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Dieses Thema hat 12 Antworten
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 TOURENBERICHTE
docook Offline




Beiträge: 1.313

30.11.2010 11:36
Eine Nebel-Tour im November 2010 Antworten

Eine Nebel-Tour im November

Am Wochenende 26.11. – 28.11. 2010, dem ersten Advent Wochenende, soll unsere Winterpaddeltour stattfinden. Das Wetter meint es gut mit uns. Vor 2 Wochen regnet es erst ausgiebig, dann haben wir eine stabile Ost-Wetterlage mit Kälte und teilweise Sonne.
Der Freitag ist der Anreise gewidmet. Mit mehr oder weniger weiten Anfahrten sehen die Canadier etwas dreckig aus. Im Frost sind die Boote mit einer schmutzigen Glasur aus Straßen-Streumitteln, Dreck und Eis überzogen, als wir beim Kanuclub Bützow ankommen. Wahlweise können wir im Clubhaus oder auf dem Gelände im Zelt übernachten. Der pure Luxus sind die beheizten Räume. Da wir aber alles dabei haben, wollen wir im Tipi übernachten und auch der Ofen soll zum Einsatz kommen. Weil die Warnow bis zur Ostsee nur 30 cm Gefälle hat und der Ostwind die Ostsee hier seit Tagen aufstaut sind viele Wiesen, Gräben und auch der Haussee überschwemmt. Gut für unsere morgige Tour aber ohne Frost im Boden hätten wir Probleme mit einem trockenen Platz für das Zelt.
Schnell steht also das Tipi, ist der Ofen aufgebaut und wird die Ausrüstung verstaut. Mit Isomatte, Rentierfellen und dickem Schlafsack sollte die Nacht kuschelig werden. Zunächst kommt aber erst einmal der umgebaute Zeltofen zum Einsatz. Ein neues Loch in der Ofenplatte nimmt einen Wok auf und bald riecht alles nach Reis-Ingwer-Huhn-LECKER! Danach kommt der Teekessel passgenau auf die Ofenplatte. Technologie von vor 150 Jahren und super-funktional, da der Kesselboden mit Dichtrand dicht und direkt auf den Flammen steht. Nach ein, zwei „Diät-Tees“ ruft der Schlafsack. Draußen rufen eher die Gänse. Ein schönes Einschlafgeräusch.
Am Samstag starten wir dann zu unserer Nebeltour. Aber nicht im Nebel sondern auf der Nebel, einem Seitenflüsschen der Warnow . Ein typisches Winter Gewässer. Mehr Wasser, weniger Vegetation. Die Nebel gilt als einer der saubersten und artenreichsten Flüsse Mecklenburgs. Östlich von Güstrow teilt sich der Wasserlauf. Die Nebel verläuft von hier an recht windungsreich südlich zum Bützow-Güstrow –Kanal in Richtung Westen. Kurz vor Bützow vereinen sich Fluss und Kanal wieder zu einem Bett, welches in Bützow in die Warnow mündet.
Erst gegen 12.00 Uhr sind wir wirklich auf dem Wasser. Vorher ist ein ausgiebiges Frühstück im leicht eingeschneiten Tipi schon das erste Highlight des Tages. Die Anfahrt zum Einsetzort, dem Nebel Abzweig vom Bützow-Güstrow –Kanal bei Neustrenz ist dann schnell erledigt. Jetzt freuen wir uns über einen etwas höheren Wasserstand, mehr Strömung und eine leicht winterlich überzuckerte Landschaft. Die Nebel ist hier 1 – 7 m breit. Ab und zu verengen Verkrautungen und Reet den Bach. Wir treideln und paddeln mit vielen Steuerschlägen, immer den freien Weg suchend und der Strömung von vielleicht 2-3 km folgend, in mäandernden Bögen. Wir passieren den Ort Gülzow mit seiner landwirtschaftlichen Forschungsanstalt.
Nach 6 km weckt eine Pause die Lebensgeister. Die Kälte ist doch spürbar. Solch ein Revier ist keine Rennstrecke aber jetzt wechselt der Charakter des Wasserlaufs. Der freie Flußverlauf lässt uns zügiger paddeln. Hier und da starten oder überfliegen uns Höckerschwäne. Die Kraniche sind wohl schon weg. Auch Gänse, Enten, und Blesshühner sind häufige Mitschwimmer. Ein feuriger Sonnenuntergang lässt die Farben explodieren. Gefühlt ist es gleich 3 Grad wärmer. In der Dämmerung äßen die Rehe auf den Wiesen. Bevor es ganz dunkel wird schnell noch zur Orientierung einen Blick auf die Karte. Von rechts treffen wir wieder auf den Bützow-Güstrow –Kanal, der im 19. Jahrhundert ein Teil eines geplanten Wasserwegeausbaus war. Die letzte Kanal Schleuse ist gerade noch zu