus den USA, wo die auf Kaffeebecher schreiben müssen: "Achtung, Inhalt ist flüssig und heiß, man kann sich beim Genuß den Mund verbrennen"

(Und wenn das nicht draufsteht, kann ich mir Millionen Dollar einklagen - absurd!!!)

Wenn ich auf dem Wasser oder Tauchen bin, kann ich absaufen, wenn ich in der Luft bin, kann ich abstürzen, wenn ich mich ins Auto oder auf's Motorrad oder Fahrrad setze kann ich einen tödlichen Unfall erleiden!

Man kann sich nicht gegen alles absichern!


Ihr ganzen Veranstalter tut mir leid, dass Ihr Euch mit solchen blödsinnigen Fragen abquälen müsst, wo im Fall X Rechtsanwälte und Gerichte Monate bis Jahre Zeit haben, Euch
Fehler nachzuweisen...

Am Besten bleiben wir demnächst zu Hause auf der Couch und gehen gar nicht mehr raus


lG Leichtgewicht


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07.05.2010 13:27
#42 RE: Absaufen auf der Warnow
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Hallo zusammen,
keiner braucht die Angst zu haben, bei Organisation oder Teilnahme an einer Kanutour "automatisch" für jeden Fehler eines Teilnehmers haftbar gemacht zu werden. Das gilt noch nicht einmal für explizite "Tourguides". Es gibt nämlich in der Rechtsprechung auch noch das sogenannte "allgemeine Lebensrisiko". Im Falle einer Kanutour z.B. muss jeder Teilnehmer (man macht das ja in der Regel freiwillig)sich im Klaren darüber sein, das gewisse sportartspezifische Gefahren bestehen (Kentern und seine Folgen...). Deutsche Gerichte haben in den letzten Jahren zum Glück immer wieder Entscheidungen getroffen, die in diese Richtung gehen, d.h. einem mündigen Erwachsenen grundsätzlich eine gewisse Eigenverantwortung für seine Handlungen und die daraus resultierenden Folgen zu sprechen.

Wichtig ist allerdings, daß ich als erfahrener Paddler oder "Garant" nicht vorsätzlich oder grob fahrlässig Schaden verursache bzw. nicht versuche, solchen ab zu wenden, wenn ich ihn "kommen sehe". Hier gibt es sicherlich Interpretationsmöglichkeiten, da ein mögliches Kentern auf einem 70 cm tiefen Wiesenbach ja nicht per se eine tödliche Gefahr darstellt.

Auf der sicheren Seite bin ich i.d.Regel, wenn ich die Teilnehmer einer Tour auf mögliche Gefahren, besondere Gefahrenstellen usw. hinweise, das Tragen der Schwimmweste dringend empfehle und mich auch ansonsten verantwortungsbewußt verhalte.
Veranstalter z.B. sollten in jedem Fall passende Schwimmwesten ohne Zusatzkosten anbieten (man kann natürlich auch eine "Schwimmwestenpflicht" in den Vertrag mit einem Kunden aufnehmen), eine Routen spezifische Einweisung machen u.s.w..

Kniffliger im Sinne einer Haftung ist sicherlich das Vermieten von Kanus an Personen oder das Mitnehmen auf eine Tour, wenn diese Personen erkennbar oder sehr wahrscheinlich den potentiellen Gefahren nicht gewachsen sind (z.B. offensichtlich Betrunkene, die oben angesprochenen Oma,...).

Gruß
Stephan


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07.05.2010 15:03
avatar  vauWe
#43 RE: Absaufen auf der Warnow
va

Mahlzeit,

auch wenn ich mich bei solchen Themen eigentlich lieber zurückhalte...

Es tut mir leid, aber wer eine allgemeine Schwimmwestenpflicht fordert, schießt weit übers Ziel hinaus. Eine solche Pflicht ist absolut unnötig. Paddeln ist im Allgemeinen nicht gefährlich. Klar, wer im Wildwasser fährt, sollte nie ohne Weste fahren. Gleiches gilt für Helm und Neo. Auch andere besondere Situationen erfordern sicherlich besondere Sicherungsmaßnahmen. Warum ich aber von einem Faltbootfahrer im Sommer im Spreewald verlangen soll, dass er eine Schwimmweste trägt, will mir nicht einleuchten.

