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Dieses Thema hat 43 Antworten
und wurde 11.079 mal aufgerufen
 Boote: SELF MADE
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el_largo Offline




Beiträge: 885

30.04.2014 19:28
#21 RE: Holzsüllrand Eigenbau Antworten

Na siehste!
Bin gespannt auf Bilder.
Mein Süllrand hat gerade die letzte Ölung von 12 bekommen.
Habe leider zu spät gelesen, daß D1 am ersten Behandlungstag 20-30 Anstriche braucht.
Jetzt hab ich in ca 6 Stunden 12 mal nass in nass gepinselt. Das sollte reichen.

Bin leider kein so ein Fotodokumentierer, aber ich habe zwischendurch mal ein Foto vom nassen Holz gemacht.

Grüße aus dem südlichen Süden,

Klaus

Angefügte Bilder:
20140430_160519.jpg  

JoeBee Offline




Beiträge: 92

01.05.2014 00:04
#22 RE: Holzsüllrand Eigenbau Antworten

Hallo Zusammen,

es geht in die nächste Runde, zur Montage der Süllränder. Auch diese Arbeit konnte alleine ausgeführt werden. Schraubzwingen und Klemmen waren die helfenden Hände.

Leider erwies sich die werksseitige Schnittlinie der Bootsschale als zu unstetig bzw. zu wellig, um eine bündige Montage der Holzleisten zu erlauben. Somit mußten die Leisten um ca. 1-3 mm unterhalb der Bootsschalenkante montiert werden. Der Überstand der Bootsschale wird dann später mit dem Bandschleifer entfernt. Die Leisten müssen dann von oben nochmal geölt werden – wird leider nicht vermeidbar sein. Als ausreichend erwies sich die Leistenhöhe von 20 mm, um die in der Bootsschale befindlichen Nietlöcher zu überdecken.



Vor der weiteren Montage wurden die Grate um die Nietlöcher entfernt, um eine spaltfreie und plane Anlage der Holzleisten am Bootskörper zu gewährleisten.



Mein Respekt vor einer ungewollten Verwindung des Bootskörpers durch die Spannung der Holzleisten war so groß, daß ich den linken und rechten Süllrand gleichzeitig montierte. Somit ergab sich eine stets symmetrische Spannungssituation am Bootskörper. Ob das wirklich so erforderlich ist kann ich nicht sagen, aber mir war wohler bei dieser Vorgehensweise.

Die provisorischen Querhölzer, die zur Formgebung des Boots dienen, wurden in der Bootsschale in Position gebracht und mit Tape gesichert. Danch wurde nochmal gemessen und links und rechts auf dem Schalenrand die Bootsmitte angezeichnet. Dies ist die Position für die mittlere Süllrandschraube. Sodann wurden die beiden äußeren Süllränder auf 10 cm Übermaß beiderseits abgelängt, an der Bootsschale festgeklemmt und mit den ersten Schrauben in Bootsmitte in ihren Positionen fixiert. Danach können sich die Leisten nicht mehr verschieben, und man kann sich auf die Positionierung der inneren Süllränder konzentrieren.





Die inneren Süllränder habe ich so abgelängt, daß sie ca. 2,5 – 3 cm vor dem Ende der inneren Bootsschale aufhören, also etwa dort, wo die innere Stevenrundung des Roylexkörpers beginnt. Diese wollte ich unter keinen Umständen zwangsverformen. Derart abgelängt wurden die inneren Süllränder in die Bootsschale gedrückt und so lange justiert, bis vorne und hinten ein annähernd symmetrischer Einbauzustand vorlag. Dann wurden die Leisten mittels Schraubzwingen an jeweils 5 Positionen an der Bootsschale bzw. dem äußeren Süllrand festgeklemmt. Der geringe verbleibende Spalt zwischen den Süllrändern und der Bootsschale wurde mit weiteren Klemmen auf quasi Null reduziert.





An die formbündige Einpassung der inneren Süllränder habe ich mich nicht rangetraut. Keine Ahnung, wie die Nova-Craft Leute das machen. Dazu muß theoretisch der innere Süllrand über die gesamte Länge in seiner endgültigen Form und Lage sein. Dann aber kommt man mit dem Bandi nicht mehr an den vorderen Abschluß der Leisten ran, um diese rund zu schleifen. Passen die Leisten bereits vorher ins Boot, sind sie schon zu kurz. Sind sie einen Millimeter zu lang, passen sie aber nicht ins Boot. An dieser Stelle verneige ich demütig mein Haupt vor den Nova-Craft Schreinern in den USA sowie in Deutschland, die es schaffen, die Süllränder auf Maß und endbündig in die Bootsschale einzupassen. Bei meinem Haida ist da kein Millimeter Spalt, auch nicht auf el Largos Bild. Wahnsinn. Wie machen die das? Yep, genau dort liegen meine handwerklichen Grenzen.

