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Dieses Thema hat 8 Antworten
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 BOOTE UND ZUBEHÖR
woodegger Offline



Beiträge: 3

30.03.2015 11:51
Werkstatt zum Kanubau Antworten

Hallo zusammen,

ich möchte demnächst mit dem Bau eines Prospectors starten … Als "Werkstatt" habe ich mir unser Carport ausgeguckt. Groß genug ist es und ich kann alles stehen lassen. Allerdings bin ich, nicht direkt, aber so gut wie draussen. Einen geschlossenen Raum habe ich nicht, zumindest keinen, der groß genug ist.

Was meint Ihr, habe ich dadurch mit Komplikationen zu rechnen? Ich weiß, dass das Laminieren mit Harz sehr witterungsabhängig ist. Ich wollte mich einfach einmal über so einen Ort als "Baustelle" mit Euch austauschen - hat Jemand eventuell schon Erfahrungen?

Vielen Danken und Grüße.
woodegger


Andreas Schürmann ( gelöscht )
Beiträge:

30.03.2015 14:49
#2 RE: Werkstatt zum Kanubau Antworten

WoodCanvas oder Frame dürfte unter einem Carport sehr gut gehen.

"Stitch and glue" ist heikel.

"Stripper" kann schnell komplett daneben gehen.

Neben den Problemen beim Beschichten mit Epoxi, kommt für Stripper auch noch das problematische offene Holz, das 3 dimensional verbaut ist dazu. Jede Änderung der Luftfeuchtigkeit führt dann zu Verwerfungen der Form.


Volker1960 Offline



Beiträge: 19

30.03.2015 16:23
#3 RE: Werkstatt zum Kanubau Antworten

Hallo,

nicht nur die Luftfeuchtigkeit spielt beim Verarbeiten von Epoxi eine Rolle auch der relativ enge Temperaturbereich. Es gibt dabei wohl etwas tolerantere Harze, wie die von West System, aber ob über Stunden der Toleranzbereich tagsüber eingehalten werden kann, zweifel ich mal an. Die Vernetzung läuft entweder nicht optimal (bei zu geringer Temperatur), bei zu hoher läuft die dann rasant ab. Zu hohe Luftfeuchtigkeit führt auch zur "Wolkenbildung" beim Laminieren, statt der glasklaren Durchsicht. Wenn ich es noch richtig im Kopf habe sollte die "Raumtemperatur" bei 15°-25° C liegen und die Luftfeuchte unter 70%. Hinzu kommt noch eine möglichst staubfreie Luft, damit die Oberfläche top aussieht. Eigentlich nur Bedingungen im klimatisierten Indoorbereich.

Viele Grüße,
Volker

I`ll meet you at the bend my friend, where hearts can heal and souls can mend. (Riverbend/Burning Baghdad)


woodegger Offline



Beiträge: 3

30.03.2015 16:56
#4 RE: Werkstatt zum Kanubau Antworten

Hi,

vielen Dank schonmal für Eure Antworten. So wie ich das rauslese, muss ich beim Holz verarbeiten, als auch beim Arbeiten mit Epoxi genaue Temperaturen und Luftfeuchtewerte haben - wie Volker schon geschrieben hat, eigentlich nur im Indoorbereich (moderne Werkstatt etc.) zu realisieren, um gute Ergebnisse zu erzielen.

Ich habe auf vielen Bildern, Blogs und Berichten gesehen, dass Kanus in der Leistenbauweise ebenfalls in Garagen, alten Kellern (hier speziell Thema Luftfeuchte) gefertigt wurden und das Ergebnis, soweit ich auf den Bildern vom finalen Kanu sehen konnte, sehr gut waren. Gibt es hier jemanden, der Erfahrungen hat im Kanubau ohne erstklassige Werkstatt? Welche Alternativen gibt es, oder wie kann ich den Bau unter den genannten Bedingungen trotzdem realisieren, ohne von einer Katastrophe in die nächste zu kommen?

Viele Grüße,
Timo


Hans-Georg Offline




Beiträge: 792

30.03.2015 17:27
#5 RE: Werkstatt zum Kanubau Antworten

Hallo Timo,

ich baue unterm Carport. Das wird Dir allerdings nicht weiterhelfen, denn ich baue Birchbark-Technik mit Sperrholz statt Birkenrinde. Das geht zweckmäßigerweise am besten draußen, allerdings ist trockenes Wetter dabei auch sehr hilfreich.
Bei Leistenbauweise würd ich auf die schon gegebenen Tipps achten. Vielleicht kannst Du Dich auch in einer Werkstatt oder Garage in Deiner Nähe einmieten für das Projekt.