Ohne die Statistiken im einzelnen zu kennen und ohne zu wissen, ob es solche überhaupt gibt, gehe ich davon aus, dass wesentlich mehr Unfälle pro gepaddeltem Kilometer bei Wildwasserfahrten passieren, als beispielsweise bei Kanurennsportlern. Wildwasserfahrer fahren eigentlich immer mit Weste, Rennsportler (über 12) eigentlich nie. Dass übermäßig viele Rennsportler tödlich verunglücken, ist mir nicht bekannt. Und das, trotzdem sie die kippligsten Boote von allen fahren und die längste Zeit auf dem Wasser zubringen, auch bei kaltem Wetter.

Das gilt auch für die Elbe um Dresden, die nun wahrlich nicht unanspruchsvoll im Rennboot ist.

Soweit mir bekannt, gab es in den letzten Jahren zwei Unfälle mit tödlichem Ausgang auf unseren paar Flusskilometern. (Dass es "nur" zwei waren, zeigt, dass Paddeln nicht allzu gefährlich sein kann, wenn man sieht, was hier so "runtergetrieben" kommt.) In beiden Fällen hätte eine Schwimmweste am Unfallgeschehen im Zweifel nichts geändert.

1. Fall:

Zwei Mädchen/Junge Frauen leihen sich einen Zweierkanadier aus, den sie einsetzen und unmittelbar nach dem Start umschmeißen. Blöderweise machen sie das ganze unmittelbar oberhalb eines dort abgestellten Schubschiffes (kann auch ein anderes gewesen sein, jedenfalls ruhend. Die Folge ist absehbar: Beide geraten unter das Schiff; eine von beiden stirbt. Ob sie Schwimmwesten getragen haben, weiß ich nicht. Geändert hätte das - einmal unter dem Schiff - nichts.

2. Fall:

Touristenpaar im Faltboot treiben fotografierend an Schloss Pillnitz vorbei. Schönster Sommer, alles wunderbar. Was sie nicht beachtet haben: Alle paar hundert Meter befinden sich in der Elbe Fahrwassertonnen. Die sind eigentlich nicht zu übersehen, geschweige denn zu überhören. Trotzdem treiben sie quer vor eine solche Tonne. Das Boot macht seinem Namen Ehre und faltet sich um das Drahtseil, mit dem die Tonne befestigt ist. Der hinten sitzende Mann wird aus dem Boot geworfen, die vorne sitzende Frau rutscht in die Spitze des Bootes und hat keine Chance, das zu überleben.

Ob hier Schwimmwesten dabei waren, weiß ich nicht. Geändert hätte das nichts.

Ich möchte nicht bezweifeln, dass Schwimmwesten leben retten können. Selbstverständlich können sie das. Ich möchte auch niemandem absprechen, seine Schwimmweste zu tragen, wenn er meint. Wogegen ich bin, ist eine Verpflichtung, die Weste zu tragen, solange ich selbst und eigenverantwortlich unterwegs bin. Und ich will auch nicht blöde angemacht werden, weil ich keine Weste trage. Das gleiche halte ich auch umgekehrt für selbstverständlich.

Etwas anderes ist aber die Frage der Verantwortung eines Veranstalters (Dass der - auch in Fällen, wo ich es für unnötig halte - auf Schwimmwesten (ggf. auch Neo und Helm) besteht, halte ich für normal. Ich würde das in einem solchen Fall auch niemals diskutieren. Der Veranstalter macht die Regeln. Wenn die mir nicht passen, brauche ich ja nicht mitzumachen.)oder des Verleihers. Beide können in den seltensten Fällen einschätzen, was die Leute, die an ihren Veranstaltungen teilnehmen oder sich Boote ausleihen, wirklich können. Dann kann ich als Verleiher eben nicht die beiden jungen Damen mit dem Boot losmarschieren lassen, in dem Vertrauen, dass die das schon hinkriegen, sondern ich muss mich vergewissern, dass das klappt. Es ist keineswegs jedem, der sich gelegentlich auf dem Wasser aufhält, klar, dass strömende Gewässer eben doch etwas anderes sind, als ein Schwimmbad. Auch wenn man - wie auf der Elbe - von Wildwasser noch recht weit entfernt ist, geht als Schwimmer gegen das Wasser erstmal garnichts. Damit ist auch klar, dass ich unmittelbar vor stehenden und dazu noch unterspülten Hindernissen niemals einsetzen sollte. Hier muss der Verleiher etwas tun. Er muss diejenigen, die ein Boot leihen, belehren und - wenn nötig - selbst schauen, das zumindest das zu Wasser gehen klappt. Etwas Erfahrung nicht nur im Marketing- sondern auch im paddlerischen Bereich schadet sicherlich auch nicht. Dazu gehört auch, dass ich als Verleiher den Ausleihenden Westen zur Verfügung stelle und sie auffordere, sie auch zu tragen; je nach Gewässer auch nachdrücklich. Wenn dann der Ausleihende die Weste an der nächsten Ecke auszieht und als Sitzkissen benutzt, ist das seine Sache und der Verleiher aus der Haftung raus.