Nachdem die Süllränder an das Boot geklemmt waren, maß ich die Süllrandbreite. Dies war in Bootsmitte 40 mm. Plötzlich kamen mir die 30 mm langen Schrauben irgendwie zu kurz vor. Das würde ja bedeuten, daß die nur 10 mm in den Innensüllrand hineinragten, also effektiv tragende Länge vielleicht 6 oder 7 mm. Das kam mir sehr wenig vor, gemessen an den zu erwartenden Belastungen. In der Tat waren beide Süllränder um ½ mm breiter (also 14,5 mm und 18,5 mm) und die Bootsschale in Bootsmitte dicker geschäumt, nämlich 7mm. Aber selbst an Stellen dünnerer Bootsschale waren es immernoch fast 38 mm Süllrandbreite. Ergo, die 30 mm langen Schrauben waren zu kurz. Ärgerlich, denn eigentlich freute ich mich jetzt darauf, eine Schraube nach der anderen einzudrehen. Stattdessen war eine Baumarktrunde angesagt. Die von mir zunächst bevorzugten SUKI 3,5 x 30 A2 gab es leider nicht in der Länge 35mm. Überhaupt, konnte ich keine 3,5 x 35 Edelstahl-Spax finden. Es blieb mir nix anderes übrig, als auf einen Durchmesser größer zu gehen, also 4 mm. Aber auch da gab es keine Auswahl, sondern nur die Original Spax 4 x 35 A2 TX20 mit Schneidspitze und Sicherungskopf. Hmm. Aber vielleicht ist Letzteres gar nicht mal schlecht. Man bedenke, ein RX-Boot ist ein flexibles Gebilde, bei dem die Innen- und Aussensüllränder immer gegeneinander arbeiten, bei jeder Belastungsänderung, bei jeder Welle. Vielleicht macht da so ein Sicherungsfeature im Senkkopf sogar einen Sinn. Gesagt, getan, es wurden 50 Original Spaxe 4 x 35 A2 TX20 gekauft. Hoffentlich sind die Süllrandlöcher und Senkungen groß genug für die größeren Schrauben. Dies erwies sich später als zutreffend – glücklicherweise. Problem gelöst, aber doofer Zeitverzug.

Das Problem der ebenbündigen Montage von Aussen- und Innensüllrand löste ich durch ein kleines, selbstgebasteltes Werkzeug – ich nenn’s mal Nivellierklötzchen – welches permanent zum Einsatz kam. Das war fast das wichtigste Teil überhaupt.



Endlich war es soweit. Die Schraube in der Mitte wurde wieder herausgedreht, dann bis in den inneren Süllrand mit Schraubenkerndurchmesser vorgebohrt und die Süllränder mit der ersten Spax endgültig verschraubt. So arbeitete ich im Folgenden von der Bootsmitte in Richtungen beider Bootsenden, stets parallel, links und rechts. Die Schraubzwingen waren dazu häufig zu lösen und wieder anzuziehen, denn die ursprüngliche, grobe Fixierung der Leisten ändert sich mit jeder Schraube.

Folgender Arbeitsgang wiederholte sich 50 mal:

Leisten mittels Schraubzwinge auf das korrekte Niveau bringen und festklemmen. Mit dem Nivellierklötzchen kontrollieren, ggf. feinjustieren. Zu beiden Seiten des Schraubenloches je eine Klammer anbringen, um die Leisten an die Bootsschale zu drücken.



Mit Schraubenkerndurchmesser in voller Schraubenlänge vorbohren. Dabei ist es nicht immer vermeidbar, daß das Bohrfutter leicht an der Senkung kratzt.



Aus o.g. Grund und weil das Schraubengewinde das Holz in der Bohrung beschädigen könnte, sind Loch und Senkung vor dem Einschrauben nochmals mit Öl zu behandeln.



Schraubengewinde leicht einseifen, ...