sehen. Unser Weg führt aber in die andere Richtung. Bützow ist vom Wasser umschlungen und wir müssen den richtigen Weg finden. An ein paar Fischerstellnetze können wir seitlich vorbei fahren. Von links münden zwei Warnowarme in den Flußlauf. Selbst die sind schwer zu erkennen, da auch diese Wiesen komplett unter Wasser stehen. Die Stiftskirche St. Maria, Johannes und Elisabeth zu Bützow weist uns den Weg. Nur, bei völliger Dunkelheit wird das Gefühl für Strecke und Entfernung aber ganz anders. Wo ist nur die Einfahrt zum See? Reflektierende Hinweisschilder sind am Wasser eher selten. Und ja, das GPS Handgerät hätte ich mitnehmen sollen! Und dann endlich, da vorne, geht es da nicht links ab? Wenn jetzt noch in 500 Meter eine Straßenbrücke erscheint sind wir richtig? Wir sind richtig! Gleich danach empfängt uns der See mit einer teilweise ganz dünnen Eisschicht. Wir halten uns am linksseitigen Rand. Von Ferne unterhält uns das Konzert der Wasservögel , die drüben im flachen Teil des Sees übernachten werden. Seit dem es dunkel ist paddeln wir sehr auf Sicherheit, jeder hat sowieso die Schwimmweste an, wir paddeln auf Sicht. Eine Kenterung hier bei der Kälte am Seerand mit dem Schilfgürtel wäre gelinde gesagt sehr unangenehm. Im Falle eines Falles bliebe wohl nur eine (sehr) schnelle Boot über Boot Bergung. Das Tropfwasser friert am Paddel.
Aber da ist schon das Bootshaus zu sehen und das weiße Tipi lugt durch die Bäume. Nach 20 km auf dem Wasser nun schnell an Land, die Canadier umgedreht und den Zeltofen angeheizt. Die Canadier und die Paddel sind mit einer Eiskruste ummantelt. Während der Autorückholung kümmere ich mich um das Abendessen. Im Zelt spielt das Licht von einer Kerze und einer Petroleumlampe weiche Schatten auf die Zeltwände. Es soll Räucherfischragout mit Oliven, roten Zwiebeln und Orangen geben. Bald zieht ein verführerischer Duft durch die Nacht. Frisch gekocht ist der Dutch Oven schneller leer gegessen wie er gefüllt wurde und bei teilweise 25°C im Tipi (dank dem Ofen) erreicht uns alle schnell ein sattes Zufriedenheitsgefühl gefolgt von einen ebenso fordernden Schlafgefühl.
Die Nacht wird kalt. Es schneit ein wenig und morgens ist der See deutlich mehr zugefroren.
Wieder beginnt der Tag mit einem guten Frühstück. Dann testen wir die Eislage auf dem See. Können wir noch gefahrlos paddeln? Hier und da erkennt man noch freies Wasser. Wo aber Schnee auf dem Eis liegt ist es definitiv zu dick. Ein Test auf dem Wasser lässt uns doch noch starten, um einen Weg fast rund um Bützow suchen. Wieder paddeln wir am Seeufer entlang. Im vollen Sonnenlicht spielen und hüpfen die Eiskristalle im Wasser. Paddeln on the rocks, cool. Die Seeausfahrt ist noch völlig frei. Wir biegen in die Warnow ein. Die Sonne zaubert tolle Farbkontraste in den Morgen. Das Blau des Himmels, Gelb des Reets, Weiß des Schnees und die Reflektionen auf dem Wasser bilden schöne Ansichten. Die Wasservögel versuchen wir so wenig wie möglich zu stören um sie nicht unnötig zu beunruhigen. Bald erreichen wir auf der Warnow die ersten Wochenendhäuser und der erste große Speicher von Bützow lässt sich sehen. Am Wehr kommen wir am Eiskaffee nicht vorbei. Gegenüber entdecken wir an der alten Mühle noch das hölzerne Mühlrad. Es erinnert an den Heckantrieb eines alten Raddampfers. Nach der Umtrage am Wehr können wir noch ein kleines Stück durch den Ort paddeln bevor uns eine Brückenbaustelle den weiteren Weg versperrt. Das letzte Stück zu unserem Standlager bewältigen wir dann per Autotransport. Dann bleibt uns nur noch unser Lager abzubauen. Ein gemeinsamer Adventskaffee mit Blick auf den winterlichen See rundet das Wochenende ab. Während meiner längeren Heimfahrt wirken die Erlebnisse, Eindrücke und Bilder dieser Tour langsam nach-es war wieder einfach nur schön!
docook


docook Offline




Beiträge: 1.313

30.11.2010 11:42
#2 RE: Eine Nebel-Tour im November 2010 Antworten

Die Bilder sollten mitgeladen werden:

Angefügte Bilder:
CIMG5495.JPG   CIMG5511.JPG   CIMG5523.JPG  
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docook Offline




Beiträge: 1.313

30.11.2010 11:46
#3 RE: Eine Nebel-Tour im November 2010 Antworten

weitere Bilder:

Angefügte Bilder:
CIMG5531.JPG   CIMG5551.JPG   CIMG5557.JPG  
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docook Offline




Beiträge: 1.313

30.11.2010 11:51
#4 RE: Eine Nebel-Tour im November 2010 Antworten

und noch ein paar Bilder:

Angefügte Bilder:
CIMG5558.JPG   CIMG5560.JPG   CIMG5561.JPG  
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lej ( gelöscht )
Beiträge:

30.11.2010 12:00
#5 RE: Eine Nebel-Tour im November 2010 Antworten

Moin docook,
schöne Bilder und kein Wind, Glückwunsch.
Gruß Jürgen


Doc Offline




Beiträge: 310

30.11.2010 12:34
#6 RE: Eine Nebel-Tour im November 2010 Antworten

Hallo docook,
schöner Bericht und Bilder.
Danke
Rolf


RomanK Offline




Beiträge: 50

30.11.2010 15:04
#7 RE: Eine Nebel-Tour im November 2010 Antworten

Servus Docook !

Danke für den detaillierten Bericht, welcher einen nicht zuletzt in Verbindung mit den herrlichen Fotos die Tour miterleben lässt.

LG

Roman


Wolfgang Hölbling Offline




Beiträge: 3.675

30.11.2010 16:59
#8 RE: Eine Nebel-Tour im November 2010 Antworten

... on the rocks! Hoch die Tassen, ein schöner Bericht!
Danke

Wolfgang Hölbling


Der-auf-den-Raben-wartet ( gelöscht )
Beiträge:

30.11.2010 20:06
#9 RE: Eine Nebel-Tour im November 2010 Antworten

Echt wunderschön, Euer Bericht. Danke dafür.
Wenn nur die Harten in Garten kommen, seid Ihr für mich die ersten Kandidarten.
Ich mag besonders das Bild mit dem Kanu an der Eisgrenze. Superbe!
Bleibt nur eine Frage: Hattet Ihr genug Proviant bis zum nächsten Frühjahr dabei, für den Fall, dass Euch das Packeis eingeschlossen hätte?

Grüße von der eingepuderten Wesermündung
Erwin

Nigdy nie zagasnie! Möge der Geist nie erlöschen!

Rabenbild m. freundl. Genehmigung durch:http://www.atelier7a.de


Claus_Ulrich Offline




Beiträge: 337

30.11.2010 22:32
#10 RE: Eine Nebel-Tour im November 2010 Antworten

Sehr schöne Bilder, danke Docook!

Gruß
Claus


Peter Pan Offline




Beiträge: 163

03.12.2010 17:51
#11 RE: Eine Nebel-Tour im November 2010 Antworten

Schöner Bericht, aber wo sind die winterfesten Paddlers auf den Bildern ?
Oder warst Du allein unterwegs ?

Grüße in den Norden

Peter


docook Offline




Beiträge: 1.313

06.12.2010 09:19
#12 RE: Eine Nebel-Tour im November 2010 Antworten

Moin Peter,
wir waren zu Dritt unterwegs aber bei der Auswahl einiger Bilder fand ich die Landschaftsbilder stimmungsvoller und aussagekräftiger wie mein Konterfei mit 3 Tagebart.
Viele Grüße
docook


_Amarok_ Offline




Beiträge: 678

10.12.2010 17:01
#13 RE: Eine Nebel-Tour im November 2010 Antworten

Informativer Bericht und schöne Bilder. Danke!

Der Wald lebt, er kann atmen und sprechen und erzählt die Sage von der Urmutter allen Lebens. (jakutisch)


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