Wer dann verunglückt, verwirklicht ebenso wie der, der auf einene Faust losgezogen ist, sein allgemeines Lebensrisiko.

Was ich sagen will? M.E. liegen beide Extrempositionen falsch. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte.

Vielleicht noch eines zur Schwimmwestenpflicht: Die ewige Lamentiererei um eine Helmpflicht beim Radfahren hat mittlerweile dazu geführt, dass Radfahrern, die von Autofahrern umgesägt wurden, eine Mitschuld an ihren Verletzungen aufgebürdet wurden. Wollt ihr diese Diskussion auch führen, wenn mal jemand von einem rücksichtslosen Motorboot umgesägt wird? Ich nicht.

Nichts für ungut, vauWe (der seine Schwimmweste das letzte mal Ostern 2009 benutzt hat)


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07.05.2010 23:56
avatar  OHZi
#44 RE: Absaufen auf der Warnow
OH

Moin, Moin,
ich melde mich mal als "geläuterter" Nichtwestenträger zu Wort.
Vor zehn Jahren hatten wir uns von einem Verleiher zwei Gebrauchtboote mit allem Zubehör gekauft ("nehmt mal besser Rettungswesten für die Kinder dazu") Durch Beobachtung wie andere paddeln und entsprechende Bücher "lernten" wir Canadierfahren. Auf unserer Hamme kaum "Westenträger" (wieso, hier ist doch keine Strömung), in den Büchern zwar Hinweise (aber die Bilder sprachen andere Worte), selbst die Bebilderung in Händlerkatalogen ließen für mich den Schluss zu: Westen für (kleine) Kinder wichtig, Westen für Erwachsene nur bei Wildwasser oder "Strebern", die es besonders gut machen wollen. In Schweden machte ich dann noch Bekanntschaft mit den typischen, günstigen Verleihwesten: Man erkannte sich an der geröteten Haut im Achselbereich!
Das waren Gründe für mich keine Weste zu tragen, denn ich wollte nicht körperlich beeintächtigt sein und dazu noch ein Depp, der "anscheinend nicht fahren kann". Den Eindruck habe ich auch im Verleihgeschäft. Die Leute wollen grenzenlosen Spass und da passt keine einengende Weste. Es geht oft auch nicht um sichere und effektive Paddeltechnik um die Natur und "sein" Boot zu schonen, sondern grenzwertige Situationen machen ja oft erst den Kick aus und das "Material" wird das wohl alles aushalten. Ich denke, den Leuten wird erst hinterher (wenn überhaupt) bewußt, wie glimpflicht manches ausgegangen ist (wenigstens habe ich eine dolle Story zu erzählen!).

Nachdem wir uns fast 9 Jahre irgendwie "über Wasser" gehalten hatten und die Kinder nicht mehr mitwollten, entschlossen sich meine Frau und ich zu einen ACA-Grundkurs. Dort wurden mir zwei Dinge erstmalig bewußt: 1. Es geht um "meine" persönliche Sicherheit. Es gibt heute Schwimmwesten, die mir Auftieb geben wenn was schief läuft, die angenehm zu tragen sind und je nach Witterung auch noch wärmen. Ich brauche keine unhandliche Korkweste aus dem letzten Jahrtausend tragen. 2. Ich kann damit anderen helfen/sie retten, ohne womöglich selbst in Not zu kommen und könnte sie im Extremfall jemanden zuwerfen. Dieser Aspekt rückt das Westetragen in ein anderes Licht, weg von dem: Wie seh' ich denn in der Weste aus! Der Kurs hatte uns den Anstoss gegeben und seitdem tragen wir regelmäßig unsere Weste. Mir wurde nur bewußt, wie wenig gute Information zu diesem Thema unter den Freunden des Paddelsports vorhanden ist (mich eingeschlossen).