... und Schraube eindrehen bis zum Punkt des deutlich spürbaren Anstiegs des Drehmoments, plus eine achtel Umdrehung. Ich hatte dabei nie das Gefühl, daß ein Drehmoment aufzubringen war, welches eine Gefährdung für den Schraubenschaft darstellten könnte. Vielleicht liegt das an der Riffelung des vorderen Schraubengewindes, diesem Selbstschneidefeature der Spaxe. Die haben wirklich sehr gut funktioniert. Würde ich jederzeit wieder verwenden.



Auf dem folgenden Bild sieht man, weswegen eine bündige Montage der Süllränder mit der Bootsschale nicht möglich ist. Ärgerlich, daß da der Bandi nochmal zum Einsatz kommen muß. Und das Ölen wird auch nochmal Arbeit. Aber ich sehe keine andere Möglichkeit.



Jetzt kommt der Kommentar von Trapper Thomas zum tragen, die Süllränder so zu gestalten, daß sie den Bootsschalenrand überdecken. Aber vorsicht: die RX-Schale ist nicht an allen Stellen gleich stark. Wie beschrieben, schwankt sie zwischen 4 mm und 7 mm. Ein gleich bleibender Leistenquerschnitt, der oben geschlossen ist und gleichzeitig die Bootsschale formschlüssig einklemmt ist schwierig zu realisieren. Das ist sicherlich eine Option für ein Holzleistenkanu, bei dem die Leisten über die gesamte Länge die gleiche Stärke haben, aber bei RX (bzw. RL) .... ?

Das war ein spannender Bauabschnitt. Er dauerte mit Baumarktrunde einen vollen Samstag. Mit dem Ergebnis bin ich bislang voll zufrieden.



Es folgt die Anfertigung und Montage der Decks. Diese sollen zwischen die Innensüllränder eingepaßt werden. Ich sehe derzeit zwei Möglichkeiten, wie in der folgenden Skizze dargestellt. Entweder die Innensüllränder werden deutlich gekürzt und die Decks in Form eines „Tannenbaums“ sauber eingepaßt, bis in die Bootsspitze (siehe auch „Building a Strip Canoe“), oder die Decks werden bis zum Ende der derzeit bestehenden Innensüllränder eingepaßt und das verbleibende Loch vorne mit einer kleinen, schniken Messingplatte abgedeckt (von oben verschraubt). Das Erbebnis sieht dann aus wie bei einem deutschen Kanuhersteller. Find ich gar nicht so schlecht. Schützt auch gleichzeitig die Bootsenden wenn das Boot mal upside-down liegt oder die Bootsspitze beim Schultern oder Beladen Bodenkontakt bekommt. Die Schraube vorne ist das Problem. Wo dreht man die rein? Da sind die Karten noch nicht endgültig gelegt. Ein aufgesetztes Deck ist für mich keine Option – da stimme ich mit Andreas Schürmann überein – weil es die Harmonie der Süllrandlinie stört.



So long, bis zum nächsten Bauschritt.

JoeBee


el_largo Offline




Beiträge: 885

01.05.2014 07:21
#23 RE: Holzsüllrand Eigenbau Antworten

Tolle Dokumentation einer klasse Arbeit!
Vielen Dank JoBee!

PS.: die Messingvariante stelle ich mir sehr edel vor, aber wie bekommst Du die in Form des Bugs bzw des Hecks? Der Messingdeckel soll ja bestimmt nicht nur oben aufliegen sondern mit einen feinen Rand die Kante bedecken?!

Grüße aus dem südlichen Süden,

Klaus


JoeBee Offline




Beiträge: 92

01.05.2014 22:12
#24 RE: Holzsüllrand Eigenbau Antworten

Hallo Klaus,

bei dem deutschen Kanuhersteller ist das nur eine ebene Messingplatte, die von oben aufliegt und verschraubt ist. Da ist meines Wissens nix gebördelt oder geht um die Kante rum. Die Kontur der Platte entspricht exakt der Bugform. Die obere Kante ist sicherlich leicht verrundet, damit man sich nicht daran verletzt. Schau mal in deren Katalog oder Webseite.

Etwas Bedenken habe ich, wenn man mit dem Boot mal durch Äste oder Gestrüpp fährt, daß sich dann etwas zwischen die Messingplatte und Bootskörper reinzieht und die Messingplatte umbiegt. Daher würde ich auf die vordere, dritte Schraube ungern verzichten wollen. Nur, wo dreht man die rein? Da is nix. Vielleicht müßte man unter dem Deck eine Leiste bis an den Bug vorziehen - mit dem Deck verschraubt -, in Deckstärke auffüttern und dort die Schraube reindrehen. ... Genau dort beginnt das, was der Andreas treffend mit "Gemurksel" bezeichnet hat. Aber eigentlich zählt nur das, was man am Ende sieht. Oder?