Gruß
Hans-Georg

Angefügte Bilder:
DSCF0946.JPG   DSCF0970.JPG  
Als Diashow anzeigen

Haubentaucher Offline



Beiträge: 382

31.03.2015 09:35
#6 RE: Werkstatt zum Kanubau Antworten

Salut,

Sperrholz reagiert am schwächsten auf Klimaschwankungen. Wenn Du Leistenholz dämpfst, baust Du damit auch innnere Spannungen ab und es lässt sich natürlich viel besser biegen.

Das Laminieren mit Epoxy könnte zu einem der Probleme werden. Entweder nimmt man tolerante Harze, die dann physiologisch bedenklich sind, oder man nimmt harmlosere Harze, die meistens erst ab 15, 20 Grad und relativ geringer Luftfeuchte verarbeitet werden dürfen. Es gibt auch Harze, die angeblich viel Luftfeuchte vertragen, es dafür aber warm brauchen. Sinkt die Temperatur mal zwischendurch etwas unter die Grenze, geht der Härtungsprozess wieder weiter, wenn die Temperatur wieder stimmt. Idealerweise am nächsten Tag.
Harze mit UV-Filtern für Sichtlaminate gibt es ohnehin nicht viele, nur eins, das das auch halbwegs hält, was es verspricht. Das West-Epoxid mit schnellem Härter ist für unsere Gefilde in unbeheizten Räumen wahrscheinlich das Toleranteste, mag aber - wie im Grunde alle - kein UV.

Gute Polyesterharze haben auch eine gute Klebekraft. UV-Belastung draußen, in mediterraner Sonne, führt erst nach 10 Jahren zur allmählichen Vergilbung. Ungeschütztes Epoxid wäre nach einem Bruchteil der Zeit nur noch Staub. Selbst viele preiswerte Polyesterharze sind absolut brauchbar um dem "Holz"-Boot die ersehnte Plastikhaut zu verpassen. Je nach Holzsorte mit oder auch ohne eine Grundierung: PU-basiert oder zum Grundieren einen ordentlichen Schluck Styrol ins Harz und dann anss in nass weiterarbeiten. Mit genügend (nicht zu viel) Kobaldbeschleuniger und genügend (auch nicht zu viel) Benzo-Härter kannst Du ab 5° Umgebungstemperatur excellente Ergebnisse haben. Viel wichtiger, als das eine, unübertroffene Material zu finden ist die richtige Verarbeitung.

Zum Kleben, wenn die Stellen nachher nicht dauernass sind, ist PU-Kleber, wie der D4-Kleber von Ponal sehr gut. Du musst allerdings richtig pressen! Z.B. mit Schrauben, die hinterher mit Zapfen ersetzt werden. Die Adhäsion des Klebers ist Spitze, die Kohäsion von aufgeschäumtem Kleber nur mäßig. Für Strukturelle Verklebungen, wie eine Mittelnaht, wäre mir auch deswegen gutes Marken-Epoxid trotzdem sicherer.

Kanubauer sind mit ihren relativ kleinen Booten verwöhnt, ziehen mit der Baustelle oft ins Wohnzimmer oder auf einen Dachboden und filtern die geruchsarmen Epoxid-Dämpfe mit der eigenen Lunge. Bis auf die problematische Beisetzung voll-ökokogisch und lobenswert.
Um Ideen für einen Bauplatz zu kriegen, würde ich mal bei den größeren schauen. Leute, die nach Selbstbauplänen von Woods und Wharram bauen, haben ab 8 Meter Länge in den seltensten Fällen eine voll-klimatisierte Werkstatt dafür. Viele Selbstbauer sind auch in England, das für seine Luftfeuchtigkeit fast schon berüchtigt ist*.
Eine solche Idee könnte es sein, den Carport seitlich zu verschließen oder ein genügend langes Gewächshaus aus Rundbögen zu bauen. Kleine Bereiche kann man preisgünstig mit einem mobilen Heizzelt oder Heizkasten erwärmen. Früher mit ein paar 100-Watt-Birnen, heute leider nur noch energieintensiver mit einem Heizlüfter. - kein Gasheizlüfter(!) Mit Stuben-Ölöfen kriegt man es auch einigermaßen preisgünstig warm. Wichtig dabei, nicht zu viele Leute fragen, sondern erstmal machen. Es gilt das rheinische Grundgesetz.