Ein weitaus größerer Grund fürs Westetragen wurde allerdings die eigene Betroffenheit. Da meine Frau seit einiger Zeit mit einem plötzlich auftretenden Anfallsleiden zu kämpfen hat, welches auch beim paddeln auftreten kann, gewinnt das Tragen der Weste eine ganz andere Dimension. Auf einmal ist z.B. die Gefahr einer Ohnmacht sehr präsent. Damit wird die Weste zu einem persönlichen Schutzmantel, der einem das Gefühl einer (möglichen) Sicherheit bietet. Wer dieses Gefühl nicht kennt, wird die Weste eher als störenden Spaßverderber sehen. Diese Sichtweise kann man aber niemanden überstülpen (und das ist oft das Problem im Verleihgeschäft: Welche Argumente werden denn benutzt, wenn die Westen den Paddlern angeboten werden?).

Wir persönlich gehen seitdem in unserem Umfeld folgendermaßen vor:
1. Wir haben uns erstmal schöne, bequeme, aber damit auch teure Westen besorgt, die anderen nicht so ins Auge stechen, dass sie die Sonnebrille aufsetzen müssen (viele Westen, gerade im Verleih, verschandeln optisch die Natur und man muss sich nicht wundern, wenn die niemand anziehen möchte). Damit nähren wir das Vorurteil nicht weiter: Westen sehen immer doof aus und sind unangenehm zu tragen! Allerdings frage ich mich, ob nicht von Seiten der Westenhersteller dort optisch und preislich was gemacht werden könnte um selbst im Verleih eine günstige, aber auch attraktive Weste anbieten zu können.
2. Wir gehen mit guten Beispiel voran und tragen die Westen, auch wenn man das einzige Paar ist. Wenn Sprüche kommen tritt bei mir eine plötzliche Schwerhörigkeit ein und ich möchte nicht arrogant oder schulmeisterlich reagieren. Deshalb ist mir wichtig, dass ich die Weste selbst gerne trage und nicht mit zusammengebissenen Zähnen freundlich zurück lächle.
3. Wir haben öfters erlebt, dass uns andere Paddler auf die Westen hin angesprochen haben. Man konnte ihnen dann sachlich, aber aus dem eigenen Erleben heraus, Argumente liefern, die den Fragestellern so nicht bewußt waren.

Wahrscheinlich kann man bei diesem (scheinbar sehr emotionalen) Thema eh' nur den Weg der kleinen Schritte (oder kurzen Paddelschläge) wählen: persönlich dranbleiben und evtl. die Leuten (auch Verleihern) für dieses Thema sensibilisieren indem man sachlich darüber redet. Ansonsten muss leider immer erst was passieren............

(Mann, bin ich erschrocken wie lang meine Ausführungen geworden sind.......... dabei wollte ich nur kurz schreiben.............)

Viele nachdenkliche Grüße von Klaus aus OHZ


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08.05.2010 11:47
avatar  Andreas Schürmann ( gelöscht )
#45 RE: Absaufen auf der Warnow
An
Andreas Schürmann ( gelöscht )

Eine Schwimmwestenpflicht erscheint mir auch unötig, da lauert dann die Polizei hinter dem Brückenpfeiler und kassiert ab - ne, ne vielen Dank.
Ich bin auch nicht für eine Helmpflicht beim Fahrrad, obwohl ich schon zwei Helme gründlich geschrottet habe, ohne selbst ernsthaft verletzt zu werden.

Muß doch jeder selber wissen wie er sich(!) vom Leben zum Tote befördert.
Sind allerdings Kinder dabei, sollte jeder ein gutes Beispiel geben und Schwimmweste tragen.

Was viele nicht Schwimmwestenträger verkennen, ist das Problem der Bergung von "Kind und Kegel", wenn ich meine Arme schon zum schwimmen brauche.
Verfügt Mann über genügend Frauen, Kinder und Boote, kann man natürlich gemächlich zum Ufer schwimmen und mal sehen was so passiert.