Ich weiß immer noch nicht, wie ich es mache. Muß nachdenken.

Gruß

JoeBee


el_largo Offline




Beiträge: 885

02.05.2014 09:08
#25 RE: Holzsüllrand Eigenbau Antworten

Guten Morgen JoBee,

nachdem Du ja aber die Messingkappe eh selber zurechtschneiden musst und sie nicht fertig beim Hersteller bekommst, kannst Du Dir das Stück Messingblech ja auch formen, wie es Die gefällt.

Ich würde mir wahrscheinlich (ich sei ein bisschen perfektionistisch veranlagt sagen die Leute ) Bug- und Heckform auf ein Stück Holz übertragen und das Messing darauf 5-10mm nach unten zu einer Kappe klopfen. Keine Ahnung, wie gut das geht, aber warm lässt es sich sicher noch einfacher verformen.
Ein paar Hammerschlagdellen darauf sehen sicher auch nicht so schlecht aus, wenn es dann erst wieder gewienert wurde.

Grüße aus dem südlichen Süden,

Klaus


JoeBee Offline




Beiträge: 92

05.05.2014 22:15
#26 RE: Holzsüllrand Eigenbau Antworten

Hallo Zusammen,

ein kleiner Zwischenbericht.

In Vorbereitung der Deckmontage habe ich am Wochenende die Süllränder fertig gemacht. Zunächst wurde eine kleine Klemmvorrichtung gebastelt, um die beiden Aussensüllränder am Ende auf gleiches Niveau zu bringen. Gleichzeitig konnten mit dieser Vorrichtung die Süllränder nach oben gezogen werden, um die gewünschte Biegelinie einzustellen. (Faktisch habe ich das Boot einfach daran aufgehängt und so lange unterfüttert, bis die Biegelinie stimmte.)



Dann wurden die drei letzten Schraubenpositionen angezeichnet und die Süllränder mit provisorischen 3 mm Spaxe gegeneinander verschraubt. Die letzte Schraube ist etwa 2,5 cm vom Leistenende entfernt.



Anschließend wurden die Sägeschnittlinien der Leistenenden angezeichnet, ...



... die Leisten durch Lösen der jeweils letzten Schrauben um einige Millimeter vom Boot weggezogen und sodann mit einer Japansäge abgeschnitten.



Danach war Verrunden und Verschleifen angesagt. Nach dem Senken der Bohrlöcher für die Endschrauben wurde wiedermal geölt, und geölt, und geölt, ...



Die Schrauben am Leistenende wurden final eingedreht. Die provisorischen Schrauben auf Position 2 und 3 werden später durch die endgültigen Schrauben zur Deckbefestigung ersetzt. Somit sind die Süllränder prinzipiell fertig.

Die Decks

Das Thema beschäftigt mich seit einigen Tagen. Da die Innensüllränder nicht bis ganz in die Bootsspitze reichen, ergaben sich zwei Optionen, wie im letzten Beitrag illustriert. Ich habe mich für die „Messing“-Variante entschieden. Irgendwie ist es geradliniger, im wahrsten Sinne des Wortes, wenn Innen- und Aussensüllrand ununterbrochen bis in die Bootsspitze hineinlaufen, auch, wenn die vordersten 5 cm durch eine Messingplatte abgedeckt werden. Optisch ist das ein sauberer Abschluß. Ein weiteres Argument für die Variante war mein NC Haida, bei dem die Bootsspitzen oben schon recht mitgenommen aussehen – einfach vom Auf- und Abladen, Schultertransport, upside-down ablegen etc.. Auf die schniken Messingplättchen, wie serienmäßig bei einem deutschen Kanuhersteller verwendet, war ich immer etwas neidisch.

Noch ein Wort zur „Tannenbaum“-Variante. Einen gewissen Charme hat diese Option wegen ihres geschichtlichen Hintergrunds. Alfred Wickett, einer der ersten Old Town Werker bekam im August 1916 ein Patent auf diese Deck-Bauform, kurz nachdem er bei Old Town kündigte, um seine eigene Kanu-Manufaktur namens Penobscot Canoe Company in Milford zu gründen. Das neue Deck nannte er „The Pecaco Improved Deck“. Es wurde das Markenzeichen aller Penobscot Kanus bis etwa 1921, ehe man feststellte, daß beide Gunwales bis in die Bootsspitze geführt doch eine höhere Stabilität ergeben.