Grüße
Chris


* Asterix: "Habt hr hier oft solchen Nebel?" Teefax: "Nein, nur wenn es nicht regnet."


woodegger Offline



Beiträge: 3

31.03.2015 11:13
#7 RE: Werkstatt zum Kanubau Antworten

Hallo nochmal zusammen,

ich möchte Euch schonmal danke sagen, für den tollen Austausch an Ansätzen, Meinungen und Möglichkeiten, die aufgezeigt wurden! Klasse! Nach den ersten beiden Beiträgen und dem Aufzeigen von möglichen Problemen, die passieren können, hatte ich ja erst einmal etwas Angst, meine Idee mit dem Carport weiter zu verfolgen. Hans-Georg hat in seinem Beitrag dafür gesorgt, dass ich mich von der schon eingebrannten Idee mit dem Carport noch einmal gelöst habe - gestern nach einem Austausch mit meiner Frau hatte ich dann die Idee meine Werkstatt etwas um zu räumen, so dass das Kanu reinpassen wird. Hier kann ich zwar keine Samba um das Kanu tanzen, aber das nehme ich gern in Kauf, wenn ich das Klima des Raumes selbst in die Hand nehmen kann. Mit diesen Rahmenbedingungen bin ich echt glücklich und so sollte auch das senible Thema Epoxi funktionieren. Ist schon beeindruckend, wie empfindlich dieser Werkstoff ist.

Vielen Dank nochmal.

Grüße,
Timo


Kanuvirus Offline




Beiträge: 346

31.03.2015 13:43
#8 RE: Werkstatt zum Kanubau Antworten

Hallo.
noch eine Anmerkung zur Arbeit mit Epoxid. Neben der Luftfeuchtigkeit und der absoluten Temperatur ist auch die Temperaturveränderung beim Aushärten wichtig. Durch Erwärmung in der Umgebung kann es zu Blasenbildung kommen, siehe auch hier:
http://www.bergerboote.de/tipps/epoxid-g...-vermeiden.html
Das könnte im Carport deutlich ausgeprägter sein, als z.B. in einem relativ temperaturstabilen Keller.

Auf der Seite von Berger Boote gibt es sehr viele Tipps, da ruhig mal reinschauen...

Gruß
Ralf


Haubentaucher Offline



Beiträge: 382

31.03.2015 16:12
#9 RE: Werkstatt zum Kanubau Antworten

ja, ein latenter Appell der Werkstatt, dass man ohne Werkstatt vielleicht doch sein Geld zum Fenster rausschmeißt. Technisch 100% richtig und doch nicht ganz uneigennützig. Berger schreibt: "Während die Temperatur im Laufe des Tages ansteigt, expandiert die Luft im Holz und wird in den Lack hinein gepresst, was dann eher unschön aussieht."

Bei relativ kalter Umgebung erwärme ich Okumé, Nadelholz und auch anderes Holz erstmal mit dem Fön, damit Mikrotau und die Materialfeuchte abnehmen bzw. weiter abnehmen und um Temperatur an und für sich zu haben. Dann "Vorkleistern". Epoxid wird dünnflüssiger und penetriert besser, wenn es warm (gemacht) wird. Polyester interessiert das nicht in dem Maß. Polyester kriegt den besagten Schluck Styrol zum Vorkleistern. Nach dem Vorkleistern in jedem Fall wieder lokal Heizen bis es angeliert. Die restliche Luft wird nach und nach abkühlen und erstmal Harz einsaugen. Wird die Luft dann später wieder etwas wärmer - 20 Grad statt der 45 vom Vorheizen, hat man immer noch keinerlei Bläschen. Die Werkstätten wissen das auch, aber man muss ja nicht immer alles weitersagen?

Tipps geben auch die Harzhersteller und Händler. Die sind wiederum eher von der sorglosen Sorte, weil die ja keine Harzinteressenten verschrecken wollen.

VG
Chris


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