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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 1.156 mal aufgerufen
 TOURENBERICHTE
Pannacotta Offline




Beiträge: 266

31.12.2013 13:42
Vorweihnachtswürmseeföhnfahrt Antworten

Glücklich der Mann, dessen Frau am 23.Dezember in der Früh sagt: "Du, mit den Weihnachtsvorbereitungen sind wir doch eigentlich durch - Du könntest paddeln gehen?". Ich hatte am Vorabend noch Tamia Nelsons Kolumne "In the same Boat" gelesen: Glücklich der, der wie sie einen gepackten Rucksack an der Garderobe hängen hat - ich hab das nicht, das Boot liegt auch noch ungepackt in der Garage. Und ich bin jemand, der unter Zeitdruck schlecht die Ruhe bewahren kann. Innerlich also vormichhinfluchend, verpacke ich alles in Plastiktüten - mir fehlen noch ein paar wasserdichte Packsäcke - stopfe alles in meinen alten Rucksack, obendrauf Neo, Weste, Stiefel, passt. Die Bootshaut hatte ich nach der letzten Fahrt nur notdürftig zusammengerollt - sie war steifgefroren gewesen… Also auch das Boot nochmal komplett packen und auf dem Bootswagen, der auch längst mal ausgesteift gehört, verschnüren. Halt - Paddel nicht vergessen.

Daß ich die Sonnenbrille vergesse, weiß ich noch nicht - der Himmel ist hellgrau mit dunkelgrauen Flecken. Als Tour kommt eh nur die Würm infrage - schnell mit der S-Bahn (Starnberg) zu erreichen, Pendelstrecke (zurück zum Einsetzpunkt), also beliebig abkürzbar - es sind ja die kürzesten Tage im Jahr - und Einkehrmöglichkeiten gibts auch am Wendepunkt (Leutstetten) und am Ein- / Aussetzpunkt, für die Moral.

Kurz telefoniere ich noch rum, es hat aber keiner so kurzfristig Zeit mich zu begleiten. Auch recht, die Strecke kenn ich ja, außerdem bin ich noch nicht ganz quitt mit der Würm - beim letzten Mal bin ich an einem kurzen Strömungsstück bergauf gescheitert.

Dann zockele ich los, Rucksack und Paddelsack, leicht, auf dem Rücken, und Bootssack, schwer, auf dem Wagerl hinter mir herziehend, zur U-Bahn, zur S-Bahn, nach Starnberg, komme dort um kurz vor 12Uhr mittags an. Der Himmel ist aufgerissen, die Sonne strahlt, der Föhn bläst allerdings auch stärker. Während der knappen Stunde, die ich zum Aufbau und Umziehen brauche, nehmen die Wolken weiter ab und der Wind weiter zu. Freilich, irgendwo in Norddeutschland würde man das sicher nicht Wind nennen, mir bayrischer Landratte wird trotzdem etwas mulmig. Gut daß der Wind aus Süden kommt, warm ist und landwärts bläst - auf den See raus geblasen werden will ich nicht.

Unter reger Anteilnahme der Seepromenadenpromenierer wassere ich das Boot, steige trockenen Fußes ein. Weil ich Wagerl, Packsack und Rucksack in den Bug geschmissen habe, dreht sich das Boot schön in den Wind und ich komme gegen den Wind gut voran. Die Wellen mögen vielleicht nur 30-40cm hoch sein, weiße Kronen haben sie auch keine, für mich fühlt es sich jedoch sehr ungewohnt an. Weil ich mittlerweile ein wenig Erfahrung mit meinem Boot habe, weiß ich, daß es nicht gleich umfällt - ich bemühe mich also um lockere Hüften, fahre aber dann doch erst mal das nächste Hafenbecken an, um etwas zu üben, zu entspannen und zu überlegen - bei dem "Seegang" erscheint der Weg über den See zur Würmmündung auf einmal ganz schön weit.

Der Himmel strahlt im schönsten Föhnblau und Karwendel und Wetterstein mit Zugspitze scheinen zum Greifen nah. Ich habe mich mittlerweile akklimatisiert und fahre über den See zum Yachthafen Percha. Dort ist es windstill und die Bootshäuser sind zu, alle Boote hochgeklappt, kein Mensch unterwegs. Selber Schuld… Ich fotografiere und fahre dann unter der Bundesstrasse durch zur Würm. Kurz hinter der Brücke beginnt eine kurze Fließstrecke, die laut Christian Löhnerts Karte auch mit dem Canadier locker gegen den Strom zu paddeln sei. Bei meiner letzten Würmfahrt bin ich hier ums Verrecken nicht den Bach rauf gekommen, war nass und verzweifelt und habe dann eine Umtragemöglichkeit für die letzten 20m gefunden. Heute weiß ich, daß ich genug Zeit habe, denn ich fahre die Würm nicht weiter als bis unter die Fließstrecke und übe dann das bergauffahren. Es ist jedenfalls eine prima Übung für Seilfähren, sauberen Catch, Ökonomie, Schwung etc.
Bis auf die letzten 20m klappt es gut, entspannt und schwungvoll, doch dann paddle ich wie gegen eine Wand. Nach Seilfähre, Pause, umtrimmen - diesmal ganz hecklastig - und Anlaufnehmen im Kehrwasser klappts dann doch im dritten Anlauf.

Ich fahre die Würm langsam bergauf, wieder unter der Bundesstrasse durch, vertreibe mir noch etwas Zeit im Perchaer Hafen und paddle dann unter der Hafenbrücke zurück auf den mittlerweile völlig stillen See. "Try paddling with your eyes closed to get a better feel for your boat" hat mal wer gesagt - mir blieb keine andre Wahl beim Paddeln in die tiefstehende Sonne.

Die Seepromenade war schwarz von Leuten, da wollte ich nicht anlegen und mich aus dem verschwitzten Neo pellen - also hab ich mir auf dem See noch einmal Zeit vertrieben, bis die Sonne so knapp vorm untergehen war. Im Sonnenuntergang Boot abgebaut und verstaut und dann in der Dämmerung endnlich raus aus dem Neo, schnell zur S-Bahn und um 6Uhr abneds war ich wieder daheim.

Es ist ein langer Bericht zu einer kurzen Tour geworden, seht mir das nach.
Einen guten Rutsch oder Schwumm ins Neue Jahr wünscht

Florian

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mein Kanulog

Angefügte Bilder:
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Pannacotta Offline




Beiträge: 266

31.12.2013 13:58
#2 RE: Vorweihnachtswürmseeföhnfahrt Antworten

Nach welcher Reihenfolge sortiert das Board eigentlich die angehängten Bilder? Wenn ich sie nach dem Text verlinke, kann man sie nicht als Diashow anschauen, wenn ich sie einfach anhänge (so wie oben) werden sie durcheinandergewürfelt, scheint mir...

___________

mein Kanulog


ich Offline




Beiträge: 494

31.12.2013 14:22
#3 RE: Vorweihnachtswürmseeföhnfahrt Antworten

Glückwunsch zu der Frau und Glückwunsch zur schönen Tour!

LG
Bene

www.cc-30.com


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