Zurück zu den Messingplättchen. Diese werden nur von oben aufgesetzt, also nicht umgefalzt. Bei einer Stärke von 1,2 mm wird das nicht nötig sein. Für das Problem der Befestigung mittels dreier Schrauben habe ich folgende Lösung gefunden.



Dabei werden die Innensüllränder vorne auf einen Spalt von ca. 22 mm Breite aufgefeilt, durch den die Decks bis in die vorderste Bootsspitze hineinreichen. Dort kann dann die Befestigungsschraube hineingedreht werden. Die Schablone für das vordere Deck ist schon fertig.





Ich denke, das ist eine Lösung mit der man leben kann. Oder, @ Andreas, ist das Gemurksel?

Nochmal zum Material der Decks:

Als mein Vater Anfang der Siebziger Jahre baute, blieb auf dem Dachboden eine Eichendiele liegen, ein Brett von etwa 150 x 30 x 2,5 cm mit wirklich schöner Maserung. Keine Ahnung, wozu es einst gedacht war, denn es sieht nicht nach Bauholz aus. Aber ich erinnere mich an die Worte meines Vaters: „Das heben wir auf. Viel zu gut um wegzuwerfen. Irgendwann machen wir was Schönes draus“. - Vor 20 Jahren starb mein Vater. Wir haben nie etwas aus dem Brett gemacht. Irgendwann geriet es in Vergessenheit. So liegt es dort oben seit über 40 Jahren, bei Wintertemperaturen um den Gefrierpunkt und Sommertemperaturen um die 50 Grad. Wenn ich alle paar Jahre auf dem Dachboden meines Elternhauses nach alten Sachen aus meiner Jugendzeit stöberte, sah ich jedesmal das alte Brett dort liegen, hatte aber nie einen Gedanken an einen möglichen Verwendungszweck. ... „Und was machen wir dann mit dem Kirschbaumbrett?“ fragte meine Frau heute. ... Ihr kennt meine Antwort.

So long.

JoeBee


AlexWien Offline




Beiträge: 375

06.05.2014 23:40
#27 RE: Holzsüllrand Eigenbau Antworten

Zitat
die es schaffen, die Süllränder auf Maß und endbündig in die Bootsschale einzupassen. "



Ich habe vor kurzen ein Nova Craft in RX mit Holssüllrand gekauft (und am letztzen WoEnde eingeweiht).
Die Innwales sind etwa 1 cm länger als das Boot, daher ist der Bug und Heck im Leistenbereich jeweils um c.a 0,5 cm gedehnt.
Sieht irgendwie "eingespannt" aus. Aber nach Deinem ausführlichen Thread ist mir nun klar warum sie das so machen.

LG Alex


Troubadix Offline



Beiträge: 1.359

07.05.2014 08:09
#28 RE: Holzsüllrand Eigenbau Antworten

Moin JoeBee,
mit Akazie(Robinie) kann man nicht viel falsch machen auch wenn es erheblich schwerer als viele andere Holzarten ist dürfte das für die "Decks" nicht so schlimm sein.
Es kommt den Eigenschaften von Teak nahe, ist deutlich haltbarer und wasserbeständiger als unsere anderen heimischen Holzarten.

Eibe ist farblich ein Traum aber noch schwerer als Akazie, in wie fern diese witterungsbeständig ist habe ich keine Erfahrung.
Gruß
Jürgen


Trapper Offline




Beiträge: 1.900

07.05.2014 09:25
#29 RE: Holzsüllrand Eigenbau Antworten

..und wer mit diesen Hölzern arbeitet,sollte die persönliche Schutzausrüstung auch benutzen!

Internette Grüße Thomas


Troubadix Offline



Beiträge: 1.359

07.05.2014 09:43
#30 RE: Holzsüllrand Eigenbau Antworten

Das setze ich als selbstverständlich bei Arbeiten die mit Schleifstaub zu tun haben auch bei den "anderen" Holzarten wie z.Bsp. Eiche voraus.
Ist hier ja kein Kindergarten und wir leben hier auch noch nicht in den USA bezüglich der Sicherheitshinweise auf den Beipackzetteln.
Speziell für Thomas: Holz ist überwiegend nicht zum Verzehr geeignet , trotzdem werden seit Jahrhunderten aus Eibe, Akazie und Robinie Möbel oder Fenster etc. gebaut!!!


