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Frank_Moerke Offline




Beiträge: 1.588

27.10.2005 11:30
We.no.nah SUNDOWNER 18 > Tourencanadier > von Axel Koch Antworten
Viele Fragen im Forum werden von Einsteigern gestellt, die sich Rat holen möchten für ihre Entscheidung, welches Boot es wohl sein sollte.
Vielleicht wäre da auch ein Erfahrungsbericht eines Einsteigers, wie ich, interessant. Das möchte ich hiermit tun und mich schon jetzt bei den Profis und alten Hasen entschuldigen, falls das eine oder andere nicht ganz so perfekt dargestellt wird.

Die Situation:
Familie, eher sportlich orientiert, etwas Erfahrung durch sporadische Touren mit Leihbooten, Technik etwas vorhanden, gerne am Bodensee (oder sonstigen Großgewässern), Tagestouren oder schnelle Kurztrips

Das Boot:
Der Sundowner 18 ist zuerst einmal sehr schön anzuschaun. Wir haben ihn mit Holztrimm und in der Laminatfarbe burgund gesehen und uns "verliebt". Nach der Probefahrt (und auch schon davor...) war klar: das ist unser Boot!
Daten:
Länge: 5,49cm
Breite: 89cm
Gewicht: gewogene 34,5kg mit Holztrimm und 4 Sitzen, Version Tuf-Weave mit Querrippen (Wenonah Standard) Deckt sich genau mit der Herstellerangabe.

Bughöhe 51cm übergehend in ein leichtes Flare gegen anhängliche Wellen, mittschiffs ganz leichter Tumblehome mit 34cm hoher Bordwand und hinten gerade mit einer Heckhöhe von 43cm. Das Boot ist also asymmetrisch. Kielsprung gibt es keinen.
Preis ab 1790,- Euro, mit obiger Ausstattung 2255,- Euro.

Praxis:
Schon beim Probepaddeln viel auf, dass die Anfangsstabilität nicht überragend ist. Von mir eher positiv gewertet, da anfänglich einfache und leicht beherrschbare Dinge später oft langweilig werden. Nachdem ich auch mehr über Canadier gelesen und verglichen habe liegt das am Rundboden des Sundowners, der dafür hervorragende Endstabilität birgt. Im Laufe der 2 Saisons, die wir mit diesem Boot gepaddelt sind wussten wir diese gutmütige und freundliche Endstabilität zu schätzen. Wir sind noch nie gekentert oder in tückische oder unberechenbare Bereiche beim Kanten geraten.
Die Sitzpositionen vorne und hinten sind genial, weil nah am Süllrand. Der Bugmann (-frau) sollte jedoch nicht zu lange Beine haben.
Einmal in Schwung gebracht, gleitet der Sundowner unheimlich leicht und locker übers Wasser. Steuerschläge sind nur sporadisch notwendig, der Geradeauslauf ist beeindruckend. Dafür braucht er Nachdruck beim Steuern. Als Heckmann (-frau) allein das Boot zu dirigieren geht nur bis zu einem gewissen Grad. Wendungen und enge Kurven benötigen Zieh- und Hebelschläge des Bugmannes. Dadurch wird es auch vorne nie langweilig. Aber dies zeigt auch schon die Einschränkung des Sundowner 18: enge Kleinflüsse sollten nicht das Haupteinsatzgebiet sein.

Solo:
Bald hat mich der Ehrgeiz gepackt, das Boot auch Solo zu paddeln. Der 3.Sitz hinter dem Joch ist dafür bestens geeignet (wenn vorhanden). Ansonsten muss man sich auf die Fersen setzen.
Meine Befürchtung, dass der Wind ein entscheidender Faktor beim Solopaddeln sein wird, bestätigte sich beim 1. Soloversuch: nur mit Mühe und unter großer Kraftanstrengung konnte ich meine Familie am Absetzpunkt (gegen den Wind) wieder einsammeln.
Die nächsten Solo-Versuche verliefen immer besser, da ich an der Technik zu feilen begann. Manchmal probierte ich 2h nur Schläge und Manöver aus.
Seither macht es einfach riesig Spaß alleine mit dem Sundowner unterwegs zu sein (bei wenig oder keinem Wind). Durch Aufkanten "bis ins Unendliche" wird er sogar richtig wendig. Man kann ihn dann auch nur mit Körpereinsatz in die Kurve dirigieren.
Das Schöne am Solopaddeln mit diesem langen Boot ist die Bestimmtheit, mit der ein Manöver durchgeführt werden muss, sonst passiert nichts oder nur sehr wenig. Also keine halbherzigen Sachen. Dann aber zieht er ruhig und ohne Hektik, aber trotzdem zügig seine Bahnen.

Fazit:
Der Sundowner 18 ist am Anfang sicher kein ganz einfaches Boot ABER schon nach kurzer Zeit gleitet er sich in die Herzen seiner Antreiber. Er ist schnell und gutmütig und wird mit jeder Tour interessanter. Als Normalpaddler wird man höchstwahrscheinlich nie über die Grenzen dieses Bootes hinausgelangen.
So bietet es auch Sologenuss der besonderen Art für den, der sich Zeit nimmt zum Probieren und Verfeinern der möglichen und nicht möglichen Schläge.
Wenn man sich zu Zweit (bis Viert) genüsslich reinsetzten und ohne viel Anstrengung zügig vorankommen möchte, dann ist der Sundowner 18 erste Wahl auf Seen und großen Flüssen. Der winklige Kleinfluss sollte dann ausgeklammert werden.
Wenn man aber Anstrengung als gewisse Herausforderung ansieht, dann eröffnet einem der Sundowner auch in kleineren Gewässern und auch im Solobetrieb ein besonderes Gefühl der Zusammenarbeit von Boot und Mensch.

Axel Koch


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