Es gibt aber durchaus Leute die beratungsresistent sind, irgendwann kommt vielleicht auch dort die Einsicht.

Also bitte keine neuen Vorschriften.

Gruß
Andreas

"Doch es ist mit dem Feuer ähnlich wie mit dem Schwimmen, mag kommen was will, man sollte es beherrschen." :Feuer, Andy Müller


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08.05.2010 15:33
#46 RE: Absaufen auf der Warnow
Fe

Hierzu noch mal ein kurzer Beitrag aus einer anderen Perspektive. In den letzten 18 Jahren habe ich etliche Jugendfreizeiten und -Reisen im In- und Ausland durchgeführt, z.T. mit Miderjährigen. Hier ist die Haftungsfrage ja ein besonders kniffliges Gebiet. Interessant ist aber, dass selbst minderjährige Jugendliche (natürlich in Abhängigkeit von ihrem persönlichen Entwicklungsstand)eine gewissen Verantwortung für sich selbst tragen. Beispiel: Ich paddle in Norwegen mit einer Gruppe 14- 16jähriger auf einem Seensystem. Neben verschiedenen anderen Sicherheitsmaßnahmen, mache ich unmissverständlich deutlich, dass alle ihre Schwimmwesten tragen und geschlossen halten müssen. Wenn nun einer der Teenies, sich hinter meinem Rücken der Weste entledigt, kentert und wegen eines Kälteschocks oder einer anderen dummen Situation ertrinken sollte, kann man mir als Leiter der Gruppe rechtlich nicht ans Leder (außer ich habe in anderer Hinsicht fahrlässig gehandelt). Die Aufsichtspflicht, die ich als Gruppenleiter habe, bedeutet nicht lückenlose Überwachung. Aber: Wenn ich nicht für alle völlig klar gemacht habe, an welche Sicherheitregeln, sie sich auf dem Wasser zu halten haben und es passiert etwas, kann ich unter Umständen als Aufsichtperson im Knast landen.
Das fiel mir nur zum Stichwort "Verantwortung" ein. Die Verantwortung eines Veranstalters liegt meiner Meinung nach auch darin, auf die Eigenverantwortung hinzuweisen.
Noch ein Wort zu dem Thema, der Erfahrenste in einer Gruppe trägt die Verantwortung: Wenn du zufällig beochtest, wie ein anderer Paddler, den du vielleicht nicht einmal kennst, in schwierigem Gewässer kentert, und du nur belustigt zuschaust obwohl du Kenntnis und Erfahrung im Retten und Bergen hast, kannst du wegen unterlassener Hilfeleistung große Schwierigkeiten bekommen, falls ihm etwas zustößt. Genauso wie ein Arzt oder Sanitäter, sein Können einsetzen MUSS, auch wenn er unbeteiligt zu einem kritischen Geschehen dazu kommt. Jede Art von Wissen und Erfahrung beinhaltet gleichzeitig auch eine eine gewisse Verantwortung, die man nicht einfach abschütteln kann. Für die Dummheit oder Fahrlässigkeit anderer, kannst du natürlich nicht verantwortlich sein. Doch selbst da gilt, dass "Dummheit" meistens eher Unwissenheit ist. Auch wenn es meistens ätzend ist, als "Besserwisser" oder "Wichtigtuer" dazustehen, es gibt sicher Situationen, wo erfahrene Sportler anderen auf Gefahren hinweisen sollten, obwohl sie mit diesen anderen überhaupt gar nichts zu tun haben und auch nicht für sie verantwortlich sind.

In der Hoffnung, dass wir alle immer mit Blauem Auge (oder soll ich sagen mit nassen Füssen) davonkommen.

FeuchtSocke


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08.05.2010 16:05 (zuletzt bearbeitet: 08.05.2010 16:22)
#47 RE: Absaufen auf der Warnow
avatar

Zitat von FeuchtSocke
Beispiel: Ich paddle in Norwegen mit einer Gruppe 14- 16jähriger auf einem Seensystem...



Als erwachsener Betreuer alleine ?? Mit wie vielen Teens ?? Als ambitionierter Anfänger (Zitat) ???