Trapper Offline




Beiträge: 1.900

07.05.2014 12:12
#31 RE: Holzsüllrand Eigenbau Antworten

Zitat
rotzdem werden seit Jahrhunderten aus Eibe, Akazie und Robinie Möbel oder Fenster etc. gebaut!!!


Ja und auch verdammt gute Bögen!!! Wenn es denn fertig ist, ist es ja auch nicht das Problem...

Internette Grüße Thomas


JoeBee Offline




Beiträge: 92

20.05.2014 20:53
#32 RE: Holzsüllrand Eigenbau Antworten

Hallo Zusammen,

es geht in die vorletzte Runde. Heute sind die Decks dran.

Bevor ich mich den Decks widmen konnte, war noch die leidige Arbeit des Abschleifens der überstehenden Bootsschale erforderlich. Als unerwartet zäh erwies sich das Royalexmaterial. Mit einem 120er Schleifband tat sich da nicht viel. Erst mit einem groben 60er Band ergab sich der gewünschte Materialabtrag. Aber auch das dauerte noch eine geschlagene Stunde, bis beide Seiten bündig bis zum Süllrand heruntergeschliffen waren. Für den ersten Feinschliff wechselte ich wieder auf das 120er Band. Den unvermeidlichen Holzabtrag schätze ich auf ca. 1/2 mm. Dann aber hatte ich eine absolut ebene Oberfläche, bei der man den Übergang von Holz zu Roylex kaum mehr erfühlen kann. Der finale Feinschliff und der Übergang zur Verrundung wurde mit dem Handschleifer mit 120er Papier erledigt.





Danach war wiedermal ölen angesagt, mit dem üblichen naß-in-naß Verfahren, fünf bis sechs Schichten. Erstaunt hat mich, daß auch der Royalexstreifen zwischen den Süllrandleisten in gleicher Weise trocknete, wie das Holz. Ich hätte erwartet, daß die Trocknung des Öls dort nicht so schnell von statten geht. Am nächsten Tag war jedoch sowohl der Holzrand als auch der RX-Streifen trocken. Gut.

Die Decks

Endlich. Vorab zu bemerken ist, daß während aller Arbeiten zur Anpassung und Montage der Decks die provisorischen Hilfsholme im Boot verblieben. Diese sind trotz der verschraubten Holzsüllränder immernoch die formgebenden Elemente, die den Winkel am Bug vorgeben, solange, bis die Decks und die dahinterliegenden Tragegriffe final montiert sind. Mit Hilfe der bereits angefertigten Schablone wurden aus der ... Kirschplatte ... die beiden Deckrohlinge angezeichnet und ausgesägt. Es war die schöne, bogenförmige Maserung, die mich doch zur Kirschplatte hat greifen lassen – zurecht, wie man später sieht. (Die Eichendiele liegt mittlerweile auf meinem Dachboden)



Etwas aufwändig gestaltete sich die Anpassung der Seitenflanken der beiden Decks an die Süllränder. Deren Innenflanken sind nicht 100% parallel, sonder weisen einen leichten, nach unten zulaufenden Winkel zueinander auf. Dieser ist durch die Bootsform vorgegeben. Schob ich die exakt auf 90° gesägten Decks zwischen die Süllränder, ergab sich oben ein Spalt. Häufiges Nachschleifen und Anpassen war erforderlich, um diesen zu beseitigen.

Nachdem die Decks dann ebenfalls geölt waren, konnten diese zwischen die Süllränder geschoben und verschraubt werden. Zuvor mußten die provisorischen 3mm-Spaxe zur gegenseitigen Fixierung der Süllränder herausgedreht und mit Kerndurchmesser der endgültigen Schrauben (2,5mm) vorgebohrt, gesenkt und ... yep, geööölt ... werden. Als Schrauben verwendete ich wieder Original Spaxe, diesmal der Größe 4,5x60 A2 TX20. Diese reichen dann ca. 20mm tief in die Decks hinein. Das sollte heben. Um die Decks beim Bohren und der Montage bündig mit den Süllrändern zu positionieren, fertigte ich mir aus einem Stück Sperrholz ein Dreieck mit 5mm Übermaß zu den Decks an, welches ich auf die Decks klemmte und das ganze auf die Süllränder auflegte.





