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 TOURENBERICHTE
C1_passion Offline




Beiträge: 203

13.09.2020 13:07
Böhme Dorfmark bis Böhme Antworten

Hallo zusammen,

nach ca. 500 km mit meinem C1 auf eher großen Flüssen (Weser, Leine), entstand in mir der Gedanke meinen schnellen, leichten schlanken und langen GRB Classic mal auf einem schmalen Fließgewässer zu bewegen. Eine weitere Anforderung an mich war, das Boot im hit & switch (wie ich dieses Boot von Anfang an fahre) mit einem Bentshaftpaddel diesen Fluss herunter zu bringen. Zwei spannende Aufgaben.
Beste Voraussetzungen fanden sich letztes Wochenende. Der Wasserstand am Online-Pegel Brock zeigte etwas weniger als MW, also Los. Ich hatte mir einen Fahrer organisiert, der mich nach Dorfmarkt brachte und nach telefonischer Abstimmung dann an geeigneter Aussatzstelle wieder abholen sollte. Basis war die Strecke bis Walsrode zu paddeln.
Das Einsetzen an der Bootsstation in Dorfmark war einfach. Die Betreiber dort waren nett und auskunftsfreudig. Zu meinem Glück war keine Leihbootgruppe mit mir am Start. GPS-Tracking gestartet und dann das Paddelblatt ins Wasser...leider nur ein Stück davon, denn es ist auf den ersten Metern recht flach.
Erste Lektion: Das Paddelblatt kann nicht überall effektiv (oder effektief??) zum Einsatz kommen.
Die Böhme ist ein sehr schöner Kleinfluss den ich von diversen Kanufahrten mit Kajak und Tandemcanadier schon kenne...alles aber Fahrten die Jahre zurückliegen. Und mit einem C1 war ich hier noch gar nicht unterwegs. Sie führt bis Walsrode fast ausschließlich durch bewaldete Landschaft und bietet viel Fahrfreude für Kurvenspezialisten. Deshalb war auch einer meiner Gedanken: Wenn es mit hit & switch nicht geht, stellst du um auf paddeln mit Steuerschlägen (J-Stroke, Ziehschlag, übergreifen..etc.). Eine Steuertechnik darf bei solch einem Boot nicht fehlen: Kanten, eine meiner Lieblingsdisziplinen beim Kurvenfahren. Aber wie gut wird das mit dem CLASSIC XL funktionieren? Wie viel Steuerschlag würden die engen Kurven auf der Böhme noch benötigen? Ich hatte keine Ahnung...also ausprobieren.
Erkenntnis: Das Boot lässt sich einfach Kanten und hat aufgekantet eine enorme Endstabilität.
Die Kurvenfahrt lässt sich dann mit einem Bogenschlag vorwärts sehr sensibel und kontrolliert durchführen. Zuerst etwas ungewohnt, dann aber immer sicherer bis hin zum vor Freude grinsendem Gesicht nach vollständigem einhalten der gedachte Fahrlinie durch die Kurve.
Und dann ist da natürlich noch die wirklich schöne Landschaft und diverse Wasservögel, die meine Aufmerksamkeit gewinnen. Viele Baumhindernisse kann ich umfahren.
Zweite Lektion: Nicht nur flaches Wasser behindert hit & switch sondern auch Bäume und Astwerk in Kopfhöhe.
Der erste Stopp mit umtragen ist dann in Bad Fallingbostel fällig. Also aussteigen, essen, trinken. Nach einigen Wirrungen wo und wie, die Hinweisschlider sind teilweise zugewachsen, ist das Wehr mit einer Umtrage von ca. 25 m einfach zu umtragen. Mit dem 11 kg leichten Boot macht das tatsächlich Spaß. Der Blick auf die Uhr erschreckt mich: Ich bin für die Verabredung mit meinem Fahrer zu schnell! UUps! Ok erst mal weiter nach Walsrode. Es geht weiter auf dem Fluss mit vielen Kurven, schönen Wäldern und .... Bäumen. Einer davon ist gerade erst umgefallen und versperrt die Böhme vollständig. Eine Gruppe Leihboote steht vor dem Baum und trägt um. Ich werde freundlich aufgefordert doch dazwischen zu umtragen, es wird noch auf die Nachhut gewartet. Also am steilen Ufer raus und nach 10 m wieder rein. Auch hier: das leichte Boot ist ein Traum. Walsrode kommt ebenfalls schneller als geplant, spürbar durch den Rückstau des Wehres.
Entscheidung: Bis Walsrode oder weiter?
Das bedeutet allerdings noch 17 km mehr. Ok, es läuft so gut, dass ich die ca. 2 Stunden länger paddeln möchte. Also den Fahrer zu 17:00 Uhr nach Böhme bestellen. Nach dem umtragen in Walsrode wird die Böhme deutlich breiter. Teilweise flach und mit erheblichem Wasserpflanzenbewuchs, der das Paddeln wirklich behindert. Sie führt jetzt auch (teilweise etwas begradigt) mehrere Kilometer durch Wiesen. Das Paddeln wird erst wieder etwas besser, wo ein Bagger den Bewuchs aus dem Fluss geholt hat. Nächster halt ist Neumühlen. Die Mühle ist ein Hingucker mit einem großen voll funktionsfähigen Wasserrad. Eine kurze letzte Pause und es geht weiter, jetzt wieder etwas schöner mit bewaldeten Ufern.
Der Rückstau von Böhme kündigt das Ziel an…es ist 16:50 Uhr und ich habe noch 1,5 km (laut GPS). Mein Fahrer meldet sich, er ist schon am Zielort…perfektes Timing. Direkt am Wehr in Böhme steige ich aus.
Fazit: Kleinfluss mit vielen Kurven und durchaus einigen Baumhindernissen, Weidenbüschen, flachen Strecken sind auch mit einem fast 17“ C1 und in hit & switch gut zu befahren. Anpassungen der Technik an die Flussgegebenheiten sind durchaus nötig, haben aber auch wirklich Fahrspass bereitet.

Bilder gibt es auch:



Tourdaten:
Strecke -> 40 km
Umtragen -> 3 Wehre, ein Baum
Streckenlogistik -> mit Auto sehr einfach, da Straßen parallel zur Böhme verlaufen, Soltau, Dorfmark, Fallingbostel, Walsrode sind per Bahn erreichbar. In Kombi mit der Aller auch bis Hodenhagen mit der Bahn Umsetzmöglichkeiten
Landschaft -> sehr schöne Waldpassagen, aber auch schöner Wiesenfluss
Fauna -> viele auch eher seltene Wasservögel, wie z.B. Eisvögel
Leihboote -> können an schönen WE viel werden

Grüße von der Mittelweser

Volker

Solo Canoe: GRB Newman Classic XL
Paddle: BlackBart Bentshaft, Northstar Voodoo
Tandem Canoe: Wenonah Itasca


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