Das eigendliche Problem bei diesen "Deckenmänteln" sehe ich in der "Nicht Winddichtigleit". Wenn der Wind die Wärme aus der Decke bläst wird es eben kühl. Inwieweit diese Capotendecken wirklich bei Trapern und Voyageuren beliebt waren weis ich icht, aber es hat mal irgendwer dieses hier Geschrieben - weis nur nicht wer :
TRAPPER MIT BLASENENTZÜNDUNG
Mythos und Realität der Trapperkleidung
Immer wieder begegnen mir Jungs die sich stolz als Trapper vorstellen, an deren Kleidung ich feststellen muss, dass sie sich mit ihrem dargestellten Job als Fallensteller nie auseinander gesetzt haben. Mag es sein das der Grund die sich immer mehr festgesetzte Meinung deutscher Publikationen ist, es beschäftigte sich auf dem jungen amerikanischen Kontinent jeder mit der Fallenstellerei, egal wo er sich aufhielt. Oder die Anlehnung an die Hollywood Filmromantik, die den Trapper als einsamen Wanderer im Miniatur Kanu, tausende Meilen entfernt von der Zivilisation darstellt. Natürlich in voller Ledermontur mit meterlangen Fransen und Pelzmütze, selbst bei strahlendem Wetter und grünen Wiesen.
Die Frage
Und hier tauchen die ersten Fragen auf. Wie kann ich in einem 5 Meter Kanu mit einer Zuladung von ca. 200 Kilo meine komplette Ausrüstung, Verpflegung, mich selbst und auf dem Rückweg auch noch den rentablen Ertrag an Fellen einer Saison unterbringen? Selbst wenn alles reinginge wird das Kanu für einen Mann nicht mehr manövrierbar und würde irgendwann samt Ladung verlustig gehen. Man fährt schließlich nicht auf einem Ententeich, sondern in naturbelassenem Gewässer. Und das nicht im Sommer, da dann die Felle nichts taugen, sondern im Spätherbst oder im frühen Frühjahr wo es noch arschkalt ist. So, jetzt ist der gute Mann mit seinem Boot mal gekentert, wer von euch Kanu fährt weiß wie schnell das passieren kann, mit seiner gestylten Leder-Fransen-Klamotte gebe ich ihm 30 Sekunden bis zum Ertrinken. Es reicht schon normale, warme Bekleidung die sich mit Wasser voll saugt, um einen beim Schwimmen erheblich zu behindern, aber Leder wird verdammt schwer und schnelles Ausziehen ist auch keine Ausrede. Das Zeug wenn nass ist klebt es an der Haut wie Pech. Adios Trapper.
Der Job
Lassen wir das mal so stehen und wenden wir uns seinem Job zu, dem Fallenstellen. Das Pelzvieh, das den meisten Ertrag bringt, ist der Biber und dieses Tierchen lebt wie Ziel zwei, der Otter, im Wasser. Fallen für beide werden im Wasser aufgestellt und verankert. Wenn jemand meint, er könne sich an die Biberrutsche (leicht erkennbarer Wasser-Landwechsel) hinstellen und von Land seine Falle aufstellen, is nicht. Biber sind sehr vorsichtig und dulden keine anderen Spuren auf ihrem Trail. Man muss sich schon vom Wasser aus an die Stelle machen. Der Herr Trapper steht also den halben Tag bis zu den Knien im kühlen (arschkalten) Nass und stellt seine Fallen auf. Mit langer, fransenbewehrter Lederhose, auf die wir alle so stolz sind. Jetzt, Achtung, logisch denken....Hirschleder, nass, trocknet ewig nicht, wird länger, spröde und bricht. Außerdem müßte er zum Trocknen seiner Beinkleider blankziehen und mit blankem Hintern im Camp rumsausen um den Rest des Tagwerks zu vollbringen (abziehen, schaben, aufspannen der Felle), ist reichlich unpraktisch. Tut er es nicht, möchte ich seine Unterleibsschmerzen nicht haben. Nieren- Blasen- und sonstige Entzündungen wären die Folge - auch bei so vermeintlich beinharten Jungs. Ergo - Trapper in langen Lederhosen = kranker Trapper. Dann stellen wir uns noch den (legendären) Einzelkämpfer der Wildnis vor = toter Trapper. Alles mitbekommen?
Die Realität
Dann begeben wir uns mal in Realitätsnähe. Den einsamen Trapper (oft Freetrapper genannt), der auf eigene Rechnung von Montreal oder St. Louis aus los zog, gab es nicht. Alle Gebiete des nordamerikanischen Kontinents waren in der Zeit der Fallenstellerei, in der europäische Trapper aktiv waren (ab 1820), in der Hand der Pelzhandelsgesellschaften - sie ließen keinen Alleingang zu. Die Gesellschaften vertrauten den ehemaligen Coureur de Bois die Sicherung der Gebiete an, in Zusammenarbeit mit den Stämmen (man hatte zu dieser Zeit noch beste Handelsbeziehungen) griff man jeden "Wilderer" auf, entledigte ihn seiner Beute und brachte ihn um. Es ist wie heute, ich kann nicht in den Wald gehen und ohne Genehmigung rumballern. Selbst wenn jemand unbeschadet mit seinen Fellen retour gekommen wäre, an wen hätte er verkaufen können? Die einzigen Abnahmestellen waren die Handelsgesellschaften und die hätten unendgeldlichen Anspruch angemeldet.