So schön das Ergebnis auch aussieht, wir sind noch nicht fertig. Die Messingabdeckungen waren der nächste kleine Bauschritt. Mittlerweile wurde die per Internet bestellte Messingplatte von 1,5mm Stärke geliefert. Mit einem Geodreieck wurde am Boot die hintere Kante der Messingplatte festgelegt und exakt ausgewinkelt. Dabei galt für die Messingabdeckungen, so kurz wie möglich, so lang wie nötig, um den „unsauberen“ Teil der Holzarbeit abzudecken. Die Messingplatte wurde an das Geodreieck angelegt und die Bugkontur von unten auf die Platte übertragen.



Es war Sonntag. Die lange nicht benutzte Dekopiersäge wurde entstaubt und aufgestellt. Dann der Blick ins Sägeblattfach. Ich hätte schwören können, noch ein paar Metallsägeblätter darin zu finden. Aber außer gähnender Leere war da nix weiter drin. So ein Mist. Die Stichsäge wollte ich nicht nehmen, weil ich ein Verkratzen der Messingoberfläche fürchtete und mir die Gefahr einer Verbiegung der Platte zu groß war. ... Also auf die harte Tour ...



Anschließend wurde die Sägekante geschliffen, diese dabei noch exakt an die Bootskontur angepasst, die Oberkante verrundet und poliert und ge... nein, diesmal nicht.





Danach wurden die Positionen der Verschraubungslöcher festgelegt, gebohrt und gesenkt. Als Schrauben werden Messing-Holzschrauben 3x20 verwendet. Die Messingplatten haben ein ganz schönes Gewicht. Ich denke, eine Materialstärke von 1mm oder 1,2mm würde es auch tun.



Im folgenden Bild sieht man das fertige vordere Deck, bereits mit dahinterliegendem, montierten Tragegriff.



Die Messingabdeckungen sind ein sauberer Süllrandabschluß und geben dem Deck eine edle Optik. Klar, die werden nach ein paar Jahren auch nicht mehr so glänzen. Wem das zu protzig wirkt, der kann als Alternative die Abdeckungen auch aus 2mm 5-fach-verleimtem Flugzeugsperrholz (Birke oder Buche) anfertigen. Das ist dann etwas rustikaler. Mir gefällt es so sehr gut.

Das war’s wiedermal. Im Prinzip ist der Austausch von Vinyl- auf Holzsüllrand hiermit vollständig beschrieben. Derzeit bin ich an den Sitzeinbauten dran. Der Vollständigkeit halber kommt demnächst noch ein kurzer Beitrag dazu.

Okay, ich hängs noch dran. Meine Frau eben: "willst du damit noch paddeln, oder soll'n wir einen Platz an der Wohnzimmerdecke dafür suchen?" ... na ja, mal nicht übertreiben ...

So long

JoeBee


SL_Paddler Offline




Beiträge: 143

21.05.2014 12:34
#33 RE: Holzsüllrand Eigenbau Antworten

Moin JoeBee,

schöne Arbeit, schaut sehr gut aus!

Ich frage mich allerdings, wie der nun offen liegende Schaumkern sich künftig "halten" wird?
Stichwort: Mechanische Belastung, Eindrücken, Dellen, "Ausfusseln" oder ähnlich.
Der Vinyl-Rand hat den weichen Kern geschützt, die beidseitig angebrachten Holzleisten nun nicht mehr.

Muss allerdings einräumen, dass ich persönlich keinerlei Erfahrungen diesbezüglich habe. Vielleicht sehe ich eine "Gefahr", die gar nicht besteht.

Die Messingplatten geben dem ganzen einen edlen Touch, prima!

Gruß
Peter


el_largo Offline




Beiträge: 885

21.05.2014 12:44
#34 RE: Holzsüllrand Eigenbau Antworten

Hallo.
Auch von mir allergrößten Respekt JoBee! Tolle Arbeit.

@SL_paddler der originale Holzsüllrand von Nova Craft ist genau so aufgebaut. Bei mir sieht man dem Schaum keinerlei spüren von Benutzung an.

Ich habe mich allerdings beim Süllrand ölen nicht getraut, dass Royalex mit zu ölen, da ich nicht wusste, ob es mit dem Schaum zu irgendwelchen Reaktionen kommt. ..

Demnach war meine Sorge unbegründet.

Grüße aus dem südlichen Süden,

Klaus


markuskrüger Offline




Beiträge: 1.696

21.05.2014 13:30
#35 RE: Holzsüllrand Eigenbau Antworten

Bei meinem kürzlich erworbenen Mad River Guide (Royalex mit Holzsüllrand) lag der Schaumkern auch offen, war aber durch regelmäßiges Ölen komplett versiegelt. Da würde ich mir keine Sorgen machen, solange das Öl Lösemittelfrei ist...