Zitat von FeuchtSocke
Wenn nun einer der Teenies, sich hinter meinem Rücken der Weste entledigt, kentert und wegen eines Kälteschocks oder einer anderen dummen Situation ertrinken sollte, kann man mir als Leiter der Gruppe rechtlich nicht ans Leder



DAS ist sicherlich Blödsinn, da würde Dir jeder Staatsanwalt unterstellen, Du hättest die Dir anvertrauten Schützlinge im Blick haben MÜSSEN (Garantenstellung)

Dann fragt man Dich, warum Teens "hinter Deinem Rücken" gepaddelt sind - schöner Veranstalter (MEINE Kids kriegst DU schon mal nicht mit...)


Das Problem bei der Sache wird sein, dass alle "Sachverständigen" gaaanz viel Zeit haben, DIR im Nachhinein Fehler nachzuweisen.

Wenn bei Deinem Szenario jemand absäuft, wäre es natürlich suboptimal, was ist aber, wenn derjenige erst absäuft (dann gerettet werden kann) und mit minutenlangem Sauerstoffmangel als sabberndes "Etwas" überlebt & lebenslang Vollpflege bedarf???

Trägst Du dann die Kosten??? Glaubst Du im Ernst, da bist Du aus der Haftung raus??

Herzlichen Glückwunsch!

Ich möchte nicht mit Deiner Illusion von "...da kann mir als Leiter (keiner) rechtlich ans Leder..." tauschen!

Mal 'ne private Frage anbei (wir sind ja "unter uns") Bist Du ausgebildeter Rettungsschwimmer??


Bevor Du Dich jetzt (öffentlich) angepisst fühlst - sei nicht sauer, ich hab's etwas überspitzt dargestellt, aber genau so darfst Du Dich im Fall X befragen lassen...


lG Leichtgewicht



PS: einmal "nachtreten" sei mir nochmal erlaubt - Sicherheit mit Anfängern und Kindern - DA sind Dir ja schon fast welche angenippelt...

(Tröste Dich, ich bin a) ein Arsch () & b) auch nicht fehlerfrei () )


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08.05.2010 18:44 (zuletzt bearbeitet: 08.05.2010 18:50)
#48 RE: Absaufen auf der Warnow
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@moose:

ZITAT "...verantwortungslose..., guides, veranstalter etc gibt es reichlich etwa 95%..."



Jetzt "kenn'" ich auch welche...





Damit wir uns hier alle richtig verstehen, ICH ziehe eine ganz klare Trennlinie zwischen Guides/Veranstaltern und VERMIETERN!!!


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09.05.2010 09:08
#49 RE: Absaufen auf der Warnow
Fe

Hallo Leichtgewicht,

danke für die anschauliche Demonstration, wie man auseinander genommen wird, wenn tatsächlich etwas passieren sollte.

FeuchtSocke


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09.05.2010 11:19 (zuletzt bearbeitet: 09.05.2010 11:20)
#50 RE: Absaufen auf der Warnow
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Praxis: ein Beispiel.
AOC-Treffen 2010, Abenddämmerung, ca. 14°C Wassertemp, leicht böiger Wind.
Quattro G (ganz guter Geist Günter) macht mich aufmerksam, daß jemand ohne Schwimmweste zuerst ufernahe, jetzt aber über das offene Wasser unterwegs ist. Ich sehe das Kanu in der Ferne. Was füe eine Gelegenheit, für eine kleine flotte Ausfahrt! Ich schnappe mir eine zweite Schwimmweste, und los gehts! Einmal so richtig Auspaddeln, speed ist gefragt. Ich hole auf, ein, frage ob ich störe, wir fahren gemeinsam - jetzt beide mit Schwimmweste - plaudern. Eine schöne Abendrunde um die Insel!
Ein "worst case" Scenario will ich mir dazu gar nicht ausmalen, wozu?
Es war ein willkommener Grund zum Kanufahren.
Und wenn ich keinen habe? Dann gehts auch ganz ohne!

Will sagen: Ich versuche eine angemessene "Haltung" zum Thema Sicherheit zu entwickeln und zwar von der für mich richtigen Seite her. Sollte ich dabei über das Ziel hinausschießen, habe ich zumindest in diesem Fall dennoch einen Gewinn erziehlt - siehe oben...

Die wiederholte Beschäftigung mit dem Thema auch hier im Forum, halte ich für wertvoll.

Sichere Grüße

Wolfgang Hölbling


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