Trapper waren immer in sogenannten Brigaden unterwegs, mit 30 - 100 Mann Stärke und verschiedenen Berufsgruppen vom Koch, Gerber, Fallensteller, Jäger bis zum Sekretär der Handelsgesellschaft. Transportmittel waren von St. Louis aus die Flatboats mit enormer Zuladung und den breiten Strömen angemessen. In Kanada waren es Kanus mit einer Länge von 15 Metern, im Schnitt 12 Mann Besatzung und bis zu drei Tonnen Zuladung, oft im Konvoi mit 20 Booten. Anders hätte es sich für die Gesellschaften nicht rentiert. Es ging hier nicht um Romantik sondern um Geld, viel Geld. Manchmal brachte eine Saison mehr als das ganze Bruttosozialprodukt der restlichen Wirtschaft des Landes.
Kommen wir zu den praktikablen Klamotten. Erst mal was Grundsätzliches: jeder der es sich leisten konnte versuchte sich nach der Mode zu Kleiden (wie auch heute), für die Wildnis Unpraktisches ließ man weg oder ersetzte es oder ergänzte Bestandteile. Stoffe waren durch ihr geringes Gewicht, ihren höheren Wärmefaktor und ihr Verhalten bei Nässe begehrter als Leder. Selbst die Stämme, die durch den Pelzhandel an Tauschwaren kamen, ersetzten ihre Kleidung sehr rasch. Ein Lendenschurz aus Stoff ist bei Weitem bequemer als aus hirngegerbtem Leder und Leggins aus Wollstoff bei Weitem wärmer. Wobei sich die Qualität des damalig verwandtem Leder zu unserem flauschig weichen Trangegerbten sehr wohl unterscheidet. Also warum sollte ein Trapper, der sich im Pelzhandel sein Geld verdiente und dessen Provision zum Teil aus Gebrauchsgütern und Kleidung bestand, ärmlicher bekleiden als sein roter Gefolgsmann.
Listen wir mal auf was er so brauchte und auch hatte:
Unterzeug, oft keines manchmal eine Art Long John.
Hemd, meist zwei, eines aus Leinen oder Baumwolle, eines aus leichter Wolle, groß genug um eines über das andere zu ziehen.
Hose aus Leinen, Cord oder im Notfall aus Leder aber immer Kniebund (Breeches).
Leggins bis kurz über die Knie oder länger, zwei Paar, eines aus Leder, bevorzugt Kalb oder Schwein, sie sind von der Struktur her dichter und nehmen nicht soviel Wasser auf. Das zweite Paar aus Wollstoff. Die Lederleggins wurden auf dem Marsch, im Winter mit langen Wollstrümpfe darunter, oder für die Arbeit beim Aufstellen der Fallen im Wasser, dort ohne Strümpfe, verwendet. Sie boten guten Schutz gegen Verletzungen, die man sich in der Wildnis nicht leisten konnte und schonten die restliche Kleidung. Die Wollnen waren fürs Camp um sich aufzuwärmen während die anderen trockneten.
Schuhe, meist zwei Paar gut gefettete Moccasins zum Wechseln oder Brogans.
Mäntel, entweder aus Leder, sehr oft "tailormade" d.h. nicht einfach zusammengeschustert, sondern "Industrieware" nach der Mode geschnitten. Das Gleiche gilt für die allseits bekannten Capote.
Kopfbedeckung, hier ist so ziemlich alles unterwegs gewesen was gefällt oder der Jahreszeit entsprechend angemessen war. Auf den Booten erwies sich das Kopftuch (Bandana) in all seinen Tragevarianten als nützlich, da man nicht nach jedem Windstoß seinem Hut oder Dreispitz hinterher hechten musste. Auch Strickmütze und das Canadiancap waren hier an kälteren Tagen vertreten. Die bei uns oft gesehene Fell- oder Trappermütze war wirklich nur etwas für die ganz kalten Tage an denen man sich nicht viel bewegte. Ich sah in diesem Sommer "Trapper" mit Pelzmütze bei 35° rumsausen, hochroter Kopf und nah an der Ohnmacht mit dem Satz "man muss den Leuten doch zeigen wie ein Trapper aussieht, das gehört halt alles zum Outfit". Zuhause läuft der wahrscheinlich auch das ganze Jahr im Wintermantel rum. Die würden aber was schaun, die Trapper....
Bedenkt bitte, dass man meist schwere Arbeit zu verrichten hatte und möglichst vermied zu schwitzen. Denn bis auf die Haut durchgeschwitzt, ohne die Möglichkeit alles zu Wechseln und sich an einem geschützten Platz komplett aufzuwärmen, bedeutete ebenfalls schwerste gesundheitliche Probleme.
Kommen wir zu noch einer Besonderheit, dem Sash. Am häufigsten im Hobby ist der maschinengewebte Rote und Blaue vertreten. Diese Art Sash ist aber leider erst 1880 von der Hudson´s Bay in England bestellt worden. Weit üblicher waren die hand- oder fingergewebten Sashes in allen erdenklichen Farben. Der Sash diente dazu, die oft knopflosen Mäntel zu binden, als Unterbau und Hüftauflage für die schweren Jagdgürtel und natürlich zu dekorativen Zwecken. Sie wärmten die Nieren bei Kälte, besonders die ledernen Jagdgurte wurden im Winter eiskalt. Beachtet auch, dass Sashes und auch die Kniebänder (Garters) bei der Arbeit oder dem Marsch sehr kurz gebunden oder die Enden unter den Gurt geschoben wurden. Es ist leidig sich alle paar Meter aus irgendwelchen Brombeersträuchern zu entflechten, wenn man mit den herunterhängenden Enden hängen bleibt.
Ihr seht, wenn man bei der ganzen Sache einmal einen Arbeitsablauf oder sich die Umgebung in der das Ganze sich abgespielt hat anschaut, erklärt sich vieles. Der Rest ist Lesen und Ausprobieren, nicht immer nur vorm Zelt sitzen, auf den afrikanischen Häuptlingsstühlen (Fakt) oder wie sie die meisten nennen, "Trapperstühle".