Gruß,
Markus


el_largo Offline




Beiträge: 885

21.05.2014 13:53
#36 RE: Holzsüllrand Eigenbau Antworten

Owatrol marine D1... ob Lösemittel drin sind weiß ich nicht genau, aber es wird ja als extrem kriechfähig beworben...

Grüße aus dem südlichen Süden,

Klaus


JoeBee Offline




Beiträge: 92

22.05.2014 21:05
#37 RE: Holzsüllrand Eigenbau Antworten

Hallo,

ich bräuchte wiedermal Eure Hilfe. Es geht um die Positionierung des hinteren Sitzes, bez. meines Solo-Sitzes.

Kurz vorab zum Nutzungsprofil des Bootes: 90% solo. Für die restlichen 10% der Fahrten hat es vorne bereits den Rücksitz installiert. Von den 90% werden wiederum 90% Gepäcktouren sein, bei denen das Boot mit allem Reisegepäck der Familie beladen ist, Zelte, Schlafsäcke, Isomatten, Klamotten, Geschirr, Kocher, Proviant, während die anderen drei mit dem leeren Haida herumkutschieren. Wir fahren ausschließlich Zahmwassertouren. So der Plan.

Nun sehe ich zwei Möglichkeiten, zwischen denen ich mich derzeit noch nicht entscheiden kann:

1. Ich verwende den originalen Seriensitz wieder. Dann ergibt sich folgende Sitzposition:



2. Ich kaufe einen neuen NC-Seilflechtsitz für 110.- EUR, den ich um ca. 5cm breiter absäge und habe dann eine um ca. 15cm weiter vorne liegende Sitzposition, die vielleicht für die Solo-Nutzung etwas idealer ist.



Frage: speziell im Hinblick auf o.g. 81%ige Beladungssituation, ist es 110.- EUR Wert, einen neuen Sitz zu kaufen, der dann etwas günstiger positioniert ist? Oder relativiert die Beladungssituation das Ganze soweit, daß es der Originalsitz in etwas weiter rückwärtiger Position auch tut?

Bin hier wirklich unschlüssig.

Darüberhinaus zermartere ich mir das Hirn, wie man die Holme des Originalsitzes verbreitern könnte, ohne das es groß auffällt. Vielleicht hat auch hier jemand einen Tip dazu.

Dank Euch vorab.

Gruß

JoeBee


AxeI Offline




Beiträge: 1.002

22.05.2014 21:18
#38 RE: Holzsüllrand Eigenbau Antworten

Wie wärs mit dem Einbau eines Kneeling-Thwarts als dritten Sitz?



Axel

P A D D E L B L O G
There's more means to move a canoe than paddles


GünterL Offline




Beiträge: 1.102

22.05.2014 21:21
#39 RE: Holzsüllrand Eigenbau Antworten

Hi,
bei Deinem Können nimm doch Methode Drei:
Bau Dir den passenden Sitz selbst!

LG Günter

A bad day on the water is better than any good day at work (Jerry Vandiver)


JoeBee Offline




Beiträge: 92

22.05.2014 21:49
#40 RE: Holzsüllrand Eigenbau Antworten

@ Axel
ok ... hatte ich nicht auf dem Schirm. Im Prinzip ein geneigtes Holzbrett zur Gesäßunterstützung beim Knien. Pooo, damit habe ich keine Erfahrung. Sowas kenne ich nicht. Richtig Sitzen ist dann nicht mehr, oder? Weiß nicht. Wenn überhaupt, dann an folgender Stelle, denn ich habe die bisherigen Einbauten (Sitz, Strebe) so installiert, daß die "nach vorne"-Richtung in Richtung der NC-Embleme geht. Als Tandem würde das Boot dann quasi rückwärts gefahren werden.



Muß ich drüber schlafen.

@ Günter
tja, was soll ich Dir sagen? Ich bin des Bastelns müde geworden. Es wird Zeit, daß das Projekt zum Abschluß kommt und das Boot ins Wasser. Jetzt noch einen Sitz selber basteln und die Jungfernfahrt um ein oder zwei Wochenenden weiter verzögern? Laß gut sein.

Ich denke, neben Axels Vorschlag ist die Kernfrage: sind 15cm weiter vorne 110.- EUR Wert? Spürt man die 15cm bzw. 110.- EUR beim Paddeln? Wenn ja, dann ist die Anschaffung klar gerechtfertigt.

Viele Grüße

JooBee


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